Zurück bleibt ein toter Mann - Die Femme fatale im Drama

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

1997 fand an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz eine Ringvorlesung des "Interdisziplinären Ausschusses für Drama und Theater" zum Thema femme fatale statt. Jürgen Blänsdorf hat die Vorträge 1999 zu einem Sammelband mit dem Titel "Die femme fatale im Drama" vereinigt und eine Einleitung geschrieben.

Während die anderen Beitragenden die Rolle der femme fatale in Klassikern der Weltliteratur von der griechischen Tragödie (Walter Nicolai) über John Websters "The White Devil" (Dietrich Rolle) und Kleists "Penthesilea" (Carola Hilmes) bis hin zur französischen Literatur des fin de siécle (Gerhard Damblemont) und zum französischen Surrealismus (Christine Mundt-Espin) erörtern, beleuchtet der Herausgeber "Begriff und Umfang des Themas 'Femme fatale'". Sie "lockt, verspricht und entzieht sich. Zurück bleibt ein toter Mann", zitiert er einen älteren Text der ebenfalls in diesem Band vertretenen Autorin Carola Hilmes, die allerdings, wie er betont, auch darauf hingewiesen hat, dass für die femme fatale "die Geschichte" ebenfalls "meist tödlich" endet. Er selbst scheint zum Thema jedoch wenig sagen zu können, denn für seine Thesen zieht er immer wieder verschiedene Texte von Hilmes heran, aus denen er unter anderem die Erkenntnis zitiert, dass der femme fatale kein "Realtypus des Weiblichen" entspricht, sondern es sich bei ihr vielmehr um eine ausgemachte Männerphantasie handelt, die als "Projektionsfigur [...] nicht zu eliminieren" ist.

Beschlossen wird der Band mit einem Aufsatz von Thomas Koebner zur Gestaltung des "Judith-Typus" im Film als einem dem Drama verwandten und es weiterführenden Genre.

R. L.

Titelbild

Jürgen Blänsdorf: Die femme fatale im Drama.
Francke Verlag, Tübingen 1999.
162 Seiten, 23,50 EUR.
ISBN-10: 3772018491

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