Moshen, Bangen, Mädchen

Zu Micha-El Goehres Roman „Jungsmusik“

Von Thomas NeumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Thomas Neumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Eigentlich passiert nichts Aufregendes in dem Roman von Micha-El Goehre. Aber wie es passiert und warum es passiert und dass wir dabei sein dürfen, das ist aufregend. So nimmt man denn dies kleine Taschenbuch, dessen Umschlaggestaltung durch eine in Flaschenform stilisierte E-Gitarre hervorsticht, zur Hand und beginnt eine unerwartete Reise durch das Imperium der Musikrichtung – wenn man denn so sagen will – „Metal“. Was ist nun darunter zu verstehen? Was ist „Metal“? Einschlägige Nachschlagewerke der Musiktheorie geben schnell und überhaupt nicht präzise Auskunft: „Musikrichtung und Subkultur, entstanden aus der Rockmusik. Die Bezeichnung ist die Kurzform des Begriffs Heavy Metal“. (Wikipedia) Micha-El Goehre steigt mit seiner Geschichte in einen ländlichen Ableger dieser Subkultur ein, der aus einer kleinen Gruppe junger Erwachsener mit der musikalischen Vorliebe für Metal besteht.

Der Protagonist des Romans ist der Metal-DJ Torben. Er legt in kleinen Kneipen auf und will einfach nicht erwachsen werden. Er schleppt regelmäßig gut aussehende Frauen ab, neben denen er sogar morgens aufwacht, trotzdem ist er in Lucy – die sein bester Kumpel ist – verliebt. Eigentlich eine einfache Geschichte, aber wie sie beschrieben wird, ihre Situationskomik und die charmanten und liebenswerten Charaktere machen den Coming-of-Age-Roman zu einem kleinen lesenwerten Highlight. „Lektüregründe“ findet man in hoher Zahl, etwa Torbens Kommentar zu begeisterten Festival-Aktivitäten: „Ich persönlich kann aber an Pissrinnenwettrutschen, Zelten bei Kackwetter und dem Verfolgen von Konzerten wahlweise aus dem Kung-Fu-Fighter-Pit oder der zweihundertvierundachtzigsten Reihe nichts Spaßiges finden. Da bin ich eher der gemütliche Veranlagte.“ Aber Torbens Argumentationsstrategien lassen zu wünschen übrig: „Ich kann’s echt nicht leiden, wenn Mädels recht haben, weil sie viel überzeugender recht haben als wir Kerle.“ Trotzdem ist Torben ein liebenswerter Typ und es macht Spaß, ihn auf seinen Exkursionen in seinem noch verantwortungslosen Leben zu begleiten. Dass die Realität ihn bedrängt, merkt er nicht zuletzt an einem Pärchen des Freundeskreises, das ein Kind bekommt – was natürlich alles verändert, ist der werdende Vater doch Torbens bester Freund.

Ein sympathischer Roman, jede Menge Musik, die man ohne Schaden zu nehmen bei der Lektüre durchaus nutzbringend hören kann, und eine kurzweilige Lektüre – mehr Rock’n Roll geht bei einem Buch selten.

Titelbild

Micha-El Goehre: Jungsmusik. Roman.
Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2013.
304 Seiten, 8,99 EUR.
ISBN-13: 9783746629124

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch