Es pocht an der Tür. Wer ist da? Martin Luther, der seine Thesen ans Wittenberger Kirchenportal hämmert!

Noch ziemlich genau ein Jahr und der so nie stattgefundene, legendäre Thesenanschlag jährt sich zum 500. Mal

Von Alissa TheißRSS-Newsfeed neuer Artikel von Alissa Theiß

Luther ist präsent, und zwar so gut wie überall. Seine Medienwirksamkeit hat Ausmaße erreicht, die hier und da fast an die besten Zeiten des Reformators im 16. Jahrhundert heranreichen dürften. Übertroffen wird er in der Tagespresse aktuell nur von Donald Trump. Dass die beiden verschiedentlich miteinander verglichen wurden[1], kommt einer Diffamierung des Reformators nahe oder einer Verharmlosung Trumps. Dessen Wahlsieg wird zwar sicher einiges ändern, auch in Europa, doch mit irgendeiner Art von „Reformation“ hat das nichts zu tun. Und Trump wird wohl trotz seines Einsatzes neuer Medien keinen so großen Einfluss auf die Volkssprache haben wie Martin Luther damals.

Mit der Wirkung der Reformation auf die deutsche Sprache beschäftigt sich der Essay Christoph Galles in dieser Ausgabe. Außerdem finden sich wie gewohnt unterschiedliche Buchrezensionen in diesem zweiten Schwerpunkt, den literaturkritik.de dem Thema nun widmet. Die Mittelalter-Redaktion lädt herzlich ein, in den Texten zu stöbern und sich so mit einem weiteren kleinen Ausschnitt aus der beeindruckenden Masse an Neuerscheinungen bekannt zu machen. Die Hessenschau titelte im Rahmen der Frankfurter Buchmesse passend, dass das Reformationsjubiläum nicht seine Schatten, sondern vielmehr seine Bücher vorauswerfe.[2] Aber nicht nur Bücher kommen im Orbit um das Jubiläumsjahr auf den Markt. Es sind zahlreiche Ausstellungen, Filme und Theaterstücke zu sehen, die um das Thema kreisen. Entsprechend offen ist das Feld, mit dem sich die Rezensionen in diesem Schwerpunkt  befassen.

Martin Luther ist zumindest in der Rezeption zu einer schillernden Figur geworden. Willi Winkler plädiert gar dafür, den Eislebener heilig zu sprechen. Was dieser wohl davon gehalten hätte? Es gibt noch viel zu diskutieren, was Luther, die Reformation und deren Rezeption betrifft. Da die Flut der Publikationen weiter zunehmen wird, freuen wir uns schon auf die nächsten Schwerpunkt zu dem Thema – im Lutherjahr 2017. Jetzt wünschen wir aber erst einmal prodesse et delectare mit der Novemberausgabe; und angesichts der jüngsten Entwicklungen in den Vereinigten Staaten lohnt es sich für die Verzagten, vielleicht auch noch einmal den Blick ins Gesangbuch zu werfen und sich von Luthers „Ein feste Burg ist unser Gott“ Trost spenden zu lassen…

Im Namen der Mittelalter-Redaktion

Alissa Theiß

[1] http://www.mcall.com/opinion/letters/mc-donald-trump-martin-luther-allegra-20150924-story.html

http://historyofjournalism.onmason.com/2016/02/16/martin-luther-16th-century-donald-trump/

https://historiesofemotion.com/2016/10/07/these-walls-of-straw-of-straw-and-paper-trump-luther-and-political-populism/

[2] http://hessenschau.de/kultur/buchmesse/buecher-autoren/lesetipps—500-jahre-reformation,buchtipps-reformation-100.html