Zwischen den Fronten

Stefan Woltersdorff untersucht die "Traumlandschaften" des elsässischen Dichters René Schickele

Von Ernst Ulrich GroßeRSS-Newsfeed neuer Artikel von Ernst Ulrich Große und Martina HerkertRSS-Newsfeed neuer Artikel von Martina Herkert

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Ein merkwürdiges Photo ist gleich nach dem Inhaltsverzeichnis abgedruckt. Es liefert dem Verfasser einen knappen, aber aussagekräftigen Einstieg in sein Thema: die Elsassmodelle in den Prosatexten von René Schickele (1883-1940). Das Bild zeigt den elsässischen Journalisten und Dichter mitten auf einer Rheinbrücke, gelehnt an das Geländer und einen dort anmontierten Pfahl, dessen Schild die Grenze zwischen der "République Française" und dem "Deutschen Reich" anzeigt. Nach 1918 war das Elsass ja wieder französisch und der Rhein dort erneut zum Grenzfluss geworden. So wird zugleich der historische Zeitpunkt (nach dem Ersten Weltkrieg) wie auch das zwiespältige bzw. "vermittelnde" Verhältnis des Dichters zu und zwischen den beiden Ländern angedeutet. Auch der Name - französischer Vorname, deutschsprachiger Nachname - wirkt wie ein Indiz dieser Zwischenstellung. Und über die deutsche Sprache pflegte Schickele zu sagen: "Ich bin nicht mit ihr zur Welt gekommen, habe sie mir erst als Geliebte erwählt." Das erinnert an den lothringischen Lyriker und Dramatiker Yvan Goll (1891-1950), der als Kind kaum ein deutsches Wort gehört hatte und für den die deutsche Sprache später eine Heimat - zeitweise seine einzige Heimat - wurde.

Schickele wie Goll und manch andere gehören zu den bezeichnenden Persönlichkeiten des Elsass und Lothringens, die - jeder auf seine Art - einen Brückenschlag zwischen den Kulturen versuchten. Die Lebenswege, Interessen und Schriften der beiden Autoren sind zu unterschiedlich, als dass sich ein Vergleich lohnen würde. Aber eingangs darf an die entscheidende Bedeutung der vielfältigen und widersprüchlichen Grenzland-Erfahrungen für deren literarische Werke erinnert werden.

Ziel der Untersuchung ist es, Schickeles erzählte "Chronik" der elsässischen "Traumlandschaft" darzustellen und die darin entwickelten kulturellen sowie politischen Elsassmodelle herauszuarbeiten. Die Modelle also eines Autors, den Thomas Mann einmal ironisch den "général de l'expressionisme" nannte.

Es handelt sich um eine anspruchsvolle und gründliche Untersuchung, die in München als Dissertation die Note summa cum laude erhielt und die nun in überarbeiteter Form vorliegt.

Der Haupttitel der Arbeit verrät schon viel von deren Geist. "Chronik": In diesem Wort ist die Vorstellung einer erzählten Abfolge enthalten. Und es mag auch daran erinnern, dass Schickele - sehr im Unterschied zum fast gleichaltrigen Goll - gern ein Erzähler war, ein Autor vor allem von Romanen, auch wenn die Anfänge seines Schreibens im journalistischen Bereich lagen und Woltersdorff nach den Presseberichten und -äußerungen die längeren Essays Schickeles ebenfalls durchmustert. Und zwar stets nach einer "Traumlandschaft", die sich Schickele auf der Suche nach der Identität des Elsass - und der Bestimmung seiner eigenen Identität darin - entwarf bzw. in Texten erprobte. Diese "Traumlandschaft" veränderte sich allmählich, nahm schließlich bald diese, bald jene Züge an. Sie wandelte sich mit den einzelnen Phasen seines journalistischen und literarischen Schaffens und teilweise auch mit den politischen Zeiten und Tendenzen. Wobei hinsichtlich der "Traumlandschaft(en)" zu betonen ist, dass es nicht nur schöne, ideale, sondern auch schlimme, bittere Träume gibt. Also Visionen und Imaginationen in hellen, aber auch in dunklen Farben... Nun ist es allerdings nicht Schickele selbst, sondern Woltersdorff, der eine Chronik der "Pluralität von Elsassbildern" in Schickeles Texten vorlegt.

