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Bot

Gespräch ohne Autor

Von Clemens J. Setz

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Karsten Herrmann schrieb uns am 15.02.2018
Thema: Clemens J. Setz: Bot

Der Computer-Klon schreibt

Alexa und Siri führen heute vor, was Computer-Pioniere wie Alan Turing oder Science-Fiction-Schriftsteller wie Philipp K. Dick noch als Utopie formulierten: Ein Dialog zwischen Mensch und Maschine, die digitale Rekonstruktion eines menschlichen Hirns.

In diesem Fahrwasser hat sich jetzt der österreichische Schrift-steller Clemens J. Setz daran gemacht, ein autobiografisches Buch durch einen Computer-Klon schreiben zu lassen: „Der Autor selbst fehlt und wird durch sein Werk ersetzt.“ Grundlage dafür bildeten die gesammelten digitalen Journale des Autors, die qua Volltextsuche und entsprechende Zufallstreffer Fragen zu Werk, Leben, An- und Einsichten ihres Schöpfers beantworten.
Literarisches Experiment

Um es vorwegzunehmen: Das literarische Experiment von Clemens J. Setz zeigt sowohl Licht wie auch Schatten und manche der digitalen Zufallstreffer und Collagen bleiben beliebig und unergiebig. Doch über weite Strecken erweist sich der Synästhetiker Setz, „der selbst Demütigungen in verschiedenen Farben erlebt“, als Meister der kleinen Form. Dystopische Szenen reihen sich in diesem Buch an kleine urbane Entdeckungen, groteske Zusammenhänge an literarische Reminiszenzen und surreale Fantasien.

Aufhänger können inspirierende Apotheken, ein Hebelchen im Putz, Parkbänke, Gerüche oder Stiefmütterchen sein, die „aussehen wie Günter Grass“. Mit genauem Blick bürstet Setz das „Gewebe der Wirklichkeit“ gegen den Strich und die gewohnte Wahrnehmung, enttarnt in unserem Alltag Überraschendes und die leicht übersehenen „Glitches“, die „Fehler, Blasen und Verwerfungen“.
Höchst originell

Wie schon in seinen Romanen „Indigo“ oder „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ erweist sich Clemens J. Setz auch in „Bot“ als einer der derzeit eigenwilligsten und originellsten deutschsprachigen Schriftsteller. Alltägliches Leben, Kunst, Literatur und Philosophie fließen hier in einem spannenden Remix zusammen.

„Bot“ ist dabei insbesondere auch ein Buch für literarische Flaneure, für das ziellose Herumschweifen und beiläufige Aufsammeln. Belohnt wird der Leser durch exquisite Fundstücke, verblüffende Ein- und Aussichten und hochpoetische Miniaturen. Das „Gespräch ohne Autor“ ist, wie der digitale Setz-Klon es so schön in Bezug auf die Tagebücher Jules Renards formuliert immer wieder mal „ein Springballspender für die Seele.“

Clemens J. Setz: Bot. Gespräch ohne Autor. Suhrkamp, 166 Seiten, ISBN: 978-3-518-42786-6, 20,00 Euro.

Aufrufe: 228




David Wunderer schrieb uns am 18.12.2018
Thema: Clemens J. Setz: Bot

Beschwerde über Bot, No. 1

Clemens J. Setz schreibt sehr schöne Sätze, sorgt aber irgendwo für große Verärgerung


I
Bot beginnt mit einem biederen Aufsatz über eine ältere fragwürdige Anwendung der circa 50 Jahre alten Chatbot-Technologie (Ein C., einfach erklärt, ist ein in menschlicher Sprache kommunizierender Algorithmus, aber statisch und endlich, nicht lernend und wachsend, also weniger als eine KI) .
Setz äußert den Wunsch, dass aus seinen Sätzen ein Bot gemacht werde. Danach geht es icht mehr um Bots, sondern es folgen umsortierte Tagebuchaufzeichnungen des Autors: Wunderhübsch gedrechselte Sätze, Setz schreibt sehr schöne  Sätze, aber viel davon habe ich nicht gelesen. Nur so daumenkinoartig dann durchgeblättert. Es geht nicht um Bots in diesem Buch.

