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Das „Lexikon der Illustration im deutschsprachigen Raum seit 1945“ schließt eine Lücke

Von Jürgen WeberRSS-Newsfeed neuer Artikel von Jürgen Weber

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Das „Lexikon der Illustration im deutschsprachigen Raum seit 1945“ ist in der edition text + kritik als Lose-Blatt-Sammlung mit jährlichen Nachlieferungen erschienen. Es versammelt Artikel über Künstlerinnen und Künstler, die in den vergangenen 60 Jahren wesentliche Beiträge zur Buchillustration geschaffen haben, darunter viele berühmte Namen, von denen einige auch am Ende dieser Rezension angeführt sind. Das Verzeichnis ist nach dem Alphabet gelistet und kann durch Nachkauf der Aktualisierungen jederzeit ergänzt werden. Herausgegeben wurde das Lexikon von der Stiftung Illustration, die es sich unter anderem zur Aufgabe macht, die Illustrationskunst systematisch durch den Erwerb, die Bewahrung, konservatorische Betreuung, Archivierung und Ausstellung von Nachlässen, wichtigen Werkgruppen oder Einzelwerken, andererseits aber auch durch die Unterstützung wissenschaftlicher Forschung und fachspezifischer Publikationen zu fördern. Das vorliegende Lexikon ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung und besteht derzeit aus zwei dicken Lochmappen im DIN A 5 Format mit mehr als 1.000 Seiten.

Die Bedeutung der Publikation liegt nicht nur in ihrem Inhalt und dem herausragenden einzigatigen – oben beschriebenen – Konzept, sondern auch in dem schlichten Umstand, dass es zwar bereits für nahezu alle anderen wichtigen Kunstgattungen seit Jahren verschiedene Lexika und Handbücher gibt (zum Beispiel „Allgemeines Künstlerlexikon“, das „Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst“ oder das „Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“), in Deutschland bisher aber noch nicht eine vergleichbare Publikation für Illustrationen. Die Bedeutung der Buch- und Zeitschriftenillustration im deutschsprachigen Raum wurde aber seit dem 19. Jahrhundert immer größer und wird seither durch viele hervorragende Künstlerinnen und Künstler vertreten. Der Illustration als Teil der angewandten Kunst kommt in vorliegendem Lexikon also endlich sowohl kunst- als auch literaturgeschichtlich die ihr gebührende Bedeutung zu.

Die Texte über Künstlerinnen und Künstler, die im deutschsprachigen Raum in den vergangenen 50 Jahren wichtige Beiträge zur Buchillustration geschaffen haben, werden aber nicht anhand ihrer Nationalität in das vorliegende Lexikon aufgenommen, sondern aufgrund ihrer beziehungsweise seiner Bedeutung und Präsenz auf dem deutschsprachigen Buchmarkt. Dezidiertes Ziel der Publikation ist es, in den nächsten Jahren alle wichtigen Illustratorinnen und Illustratoren im deutschsprachigen Raum mit einem Artikel im Lexikon der Illustrationen zu würdigen. Die Herausgeber verstehen das Lexikon auch „als Arbeits- und Informationsmedium für alle, die sich professionell mit der Kunst der Illustration beschäftigen, so vor allem für Bibliotheken, Hochschulen, Museen, Kunsthändler, Antiquare, Buchhändler, Verlage, Werbeagenturen, Redaktionen von Zeitungen und Zeitschriften und Journalisten. Aber auch den Sammlern und Lesern illustrierter Bücher stellt es alle wesentlichen Informationen zur modernen und zeitgenössischen Illustration kompakt und in gut lesbarer Form zur Verfügung.“

Ein weiteres Ziel der gemeinnützigen Stiftung Illustration mit Sitz im Troisdorfer Bilderbuchmuseum ist die Förderung der Illustrationskunst. Sie erwirbt und bewahrt Vor- und Nachlässe, Werkgruppen und wichtige Einzelwerke aus dem Bereich der Illustrationskunst, organisiert Ausstellungen und Veranstaltungen und gibt wissenschaftliche Publikationen zum Thema Illustration heraus. Die Stiftung Illustration wurde gemeinsam von den Städten Troisdorf und Siegburg gegründet und ist dem Museum Burg Wissem, Deutschlands einzigem Spezialmuseum für künstlerische Buchillustration, angegliedert.

Das zunächst 30 Artikel umfassende Grundwerk wird künftig einmal jährlich durch ca. zehn weitere Beiträge ergänzt. Das Grundwerk (2009) bietet unter anderem Artikel über folgende Illustratorinnen und Illustratoren: Jutta Bauer – Rotraut Susanne Berner – Hannes Binder – Heinz Edelmann – Anke Feuchtenberger – Tatjana Hauptmann – Marie Marcks – Eva Johanna Rubin – Elizabeth Shaw – F. K. Waechter. Die dritte Nachlieferung des Lexikons, (2012) stellt auch folgende Künstler/innen vor: Georg Barber (ATAK), Gunter Böhmer, Heike Ellermann, Frans Haacken, Sybille Hein, Ruth Knorr, Alfred Kubin, Helmut Nickel, Katrin Stangl, Shaun Tan. Für das Jahr 2013 ist eine weitere Nachlieferung mit Artikeln zu folgenden Künstlerinnen und Künstlern geplant: Marlene Reidel, Josef Hegenbarth, Martin Baltscheit, Wilhelm M. Busch, Anita Albus, Peter Schössow, Hans Ticha, Jutta Mirtschin, Alfred von Meysenbug, et al. Das Lexikon umfasst inzwischen zwei Ordner mit 1.300 Seiten, es erscheint in der edition text + kritik im Richard Boorberg Verlag. Besonders junge Graphik Designer und Künstler jedweder Facon werden sich über dieses Standardwerk freuen, versammelt es doch eine Vielzahl von Ideen, die zur eigenen Inspiration und Weiterentwicklung genutzt werden können.

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Stiftung Illustration (Hg.): Lexikon der Illustration im deutschsprachigen Raum seit 1945.
Redaktion: Helmut Krontaler.
edition text & kritik, München 2013.
1300 Seiten, 95,00 EUR.
ISBN-13: 9783869161914

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