Ehe? Nein danke!
Ein Sammelband gegen die 'Homo-Ehe'
Von Rolf Löchel
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseMit dem von Ilona Bubeck herausgegebenen Sammelband "Unser Stück vom Kuchen?" ist ein wichtiges Buch zur derzeit so virulenten Diskussion um die 'Homo-Ehe' erschienen, in dem die schwulen und lesbischen AutorInnen dem "Geschrei nach Gleichstellung, nach Normalität und Privilegien, in das angeblich alle Homos einstimmen [...] ganz andere Töne entgegensetzen". Bereits der Untertitel "Zehn Positionen gegen die Homo-Ehe" weist auf die Vielfalt der Ansätze hin, von denen aus argumentiert wird. Konsens herrscht jedoch darüber, dass die Ehe ein "disziplinierendes Zwangssystem" heteropatriarchaler Herrschaft sei, deren Möglichkeit für Schwule und Lesben zu fordern, die "Perspektiven für nicht-hierarchische Beziehungen und andere Lebensformen" erschwere - und zwar sowohl für Homo- als auch für Heterosexuelle. Die AutorInnen zeigen nicht nur die "Risiken und Nebenwirkungen der Zweierkisten" auf, sondern stellen auch Überlegungen zu "real-politischen Alternativen" an. Nicht ein Stück vom Kuchen zu ergattern, gilt es demnach, sondern einen neuen zu backen, wie Christina Schenk fordert, oder besser noch mehrere verschiedene oder vielleicht auch überhaupt keinen Kuchen backen, sondern etwas leckeres kochen, dünsten, schmoren, braten und was es da alles gibt.
Das Spektrum der meist gewinnbringend zu lesenden Beiträge reicht von queer-theoretischen Überlegungen, die auf Judith Butler fußen, über eine Resolution der Deutschen Aids-Hilfe zur Gleichstellung aller Lebensweisen bis zum ausgearbeiteten "Konzept zur rechtlichen Gleichbehandlung aller denkbaren Beziehungsstrukturen". Bedauerlich ist, dass in einzelnen Aufsätzen die guten Argumente gelegentlich kaum noch unter der aggressiven und überschäumenden Polemik gegen den "Triumph der Dummheit" hervorzulugen vermögen.
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