Ein bisschen Mord in Italien

Martina Andrés Thriller „Totentanz“

Von Thomas NeumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Thomas Neumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der Thriller von Marina André spielt auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart wird die Tochter eines Mafiaclan-Oberhauptes, geschieden von einem ebenfalls mit der italienischen Mafia in Kontakt stehenden Gangster, von ihrem Ex-Mann verfolgt und mit dem Tode bedroht. Er möchte das Sorgerecht für die minderjährige Tochter, welche die Erbin des Vermögens des Mafiaclan-Oberhauptes, ihres Großvaters, ist. Ein Attentat auf die Protagonistin gelingt nur teilweise. Sie landet im Krankenhaus und liegt im Koma.

Eine zweite Handlungsebene spielt im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts im Florenz der Medici. Deren Konkurrenz war in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht die Familie der Pazzi. Der zweite Protagonist des Romans ist Damian. Er wurde direkt von dem Familienoberhaupt der Pazzi Francesco de Pazzi engagiert und arbeitet in dessen Leibgarde. Dort ist er mit der Beseitigung von Gegnern und Konkurrenten der Pazzis beschäftigt. Während eines nächtlichen Gelages in einem Bordell rettet er eine Adelige und ihre Kammerzofe vor einem Mordanschlag. Die Gerettete ist eine ehemalige Angebetete von ihm. Er verliebt sich erneut und steckt mitten in einer Vielzahl von Problemen, ist das Objekt seiner Begierde doch verheiratet. Martina André webt eine verstrickte Geschichte um das Liebespaar in den 1470er Jahren und lässt die Liebesgeschichte nicht gut ausgehen.

Sie greift dann in die Trickkiste einer mit Dämonen bevölkerten Parallelwelt, in der der „Dämon“ von Damian durch die Zeit reisen kann, auf der sehnsüchtigen Suche nach der Reinkarnation seiner Liebsten. Er begegnet ihr in der ersten Erzählebene, in der Gegenwart des 21. Jahrhunderts. Diese Verknüpfung hat die Autorin erstaunlich geschickt gelöst. Man stolpert an keiner Stelle über eine holperige oder irgendwie unplausible Geschichte – wenn man denn der Verfasserin in die Dämonenwelt folgen möchte. Bis hier hin kann man von einer gelungenen und durchaus spannenden Fabel sprechen.

Allerdings wird der Leser im Laufe der Romanhandlung in regelmäßigen Abständen mit der Beschreibung von Liebespaaren beim gegenseitigen Austausch von Körperflüssigkeiten konfrontiert. Dies ist grundsätzlich natürlich erst einmal zu begrüßen, kann es doch durchaus zu einer atmosphärischen Dichte und erweiterten emotionalen Dimension des Buches beitragen. Hier allerdings nicht! Die sprachlichen Variationen der Beschreibung des Liebesaktes lassen es „pulsen“, „schwellen“ und sprachlich vor sich hin fiebern in einer wenig subtilen Sprache, in einer sehr einfachen sprachlichen Gestaltung. Dies mag dem einen oder anderen Leser durchaus gefallen, dem Rezensenten nicht. Wäre man an diesen Stellen etwas zurückhaltender vorgegangen, wäre vielleicht eine erotisch dichtere Atmosphäre entstanden, die den ansonsten sehr gelungenen Charakteren gut zu Gesicht gestanden hätte. Ansonsten ein durchaus spannend zu lesender, aber letztendlich doch nur für einen bestimmten Leserkreis zu empfehlender Roman.

Titelbild

Martina André: Totentanz. Roman.
Rütten & Loening Verlag, Berlin 2014.
638 Seiten, 16,99 EUR.
ISBN-13: 9783352008757

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