Unterhaltsam und sonst nix

Über David Foenkinos’ Roman „Zum Glück Pauline“

Von Thomas NeumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Thomas Neumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der Icherzähler in David Foenkinos Roman hat Rückenschmerzen. Und er hat eine Beziehung, mit der er unzufrieden ist. Oder vielmehr: Er ist mit etwas unzufrieden, bemerkt aber nicht den Grund und als metaphorische Abbildung dieser Unzufriedenheit wird er von unerträglichen Rückenschmerzen überfallen. Schon nach kurzer Zeit, der Protagonist durchlebt den Besuch bei Ärzten und Wunderheilern, Wahrsagern und Sextherapeuten, wird auch dem Leser klar, dass es sich um eine offensichtlich psychosomatische Erkrankung handelt. Nimmt der Druck auf die persönliche Situation des Protagonisten ab, lassen die Schmerzen nach. Also ist der Protagonist dazu aufgefordert, seine persönliche Situation zu ändern. Dies macht er auch auf mehr oder weniger originelle Art und Weise und läuft dabei immer wieder Gefahr, bei der Beobachtungen seiner Umwelt in Plattitüden zu verfallen, die merkwürdig mit dem seichten Erzählen korrelieren: „Sah man auf der Straße einen Obdachlosen, fragte man sich gar nicht mehr, was er angerichtet hatte, um dahin zu gelangen. Der gesellschaftliche Abstieg war ein Teil von uns geworden“.

Die Lösung ereilt den Protagonisten in der Gestalt einer selbstbewussten Frau, der er im Vorzimmer einer Therapeutin begegnet. Der Protagonist trennt sich unfreiwillig von seiner Ehefrau, er findet mit Pauline – der neuen Frau – zusammen und irgendwie verhallt der Roman in einer seltsamen Unverbindlichkeit, ergeht sich in Allgemeinplätzen: „Ich sah Élise an, die nun nicht mehr meine Frau war.“ Und mit dem letzten Satz – vor dem auch nicht sehr erkenntnisreichen Epilog – legt man enttäuscht das Buch zur Seite: „Ich driftete vorüber, vorbei an all diesen Haupt- und Nebenschauplätzen meiner Existenz, die nur eines gemeinsam hatten: ihre Bedeutung für mein Leben“. Letztendlich ein unterhaltsames, aber nicht weiter bemerkenswertes Buch. Und wollen Sie wirklich etwas über Rückenschmerzen wissen? Recherchieren Sie im Internet.

Titelbild

David Foenkinos: Zum Glück Pauline. Roman.
Übersetzt aus dem Französischen von Christian Kolb.
Verlag C.H.Beck, München 2013.
411 Seiten, 17,95 EUR.
ISBN-13: 9783406654206

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