Vom Heftroman zum Normvertrag

Das „Handbuch für Autorinnen und Autoren“ lässt kaum eine Frage unbeantwortet

Von Günther FetzerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Günther Fetzer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Das längst etablierte Handbuch für Autorinnen und Autoren im Uschtrin Verlag liegt nun in der achten, völlig überarbeiteten und erweiterten Auflage vor. Vorneweg hervorzuheben ist, dass sich zwei der 13 Großkapitel mit aktuellen Fragen der Branche befassen. Das ist zum einen der durch die fortschreitende Digitalisierung boomende Bereich des Selfpublishing und zum zweiten der über 40 Seiten lange Kommentar zum Normvertrag für den Abschluss von Verlagsverträgen, eingebettet in den Teil „Recht und Soziales“.

Die neue Fassung des Normvertrags trat nach mehrjährigen Verhandlungen zwischen Verleger- und Autorenseite am 6. Februar 2014 in Kraft und ist hier vollständig abgedruckt.  Zwischen die farblich hervorgehobenen Vertragstexte sind teils umfangreiche Erläuterungen eingeblockt, die auch dem juristischen Laien die Sachverhalte verständlich nahebringen.

Das Selfpublishing-Kapitel steht dem Buch voran. Damit wird dokumentiert, wie bedeutend das Publizieren eigener Texte ohne einen Verlag geworden ist. Nicht umsonst bieten inzwischen auch große Publikumsverlage Plattformen an, auf denen sich ein Autor – meist kostenlos – präsentieren kann. Hervorzuheben ist, dass in diesem Kapitel durch mehrere kürzere Beiträge auf die Bedeutung des Marketings für Selfpublisher hingewiesen wird.

Die weiteren Kapitel behandeln die Genres Heftroman, Texte für das Theater, Hörspiel und Drehbuch. Kapitel über Prosa jenseits des Heftromans und Lyrik fehlen. Die übrigen Großkapitel, die jeweils in einzelne Aspekte aufgegliedert sind, befassen sich mit praktischen Fragen wie „Aus- und Fortbildung für SchriftstellerInnen“, „Kontaktaufnahme: Anschreiben, Exposé, Textprobe/Manuskript“ und „Geld verdienen mit literarischen Dienstleistungen“. Sehr verdienstvoll sind die Abschnitte „Literaturzeitschriften“, „Literaturagenturen“, „Verlage und Genres“ sowie „Infobörsen, Netzwerke und literarische Einrichtungen“, weil hier in besonders hohem Maß Adressen genannt werden: das eigentliche Kernstück des voluminösen Bands. Es gibt kaum einen Bereich, der nicht ausführlich dokumentiert und durch das vorzügliche Register aufgeschlüsselt wäre. So umfasst zum Beispiel der Abschnitt „Verlagsadressen und Informationen“ rund 30 Seiten. Erhellend für den Ratsuchenden sind auch die Einführungen, Texte und Interviews von und mit Praktikern aus der gesamten Buchbranche. Das gilt ebenso für Erfahrungsberichte wie zum Beispiel „Mein erstes und letztes Selfpublishing-Werk“.

Insgesamt haben rund 40 Autorinnen und Autoren unter der Federführung der Verlegerin Sandra Uschtrin und Heribert Hinrichs ein eindrucksvolles Kompendium geschaffen, das kaum eine Frage unbeantwortet lässt. Dieses Handbuch wird seit nunmehr 30 Jahren in einem hoch spezialisierten Verlag verlegt und ist nach der Einstellung des Deutschen Jahrbuchs für Autorinnen und Autoren (zuletzt 2009) konkurrenzlos. Es gibt jede Menge detaillierte Informationen sowie hilfreiche Tipps und Hinweise – auch wenn man die Listung der Poetiken von Platon über Gottsched und Hegel bis zu Benjamin und Adorno nicht unbedingt als erhellend für Erstautoren einstufen möchte.

Titelbild

Sandra Uschtrin / Heribert Hinrichs (Hg.): Handbuch für Autorinnen und Autoren. Informationen und Adressen aus dem deutschen Literaturbetrieb und der Medienbranche.
8., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage.
Uschtrin Verlag, Inning am Ammersee 2015.
704 Seiten, 54,90 EUR.
ISBN-13: 9783932522161

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