Der Verfasser sieht sich dabei methodisch einer dekonstruktiven Tendenz verpflichtet. Er konzentriert sich auf die Jahre 1899 bis 1932.

Sehr klar formuliert er im ersten Teil die drei Zeitstufen des Elsass bei Schickele: das "erinnerte" Elsass der Vergangenheit, das "erlebte" der Gegenwart und das "ersehnte", das die Krise überwinden und dadurch Modellcharakter erlangen soll. Woltersdorffs logische Trias setzt sich fort, wenn er von den drei bei Schickele thematisierten Ebenen (subnational, national, supranational) spricht, in welchen dieser die elsässische Identität zu situieren und verankern sucht. Es geht dem Verfasser dabei stets um Konstrukte, da für ihn "Wirklichkeit (zumindest literarische) eine Konstruktion unseres Erkenntnisapparates ist". Er unterscheidet in dieser Hinsicht (individuelle, einmalige) "Bilder", (überindividuelle, konventionalisierte) "Stereotypen" und als vermittelnde Ebene zwischen ihnen "Modelle", die verschiedene Elemente von beiden enthalten und "über Textgrenzen hinweg stabil bleiben".

Der erste Teil schließt mit der bisherigen Schickele-Rezeption, genauer gesagt dem gegenwärtigen Editions- und Forschungsstand. Woltersdorff geht es hier darum, die bisher so häufige Vorstellung einer "mehr oder weniger geradlinigen Persönlichkeitsentwicklung" bei Schickele zu durchbrechen und den Blick nicht nur auf Kontinuitäten, sondern auch auf Brüche und Widersprüche in Schickeles Werk - besonders in seinen Elsassbildern bzw. -modellen - zu lenken. Er will also die beliebte Verbindung zwischen der Biographie des Autors und der Textabfolge im Lebensverlauf, d.h. die häufige Sichtweise "l'homme et l'œuvre" in Frage stellen.

Im zweiten Teil wird die "Elsassdebatte" in der Frühen Moderne dargestellt. Woltersdorff hat den historischen Hintergrund sorgfältig recherchiert und ihn anschaulich geschildert: Das Elsass als Teil des deutschen Kaiserreiches (1870-1918) spiegelt sich zunächst in den jeweiligen Zeitschriften bzw. Zeitungen wider: "Erwinia" (prodeutsch, später umbenannt in "Das literarische Elsass" und dann in "Neue Erwinia"), "Revue alsacienne illustrée" (autonomistisch), "Stürmer" und "Merker", die beide den Anschluss an die europäische Moderne suchen. Dieser "Stürmer" ist also nicht mit dem nationalsozialistischen Hetzblatt der dreißiger Jahre zu verwechseln. In der späteren Zeit des Elsass als Teil der französischen Republik (1918-1940) wird die Autonomismus-Frage erneut aufgeworfen. An der Diskussion beteiligt sich auch René Schickele.

Dieser Abriss der Elsass-Debatte situiert Schickele also in dessen "Umfeld". Woltersdorff stützt sich dabei auf eine breite Textgrundlage (lyrische wie Prosa-Texte, Reiseberichte, "Elsassromane" usw. verschiedener Autoren, außerdem sogar Lexikonartikel aus früheren Zeiten). Neben die historisch-zeitliche Sichtung tritt eine räumliche und zugleich ideologische. Einerseits treten dabei binäre Modelle zutage: Elsass und Deutschland in Opposition zu Frankreich / Elsass und Frankreich in Opposition zu Deutschland. Andererseits werden auch ternäre Modelle deutlich, mit dem Elsass als einer selbständigen "Zwischenklasse" bzw. einer "Mischklasse" aus beiden Nachbarräumen. Der Leser ahnt nun schon, welche verschiedenen Optionen sich Schickele boten.