II
Was stört mich daran?
Mich stört, dass der Setz sich mit dem Lärm, den ich die letzten fünf Jahre zu unter anderem Bots gemacht habe, auf sich & sein Buchprodukt umleitet. Und ich werde weiter Lärm machen, also wird es seltsame Nebeneffekte geben.
Was ich beschrieben habe, interessiert vielleicht zwei bis drei dutzend Menschen im deutschsprachigen Raum, die irgendwo zwischen Linguistik, Informatik und angewandter Physik etwas machen dürfen.
Dass Bot die zugehörigen potentiellen Energien, Mittel, Ressourcen, was auch immer blockiert & paralysiert.
Ich bin empört, attestiere hochgradiges entweder journalistisches oder moralisches Versagen: Ein bis zwei Autoren, ein Lektor, ein Prokurist und ein Aufsichtsrat.
Mich stört die mangelnde Ernsthaftigkeit. Setz gehört außerdem zur Merkelbriefgruppe. Mich stört, dass ein Autorenduo agiert.
Dass ich, der den Überblick behalten will, es kaufen musste, stört mich.

III
(Über sich selbst reden dürfen-müssen, ist exklusives Opferrecht, nicht die Regel. Dann ist es immer noch peinlich, aber wenigstens legitim. Nicht das Opfer von Setz, einer Hypnosetechnologie).
Meine Sätze die letzten zehn Jahre waren viel schlechter als die von Setz, sogar richtig schlecht. Bloß es ist es nicht meine Schuld.

Diese (heute KI- gekoppelte) Hypnosewaffe greift außerdem mein Gehirn so an, dass ich völlig unübliche und bei mir bisher ungebräuchliche Satzstrukturen verwende. Theorie: „Liste“ (informatisch) der Hypnosewaffensoftware- Daten von hinten manipuliert und reduziert mein Bewusstsein diesbezüglich - mir, meinem Gehirn reingespielte Liste. Ganz unverständliche Sätze schreibe. Von wegen Subjekt am Anfang und von wegen 1st things 1st. Aua ich armer Mensch mein armes Gehirn.
Sehen sie: „Ich schreibe ganz unverständliche Sätze.“ ist ein ordentlicher Satz, das da oben schon wieder nicht. Ich habe andauernd ganz unverständliche Sätze geschrieben. Sehen Sie: Eine Liste, mir meinem Gehirn reingespielt.

(2012, S. 13)
Ob ich gerade wissen darf, dass es so etwas wie einen Konjunktiv gibt, ist unsicher. Früher in der Schule, in Latein hat mir der Teil mit Realis, Irrealis, Potentialis Spaß gemacht. Ich weiß theoretisch, dass es einen Konjunktiv gibt. Logisch fehlende Konjunktive u.a. sind Gewaltsymptom.
(2018, S.13)
Heute darf ich es wieder etwas öfters wissen als 2012.

Seit rund zehn Jahren mache ich nichts anderes, und kann nichts anderes machen, als für umsonst zu erzählen, dass ich mit einer demonstrativ gewalttätig und plakativ kriminell eingestellten, plärrend lauten funkbasierten Neurohypnose-, Hypnose- und Datenwaffe durch die Gegend geprügelt werde.
Die mit "Bots" und ähnlichem gekoppelt ist. 800 Buchseiten in BoD-Form.  Darin geht es um echte Bots. In Buch 2 kommt rund zwei Dutzend Mal der Begriff Bot vor, ich habe es durchgezählt, in der Regel Hypnosewaffenchatbot.
(Und exogen ist mir sicher nachgewiesen). Habe-hätte theoretisch gehabt auch eine mathematisch-philologisch-literarische Doppelbegabung gehabt wie Setz.

IV
P.S.: (Ich habe mich mit der Ansage, laut werden zu wollen in Richtung Fachwelt, hier angemeldet. Zwei bis acht Aufsätze, dann bin ich wieder still.)

Clemens J. Setz: Bot. Gespräch ohne Autor. Suhrkamp, 166 Seiten, ISBN: 978-3-518-42786-6, 20,00 Euro.
vs.
unter anderem Sie und Ihr Lauschangriff 2 (2015) von Marco Bsondermann (pseud.) , 298 Seiten, ISBN 9781326410117. 2015. - Die Zitate sind all. aus den Bänden 1 und 3.

