Der dreifache Prometheus

Texte von Hesiod bis René Char

Von Irmgard Johanna SchäferRSS-Newsfeed neuer Artikel von Irmgard Johanna Schäfer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die Figur des Prometheus ist seit Jahrtausenden Gegenstand und Reibungspunkt von Literaten, die sich mit der antiken Götterwelt oder der Entstehung der Menschheit auseinander setzten. Denn Prometheus, der Sohn des Iapetos und der Klymene, ist die entscheidende Person in der Beziehung Mensch - Gott in der antiken Welt.

Es gibt Prometheus mit drei verschiedenen Schwerpunkten, einmal der "Menschenbilder", wie er von Äsop, Goethe und Boccaccio bedichtet und beschrieben wird, hier formt er den Menschen aus der Erde als Ebenbild der Götter. Der "Feuerbringer" Prometheus, der den Menschen das Feuer des Zeus bringt um ihnen Verstand und Erleuchtung zu geben. Drittens den "mythischen Prometheus", der der Strafe der Götter anheim fällt und an den Kaukasus gefesselt wird, wo ihm jeden Tag von neuem ein Adler die Leber aus dem Leib frisst, die jede Nacht wieder nachwächst. Er ist in jeder Hinsicht eine tragische Gestalt, denn weder die Menschen danken es ihm, dass er sie geschaffen und erleuchtet hat, noch die Götter, die nun den Menschen die Büchse der Pandora schicken und ihn tausende von Jahren hindurch quälen und schließlich einfach vergessen. Er wird zum Sinnbild der verkannten Helden, er wird in verschiedensten Weisen adaptiert, mit Jesus verglichen und schmerzlichst besungen oder verlacht.

Wolfgang Storch und Burghard Damerau haben eine Vielzahl von Texten zusammengetragen, die sich auf die verschiedensten Arten mit dieser Figur beschäftigen, vom antiken Drama über Briefe und Gedichte bis zu philosophischen Abhandlungen zum Thema. Das Buch ist in sechs Teile gegliedert, der erste Teil gibt einen Einblick in die Geschichte der Forschung und den generellen Mythos, die folgenden vier Teile beschäftigen sich mit dem Leben des Prometheus in seinen verschiedenen, wichtigen, überlieferten Stadien, das des "Menschenbildners", des "Feuerbringers", des "Gefesselten" und das des "Befreiten". Abschließend kommen Kafka, Mandelstam und Char zu Wort, um das Buch abzurunden. Verschiedene Sichtweisen, Auslegungs- und Interpretationsweisen finden sich in diesem Buch vereint. Leider ist Wolfgang Storchs Vorwort zum Buche ein recht Schwammiges und wird dem Gehalt der zusammengetragenen Texte nicht gerecht.

Titelbild

Wolfgang Storch / Burghard Damerau (Hg.): Mythos Prometheus.
Reclam Verlag, Leipzig 1995.
255 Seiten, 12,30 EUR.
ISBN-10: 3379015288

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