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Straßenlampen oder Straßenbahn?
Adriano Sofri unternimmt eine philologische Spurensuche in Kafkas „Die Verwandlung“
Von Georg Patzer
Ausgabe 02-2020
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Klappentext des Verlages
Als Adriano Sofri Franz Kafkas Erzählung »Die Verwandlung« in einer zweisprachigen Ausgabe liest, bemerkt er in der italienischen Version einen Fehler. Die erfahrene Übersetzerin hat die »Straßenlampen« des Originals mit »Straßenbahn« übertragen. Ein Lapsus? Keineswegs: Denn Sofri entdeckt, dass bei Übersetzungen in unterschiedlichste Sprachen –Türkisch, Englisch oder Spanisch – auch das Licht der »elektrischen Straßenbahn« zu Gregor Samsa dringt.
Sofris detektivischer Spürsinn ist geweckt, er blickt weit zurück in die Übersetzungsgeschichte von Kafkas Erzählung. An deren Anfang steht das abenteuerliche Leben der Künstlerin und Frauenrechtlerin Margarita Nelken – und ein Plagiat von Jorge Luis Borges. Alle Indizien zur Verwandlung der Verwandlung werden gesammelt: die Ähnlichkeiten von Samsas und Kafkas Zimmer, Felice Bauers Briefe aus der Berliner Tram, die »Elektrischen« in Kafkas Prag und seinen Schriften – und jene Fassung des Originals, die den Übersetzern Recht zu geben scheint …
Unterhaltsam und anekdotenreich erzählt Sofri von den nur flüchtig beleuchteten Nischen der Literaturgeschichte: Ein elegantes Plädoyer für die Neugier, die Freude am Nachdenken – und gegen die Eindeutigkeit.
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