Unsere Mütter, unsere Väter revisited – der von Jan Süselbeck herausgegebene Band „Familiengefühle“ bietet Beiträge zu einem viel diskutierten Thema
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseFamilienromane erregen Aufmerksamkeit. Sie werden in der Presse debattiert und avancieren zu preisgekrönten Bestsellern: Von manchen Kritikern und Literaturwissenschaftlern schnell als bloßer Trend abgetan, brach der bemerkenswerte Boom der Generationenthematik in der literarischen und filmischen NS-Erinnerung nie ab. Man muss nur einen Blick auf die aktuelle Belletristik-Shortlist des Preises der Leipziger Buchmesse werfen, mit Büchern wie Katja Petrowskajas „Vielleicht Esther“ oder Per Leos „Flut und Boden. Roman einer Familie“.
Auch das Fernsehen folgt dem Trend. Die letztjährige ZDF-Serie „Unsere Mütter, unsere Väter“ wurde nicht nur in Deutschland, sondern auch in Russland, in Polen und den USA kontrovers diskutiert. Es bietet sich an, die Traditionen dieses Genres einmal grundsätzlicher und mit Rückblicken auf die Literatur vor und nach 1989 zu untersuchen: Besondere Bedeutung messen typische Plots vergleichbarer Narrative und Inszenierungen der Rolle der NS-Verstrickung einer konstruierten ‚Kriegsgeneration‘ von ‚Eltern‘ oder ‚Großeltern‘ zu, mit der sich deren ‚Kinder‘ und ‚Enkel‘ auseinandersetzen.
Warum aber entwickeln diese Geschichten eine derartige Emotionalisierungskraft, und wie wird diese ästhetisch erzeugt? Welche Gefühle genau werden durch diese Darstellungen hervorgerufen? Dieses Buch bietet kritische Beiträge zur Emotionalisierungskunst im Roman, im Comic und im Film. Neben Werken viel gelesener Autoren wie Arno Geiger, Bernhard Schlink und Uwe Timm werden dabei auch missverstandene oder bisher kaum beachtete Texte von Gisela Elsner, Thomas Harlan und Reinhard Jirgl untersucht.
Mit Beiträgen von Ole Frahm, Andrea Geier, Sieglinde Geisel, Hans-Joachim Hahn, Konstanze Hanitzsch, Urte Helduser, Markus Joch, Christine Künzel, Matthias N. Lorenz, Jan Süselbeck und Sabrina Wagner.
Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert grundsätzlich nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeitern der Zeitschrift. Deren Publikationen können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.
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