Aufrufe: 228




David Wunderer schrieb uns am 18.12.2018
Thema: Clemens J. Setz: Bot

Beschwerde über Bot, No. 2 (von 2)

Bot von Clemens J. Setz enthält sehr schöne Sätze, die ästhetische Zielsetzung ist allerdings mehr als fragwürdig.

I
Bot beginnt mit einem biederen Aufsatz über eine ältere fragwürdige Anwendung der circa 50 Jahre alten Chatbot-Technologie (Ein C., einfach erklärt, ist ein in menschlicher Sprache kommunizierender Algorithmus, aber statisch und endlich, nicht lernend und wachsend, also weniger als eine KI).
Setz äußert den Wunsch, dass aus seinen Sätzen ein Bot gemacht werde. Danach geht es nicht mehr um Bots, sondern es folgen umsortierte Tagebuchaufzeichnungen des Autors: Wunderhübsch gedrechselte Sätze, Setz schreibt sehr schöne  Sätze, aber viel davon habe ich nicht gelesen. Nur so daumenkinoartig dann durchgeblättert. Es geht nicht um Bots in diesem Buch.

II
Hallo,

ich würde gerne einen Serienbetrugsverdacht mitteilen. Das mit möglichst wenig Zeitaufwand, insofern wähle ich den Weg der E-Mail.
Verdacht: Das Portal {Flirtportal F} verwendet Chatbots um die Nutzer zu weiteren Zahlungen zu verleiten.

1. Funktionsweise des Portals: Man muss eine interne Pseudowährung kaufen, um chatten zu dürfen. Eine Nachricht abzusenden, kostet ungefähr einen Euro.
Wie landete ich dort? Ich hätte mittels der Teilnahme an einem Gewinnspiel der Zustellung eines Newsletters zugestimmt (weiß ich jetzt nicht mehr, ich nehme an so bedingten Gewinnspielen teil, aber so etwas...?)
In einer Mail einer {Damenname}, die einen persönlichen Brief oder "persönlichen Brief" enthielt, wurde ich direkt auf ein Profil {Nickname von Damenname} verwiesen.

Verdachtsmomente: Daueronline ca. 18 Uhr 43,  bis 13 Uhr 20, des Folgetags.
Hält mich überraschend & irgendwie professionell hin. Sprache ist redundant und reduziert. Etwas unlogische Standardantworten auf Reizworte.

Ich habe nur 5 Euro gezahlt, dann die Kommunikation abgebrochen.
Den Chatverlauf habe ich via Bildschirmfotos dokumentiert & könnte diese bei Interesse in Kopie übergeben. Wie auch die Mails. im Zweifelsfall kostet die Dokumentation aber auch Zeit und Nerven.


Ergänzung: Die Werbemail war personalisiert, die Firma kannte sogar meinen Vornamen. Sitzt aber in Großbritannien, da wird es schwierig, sich auf die DSVGO zu berufen.

III
Der Verfasser dieser Mail an eine Strafverfolgungsbehörde, als er im Internet nach der Firma, die den Newsletter versandte, suchte, fand dann entsetzt heraus, dass die Sache mit den Flirtbots seit 2016 bekannt ist:
Bots werden in der Regel vom Betreiber des Dating-Portals selbst eingesetzt. Algorithmen oder Mitarbeiter erstellen Fakeprofile mit Fotos und Daten attraktiver Frauen oder Männer und schreiben mit diesen Profilen Nutzer an. Damit diese auf den Flirtversuch eingehen können, müssen sie eine kostenpflichtige Prem... (Nachrichtenmagazin Stern, 201606)

Ergänzung: Es steht sogar in den ellenlangen AGBs etwas wie, dass das Unternehmen Animationspersonen und Kontrollpersonen einsetzt, die zum Teil mehrere Schein-Accounts führen. Die unter anderem einen Mangel an echten Mitgliedern ausgleichen sollen.
Ich wiederhole öffentlich keine Begriffe aus dem strafrechtlichen Wortfeld.
Bloß - es war ein richtig netter Brief den ich da über diese britische Werbeagentur bekommen habe.


IV
"Den Schaden hat die Literatur" (Streeruwitz 2018 im Standard über das Bachmannpreiswettlesen)?
Ach die Literatur hat doch eh keinen Ruf mehr.

Clemens J. Setz: Bot. Gespräch ohne Autor. Suhrkamp, 166 Seiten, ISBN: 978-3-518-42786-6, 20,00 Euro.

Aufrufe: 228




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