Der dritte Teil liefert eine kritische und gattungsspezifische Orientierung über relevante Texte Schickeles im gesamten Zeitraum von 1899 bis 1932/33. Woltersdorff unterscheidet dabei drei Schaffensphasen des Autors: eine erste (1899 bis 1908), eine zweite (1909 bis 1918, also bis zum Ende des Ersten Weltkriegs) und eine dritte (1919 bis 1932).

Die Entwicklung des journalistischen Selbstverständnisses bei Schickele ist keineswegs von Anfang an klar umrissen, sondern entfaltet sich peu à peu, indem der Autor kühn an große literarische Vorbilder anknüpft (Heine, Baudelaire, Schiller) und zwischen "falschen" und "echten" Künstlern (den "Dichtern") zu unterscheiden sucht. Selbstbewusst zählt er sich zu den letzteren. Seine Identitätsfindung vollzieht sich - wie immer - leichter in Abgrenzung zu anderen, daher schreckt er auch nicht vor antisemitischen Andeutungen zurück. Zudem unterzeichnet er seine Artikel keineswegs immer mit dem Originalkürzel (R. Sch.) sondern wählt auch Pseudonyme wie "Paul Savreux" und "Sascha". Der Grundtenor seiner Beiträge ist streng und scharf im Urteil. Das erscheint als typisch für den frühen Schickele und seinen Ich-Kult. Aber der ersehnte Erfolg bleibt zunächst aus. Vor allem seine Versuche, in der Welt der Presse langfristig Fuß zu fassen, scheitern stets nach kurzer Zeit, sei es durch den Niedergang der jeweiligen Zeitung, sei es durch Anschauungen, die dem Zeitgeist oder den politischen Tendenzen entschieden entgegenstehen. "Schlüpfrige" Beiträge, Erotica, liberale Sexualmoral sorgen für Aufruhr, lösen gar Magazin-Prozesse aus. Und seine gelegentlichen Sympathiebekundungen für anarchistische Positionen sind gänzlich unerwünscht. Trotz dieser unsteten Periode (Selbstmord Victor Schweizers im Dezember 1904, der den Bankrott seines Verlages nach sich zieht) kann sich Schickele auf einem breiten Betätigungsfeld üben: Literaturbeiträge, Beiträge mit eher essayistischen Zügen, Theaterkritiken. Seine Mitarbeiter im "Magazin für Litteratur" (sic) sind damals keine geringeren als Hermann Hesse, Klaus Mann, Else Lasker-Schüler, Frank Wedekind. In den (pazifistisch orientierten) "Weißen Blättern", deren redaktioneller Leiter er 1914-1920 wird, veröffentlicht er als erster Texte von Franz Kafka.

Es ist ein großes Verdienst Woltersdorffs, diese "Sturm und Drang"-Zeit Schickeles schonungslos offen, distanziert und kritisch darzustellen. Er liefert uns ein sehr nuancenreiches und glaubwürdiges Tableau jenes Zeitabschnittes. Mit Recht setzt er dabei den Berufsstand des "Journalisten" im Falle Schickeles, namentlich während der Jahre 1909-1918, in Anführungszeichen, da er jetzt deutlicher skizziert, auf welche Weise der Beruf des Journalisten nun eine eindeutige Aufwertung erfährt. Denn Schickeles eigene Einstellung zum Journalistenmetier hat sich gewandelt. Früher voller Tadel gegen diesen Berufsstand, konstituiert er nun in eigens zu diesem Zwecke verfassten Texten (auch Definitionsversuche zum "Pamphlet") seinen Sinneswechsel. Der Journalist sei ein "privilegierter Chronist seiner Zeit". Schickeles Schreibe wird zugleich zusehends politischer. Zentrale Fragestellungen wie das Verhalten der Intellektuellen im Krieg, den Aufstieg der Rechtsradikalen in Frankreich, den Pazifismus und - immer wieder - die "elsässische Frage" geht er nun in seinen Artikeln an. In seiner dritten Schaffensphase findet Schickele, obgleich französischer Staatsbürger seit 1918, keinen Zugang zur Pariser Presse. Der "Sprung über die Vogesen" gelingt ihm nicht. Die Gleichung Elsässer = Franzose wird nicht anerkannt; er genießt keine Reputation in Frankreich. Besteht die einzige Konstante in Schickeles journalistischer Tätigkeit aus auffälligen Unregelmäßigkeiten? Manchmal scheint es so. Aber natürlich war die jahrelange journalistische Tätigkeit eine wichtige Stilschule für den Autor als Essayist und Dichter.

