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Walter Müller-Seidel: Friedrich Schiller und die Politik. Nicht das Große, nur das Menschliche geschehe.
Verlag C.H.Beck, München 2009.
400 Seiten, 14,95 EUR.
ISBN-13: 9783406572845

Rezensionen von literaturkritik.de

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Von Gert Sautermeister
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Klappentext des Verlages

Schillers Ästhetik ist von Anfang an politische Ästhetik. In allen seinen Dramen wird um Herrschaft und um Freiheit gerungen. Um diese These zu belegen, faßt Walter Müller-Seidel Schillers Dramen neu ins Auge und befragt sie im Hinblick auf Herrschaftsformen, Widerstandsrecht und Tyrannenmord. Während tyrannische Herrschaftsformen nach Schillers Auffassung zu beseitigen sind, redet er dem Tyrannenmord lange Zeit keineswegs das Wort. Erst in seinem letzten abgeschlossenen Drama, in „Wilhelm Tell“, wird die Ermordung des Tyrannen bejaht. Müller-Seidel plädiert dafür, das Geschichtsdrama als zeitgeschichtliches Drama zu lesen – mit Napoleon als Hintergrundfigur. Der Legende, wonach die Wortführer der Weimarer Klassik die Forderungen des Tages ignoriert hätten, wird in diesem Buch entschieden widersprochen. Schillers Denken ist auf Politik gerichtet, auf Veränderungen durch Ästhetik, die von Anfang an politische Ästhetik ist und es auch bleibt. Staatliche Themen – Verschwörung, Widerstandsrecht und Tyrannenmord – gewinnen in Schillers Dramen Vorrang vor individuellen Charakteren. Dabei wird ein Dilemma erkennbar: zwar gilt es, Tyrannei zu beseitigen, doch ist das Recht auf Leben zu achten. Die Dramen Schillers sind daher gegen Tyrannen, aber gegen Tyrannenmord gleichermaßen. In der „Jungfrau von Orleans“ und vollends in „Wilhelm Tell“ ändert sich das Bild. Es drängt sich die Erklärung auf, Schillers politische Positionen stünden im Zusammenhang mit dieser Wandlung. Im Zentrum der Argumentation steht Schillers Auseinandersetzung mit Napoleon, den Schiller niemals beim Namen nennt, der aber die erschließende Hintergrundfigur in den Dramen seit „Wallenstein“ bildet. Anders als Goethe, Hegel oder Heine sieht Schiller in Napoleon nicht den „großen Menschen“, sondern befindet sich zu ihm in dezidierter Gegnerschaft. Was er den jungen Piccolomini sagen läßt, ist aus der Sicht eines neuen Begriffs von Humanität ganz in Schillers Sinne gesagt: „Nicht das Große, das Menschliche geschehe …“

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