Warum wir alle ans kalte Ende der Welt wollen

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Wir sind vom Eis umgeben: Coca-Cola wirbt mit animierten Eisbären, „des Wodkas reinste Seele“ besteht aus purem Eis und selbst prestigeträchtige Automarken werden neuerdings vorgeführt, wo sich Polarfuchs und Schneehase gute Nacht sagen. Längst haben Extremsport und Tourismus mit Eiswanderungen, Eisbär-Watching und Kreuzfahrten in die Antarktis den Rand der Welt erschlossen. Und im Buchmarkt boomt von „Smilla“ bis „In eisige Höhen“ alles, was nur ansatzweise von Expeditionen in die unwirtlichsten Regionen der Erde zu berichten weiß. Woher rührt unsere Faszination an der in Kälte erstarrten Welt? Ist die Flucht ins Eis ein Anzeichen dafür, dass uns Herausforderungen fehlen? Dass wir uns nur noch im Lesesessel mit den letzten Dingen am Ende der Welt auseinandersetzen wollen? Wir sind, was wir lesen, lautet eine von Thomas Kasturas Thesen, der uns auf einem Spaziergang durch alle Bereiche der Kultur begleitet. Nach dem Spaziergang wird kein Eiswürfel mehr einfach nur gefrorenes Wasser sein.

Thomas Anz

Titelbild

Thomas Kastura: Flucht ins Eis.
Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2000.
128 Seiten, 12,30 EUR.
ISBN-10: 3351027915

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