Noch bevor sein erster Lyrikband erscheint, lange vor seinen Dramen und Erzählungen, tritt er nämlich als Essayist hervor. Jedoch wendet er nie persönlich diesen Gattungsbegriff auf sich an. Deshalb steht der Terminus - wieder philologisch korrekt - bei Woltersdorff in Anführungszeichen. Schickele bespricht ebenso u. a. Essays von Hippolyte Taine, Émile Zola, George Bernard Shaw und Anatole France und fügt metasprachliche Bemerkungen an, versucht sich gar selbst an einer "Essay-Theorie": Der "Essay" sei seinerseits nicht politisch, sondern literarisch, nicht gegenwartsorientiert, sondern historisch. Und er sei (nicht nur der Gattungsbezeichnung nach) keineswegs deutsch, sondern ganz und gar französisch. Wieder erleichtert Woltersdorffs klare historische Darstellung, die mit übersichtlichen Tabellen und Graphiken angereichert ist, die Lektüre hinsichtlich der Komposition und der Rezeption der "Essaybücher".

Anschließend nimmt Woltersdorff Schickeles Romane vor 1933 in Augenschein. Methodisch identisch ist die Herangehensweise auch in diesem Fall: Eingangs werden Ansätze zu einer Romantypologie umrissen. Während bei Schickele die theoretischen Gattungsreflexionen zum Roman schon früh in der ersten Schaffensphase seit 1899 einsetzen, erscheint sein erster Roman relativ spät (1908). Der Romancier, so Schickele, sei ein "Grenzgänger", der im Idealfalle (ganz nach französischer Manier) drei Schriftstellertypen in sich vereinige: den "Dichter", den "Chronisten" und den "Philosophen". Analog hierzu gebe es drei Typen des Romans: den "Charakterroman", den "Sitten"- bzw. "Gesellschaftsroman" und den "Tendenz-" bzw. "Weltanschauungsroman". Keiner dieser drei Typen trete allerdings in "reiner" Form auf. (Dieses "Mischmodell" wird ab den zwanziger Jahren jedoch zugunsten des "Gesellschaftsromans" wieder aufgegeben. Das ist eines der zahlreichen Zeugnisse für die Widersprüchlichkeiten in Schickeles Gesamtwerk. Der eifrige Theoretiker Schickele setzt also seine sorgfältig formulierten Grundsätze keineswegs konsequent in die eigene schriftstellerische Praxis um. Woltersdorff schildert das umsichtig und detailliert.)

Nach dem ersten Werküberblick im dritten Teil sind die folgenden Teile den "drei Haupt-Prosagattungen Schickeles: Journalismus, Essay und Narrativik" gewidmet.

