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Als Beispiel für eine völlig konträre emotionale Reaktion auf einen Typus von Mann, der von der Finanzkrise aus der Bahn geworfen wurde, sei auf einen Essay von Roger Willemsen verwiesen, der am 1.11.2008 in der Süddeutschen Zeitung erschien. Der Mann wird so geschildert, dass man kaum anders kann als - angewidert zu sein und ihm das Schlimmste zu wünschen. Das tut Willemsen denn auch: "Etwas Unvernünftiges wird in sein Leben eindringen, Niederlage mit
Namen, Scheitern, Misserfolg. Weh ihm! Nun wird er in eine Kultur
entlassen, die er nicht kennt. In seiner Sprache gesprochen: er wird
enteiert."
Enteiert? Die Erklärung für den etwas seltsamen Wortgebrauch
folgt umgehend. Roger Willemsen hätte es am liebsten, dass es den fiesen
Geschäftsmännern dieses Typs wie den Stieren ergeht, deren Kastration solche
Männer einmal beobachten durften und Willemsen selbst mit beobachten musste:
"Den kräftigen schwarzen Kolossen wurde der Hodensack aufgeschlitzt wie
mit einem Brieföffner, dann kullerten die weißen Hoden ins Gras und die Stiere
sprangen auf und davon mit hohen Schreien, sinnlos mit den Hufen austretend wie
vor Freude. Dazu lachten die Männer ringsum auf unsympathische, höhnische Weise,
wussten sie doch besser als das Vieh, was da eben verloren gegangen war."
Diese Stiere fallen Willmsen ein, "wenn ich jetzt die Bilder vom
Börsenparkett sehe, und die Schadenfreude isoliere, die sie auch
auslösen."
Spinnen versus Willemsen, das ist der Kontrast zwischen zwei
Kulturen des Umgangs mit Emotionen.
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