Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs
Matthew Klams "Storys aus der Welt der Männer"
Von Dirk Fuhrig
Ein Buch für Heiratswillige und solche, die es sich besser noch einmal überlegen sollten. "Dies würde der Beginn eines Lebens in wahrer Einsamkeit sein", lässt Matthew Klam einen seiner traurigen Helden am Vorabend seiner Hochzeit feststellen. Torschlusspanik eines verwirrten Mannes, der den Wechsel vom Single zum treu sorgenden Gatten nicht zu verkraften scheint. Zumindest so lange nicht, bis Braut und Bräutigam im letzten Moment den allgemeinen Ekel schnell noch mit gutem Sex übertünchen.
Klams "Storys aus der Welt der Männer" besitzen nämlich oft einen seltsamen Hang zum Happy End. Das macht den Schluss dann umso enttäuschender, als in den Seiten davor so außerordentlich pointiert, offenherzig und böse berichtet wird: Irrungen, Verstörungen und Verklemmungen im saturierten Leben erfolgreicher Ostküstenbewohner der Clinton-Ära. Da weht ein Hauch von versteckten Obsessionen, von unausgelebten Begierden, einmal gar von Homosexualität durch die anständige Großbürgerlichkeit, die in grandiosen Landhäusern, auf glamourösen Cocktail-Partys oder Privat-Inseln, zwischen Werbe-Agenturen und dem State Department und immer wieder auf Hochzeiten zelebriert wird. Überall offenbaren sich Überdruss und sexuelle Frustration, und Erektionsstörungen zählen dabei noch zu den minderen Problemen. Das ganze Elend einer neurotischen Generation, die zwischen Freiheitsdrang, linksliberaler Gesinnung und traditionell-konservativem Lebensentwurf schlingert - und in der Regel resigniert doch ins warme Ehe-Nest schlüpft. Happy End?
Matthew Klam, 36, preisgekrönter Kolumnenschreiber für das "New York Times Magazine" und "Harper's", stochert in seinem ersten Buch lustvoll in den Wunden, die das moderne Leben seinen jungen, aufstrebenden Geschlechtsgenossen schlägt - Geschichten von Männern am Rande des Nervenzusammenbruchs.