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Autoren : Llull, Ramon

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Ramon Llull war ein katalanischer Dichter, Philosoph und Theologe, geb. 1232/33 in Mallorca (dem heutigen Palma), gest. 1316 wohl ebd.; aus wohlhabender bürgerlicher Familie, die nach der Eroberung Mallorcas (1229) durch König Jaume I. von Barcelona aus dorthin übersiedelte. Bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr lebte Ramon Llull ein weltliches Leben, hatte am Königshof in Mallorca eine Stellung als leitender Beamter, war mit Blanca Pisany verheiratet und Vater zweier Kinder. Um 1263 jedoch hat er ein Bekehrungserlebnis, bei dem ihm der gekreuzigte Christus erscheint. Er beschließt, von jetzt an sein Leben der Bekehrung der Muslime zu widmen, das beste Buch der Welt zu schreiben und die Mächtigen zur Gründung von Klöstern zu bewegen, in den die Sprachen der zu Bekehrenden gelehrt werden. Er unternimmt Pilgerreisen und widmet sich auf Mallorca und später in Montpellier dem privaten Studium der Philosophie und christlichen und muslimischen Theologie. Durch göttliche Erleuchtung wird er zu seinem Lebenswerk, der Ars, inspiriert, ein System, das den Einblick in das Sein und Wirken Gottes ermöglicht und zugleich eine Methode ist, um Nichtchristen mit Worten von der unbedingten Wahrheit des christlichen Glaubens zu überzeugen (Kreuzzüge hingegen sind das zweite Mittel der Wahl - wenn eben die Worte versagen). Dieses große, in mehreren Fassungen über viele Jahre hinweg vervollkommnete Werk wird von vielen anderen Büchern und Traktaten begleitet. Neben der schriftstellerischen Tätigkeit war Ramon Llull ein rastloser Reisender, unterwegs zwischen seiner Heimat und Montpellier, Rom, Paris, Genua, Barcelona, Zypern, Neapel, Pisa und Messina. Dazu unternimmt er ab 1293 drei Missionierungsreisen nach Nordafrika (Bejaia und Tunis), die aber alle erfolglos verlaufen, denn er wird angegriffen, eingekerkert und schließlich ausgewiesen. 1316 stirbt er entweder auf Rückfahrt von Tunis nach Mallorca oder kurz darauf in seiner Heimat. Beigesetzt wird er in der Kirche des Franziskanerklosters in Palma.
Werke: Ramon Llull war ein ungeheuer produktiver Autor, der ständig an einem oder sogar mehreren Werken gleichzeitig arbeitete, das aktuelle Werkverzeichnis umfasst 280 Einträge. Er hat seine Muttersprache, das Katalanische, zur Literatursprache geformt, so dass nun auch komplexe philosophische, theologische, naturwissenschaftliche und pädagogische Themen in der Volkssprache erörtert werden konnten. Zu seinen wichtigsten Werken zählen: Libre de contemplació en Déu (Buch der Kontemplation; 1273/74); Libre del gentil e dels tres savis (Buch vom Heiden und den drei Weisen; 1274/76); Blaquerna (Das Buch von Evast und Blaquerna; 1283; darin: Libre d'amic e amat [Buch vom Liebenden und dem Geliebten]); Libre de meravelles oder Félix (Felix oder Das Buch der Wunder; 1288/89); Taula general (1293/94); Arbre de ciència (Baum des Wissens; 1295/96); Liber Apostrophe (1296); Arbre de filosofia d'amor (Baum der Liebesphilosophie; 1298); Ars generalis ultima (1305/08). Die Vita coaetanea, seine Autobiographie, diktiert er 1311 einem Mönch der Karthause von Vauvert bei Paris.

Angaben nach: Lexikon des Mittelalters, Bd.7, Sp. 490-494; Wer war Ramon Llull, September 2017

D.H.

Artikel über Ramon Llull in literaturkritik.de:

Von den Schmerzen und Freuden der Liebe zu Gott und wie ein Baum der Seele aufhilft.
Gret Schib Torra übersetzt Ramon Llull
Von Dorothea Heinig
Ausgabe 10-2017




Aktualisiert am 2017-09-25 09:57:07
 
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