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Autoren : Zur Mühlen, Hermynia

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Die sozialistische Schriftstellerin Hermynia Zur Mühlen wurde 1883 als Gräfin Hermine Isabell Maria Folliot de Crenneville-Poutet in Wien geboren. In ihrer Jugend unternahm sie mit ihrem Vater, einem österreichisch-ungarischen Gesandten, ausgedehnte Reisen und lebte längere Zeit in verschiedenen Südeuropäischen und arabischen Ländern.
Zur Mühlen beschäftigte sich schon in jungen Jahren mit sozialistischen Ideen. So las sie etwa die Schriften des Individualanarchisten Max Stirner und pflegte ab 1903 Bekanntschaften mit russischen EmigrantInnen.
1908 ehelichte sich den baltischen Landadeligen Victor von zur Mühlen und zog mit ihm in dessen livländische Heimat. Ihre sozialistischen Vorstellungen vertrugen sich so schlecht mit den reaktionären Ansichten ihres Mannes, dass sie sich schon bald von ihm entfremdete. Zwar trennte sie sich 1913 während eines Kuraufenthaltes in der Schweiz von ihm, doch wurde die Ehe erst 1918 geschieden. Zwanzig Jahre später ging sie im tschechoslowakischen Exil eine Ehe mit Stefan I. Klein ein, der ihren schriftlichen Nachlass nach ihrem Tode vernichtete.
Während mehrmaliger, krankheitsbedingter Kuren in Davos befasste sie sich von 1914 an näher mit dem Marxismus. 1919 trat sie in Frankfurt der neugegründeten KPD bei, in deren Zentralorgan „Die Rote Fahne“ sie in den Jahren der Weimarer Republik ebenso häufig vertreten war wie in anderen sozialistischen und kommunistischen Blätter (etwa in „Der Revolutionär“ und „Die Erde“). 1932 verließ sie die Partei wieder.
Ihre erste literarische Veröffentlichung erschienen 1917. Von 1919 an bestritt sie ihren Lebensunterhalt mit den Einkünften Übersetzungen und eigenen Publikationen. 1922 kam ihr erster Roman, „Der Tempel“, auf den Buchmarkt. Es folgten etliche weitere. Zuletzt erschien 1955 postum ihr Roman „Insel der Verdammnis“.
1924 wurde sie in Deutschland wegen ihrer Erzählung „Schupomann K. Müller“ des Hochverrats angeklagt. Da die Nationalsozialisten sie nach der Machübername zur Fahndung ausgeschrieben hatten, flüchtete sie 1933 nach Österreich, nach dessen Anschluss 1938 weiter in die Tschechoslowakei und zuletzt nach England, wo 1951 starb.
Zur Mühlen hinterließ ein vielfältiges Œuvre, zu dem neben Romanen und Novellen, Kinderbücher und Märchen sowie zahlreiche Feuilletons zählen, die nicht selten unter verschiedenen Pseudonymen erschienen.


Angaben nach:
Susanne Blumesberger: Handbuch der österreichischen Kinder- und Jugendbuchautorinnen. Band 2: L–Z. Böhlau, Wien, Köln, Weimar 2014. S. 1320-1329;
dies.: Hermynia Zur Mühlen. In dies.: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3 P–Z. Böhlau, Wien, Köln, Weimar 2016. S. 3658-3659;
Gisela Brinker-Gabler, Karola Ludwig und Angela Wöffen: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1800-1945. München: 1986. S. 340-342;
Renate Wall: Hermynia Zur Mühlen. In: dies.: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen im Exil 1933-1945. Harland & Wirth / Psychosozial-Verlag, Gießen 2004. S. 510-515, Juni 2019.


R.L.


Artikel über Zur Mühlen in literaturkritik.de:

Eine konsequente Antifaschistin und mäßige Schriftstellerin.
Ulrich Weinzierl hat eine vierbändige Werkausgabe der vergessenen österreichischen Schriftstellerin Hermynia Zur Mühlen herausgegeben
Von Rolf Löchel
Ausgabe 08-2019

Transatlantische Beziehungskurven.
Upton Sinclairs Briefwechsel mit dem Malik-Verlag
Von Heribert Hoven
Ausgabe 10-2001




Aktualisiert am 2019-07-01 12:45:08
 
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