Im vierten Teil stellt Woltersdorff die Propagierung der Elsassmodelle in "journalistischen Texten" von 1899 bis 1932 dar. Die etymologische Definition der "Krise" (griech. ((í(((: "Entscheidung") soll das Verständnis des Krisenbewusstseins erleichtern. In Anlehnung an die Urbedeutung dient der Terminus zur Bezeichnung von Phasen der Erschütterung einer wie auch immer gearteten Normalität, in denen sich entscheidet, ob ein alter Zustand wieder restituiert wird oder ein Wechsel zu einem ganz neuen Zustand stattfindet. Unter vielen anderen "Krisen" (vgl. Äußerungen von Nietzsche in "Ecce Homo" oder von Karl Jaspers in "Die geistige Situation der Zeit") knüpft die deutsch-französische "Krise" an bereits zuvor existierende Denkmodelle an (Mythos der "Erbfeindschaft" contra Vorstellung der "Schicksalsgemeinschaft"; Modell des Elsass als "Krisenort" schlechthin). Schickele gibt sich mit dem Ist-Zustand keineswegs zufrieden, sondern formuliert vielmehr Bewältigungsmodelle, also Kräfte, die es positiv zu nutzen gelte: Dieses Denken spiegelt sich in seinen Schaffensphasen wider, und Woltersdorff sieht hier sogar eine exakte Konkordanz zwischen Schaffensphasen und vorrangigen Kräften der Krisenbewältigung: den Kräften zuerst der Kultur (1899-1908), dann der Politik (1909-1918), schließlich der Natur (1919-1932). Das bedeutet: Für den frühen Schickele (1899-1908) sollen Modelle für den elsässischen "Kulturraum" auf der Basis von Malerei, Theater und Literatur entstehen und zum Ziel haben, das Elsass aus der problematischen Domäne der Politik in jene der Kultur zu "verschieben". Welcher Kultur? Schickele hofft dabei zunächst auf eine Kunst-Revolution seitens der Malerei und des Theaters. Sie bleibt jedoch aus - aus seiner Sicht. Daher setzt er nun all seine Hoffnung auf die Literatur. Dem Elsass werden "geopsychische" Theoreme zugeordnet: Es vereine das Hochland als Ort der "Dichtung" (Vogesen) mit dem "Tiefland" als Ort der Prosa (Rheinebene). Weitere binäre Strukturen liegen, so Schickele, in der kulturellen Tradition des Landes vor: "Dichtung" wurzele in einem "katholischen" Milieu, "Prosa" dagegen in einem "protestantischen" oder "jüdischen". In diese Vorstellung bettet Schickele die Historie des Elsass ein. Die künftige "elsässische" Literatur müsse alternativ sein und sich deutlich von der national-französischen wie der national-deutschen Elsass-Literatur abgrenzen.

Woltersdorff zieht Bilanz für dieses Kapitel des "Kulturraums": 1. Schickele stehe unter dem Einfluss der sog. "Lebensideologie", die in seiner Vorstellungswelt zu einem "Energie-Programm" für das Elsass wird. 2. Der deutsch-französische Krieg von 1870/71 fällt nach Ansicht Schickeles mit einer fiktiven "Stunde Null" zusammen. Erst die zweite Generation nach diesem Krieg könne eine höhere Kulturentwicklung zustande bringen: zunächst auf regionaler, später auf nationaler und übernationaler Ebene. 3. Die "erste Kultur-Revolution" auf dem Gebiet der Malerei und des Theaters, die mit Namen wie Gustave Stoskopf und Charles Spindler verbunden ist, sei gescheitert. 4. Die "zweite" konzentriere sich auf Theater und Literatur. Doch sie scheitert - so nun Woltersdorff - ebenfalls an künstlerischen Mängeln und an dem Unvermögen, das Modell einer einheitlichen Nation mit dem eines eigenständigen Elsass in Einklang zu bringen. 5. Die "dritte" soll eine supranationale Kulturgemeinschaft im Elsass schaffen. Doch der Anspruch, das Elsass zu einem "Kernland" der Moderne zu machen, wird sich als zu idealistisch gedacht erweisen und scheitern.

Schickeles zweite Schaffensperiode steht, wie gesagt, unter dem Zeichen der Politik. Der Autor entwirft Modelle für den elsass-lothringischen "Politikraum", der damals ja noch von Berlin gelenkt wird. Das Elsass gilt ihm als ein kranker Körper, der einer medizinischen Behandlung bedarf. Nicht allein Schickele, sondern auch manch andere damalige Autoren unterliegen der Suggestivkraft der Metaphorik. Schickele spricht nun häufig in medizinischen Metaphern, sowohl in seinen Beiträgen zur "Straßburger Neuen Zeitung" während der Jahre 1910-1912 als auch in der Zeitschrift "Weiße Blätter". Er meint, mithilfe einer "kräftigen Schwitzkur" könne das Elsass wieder gesunden. Hier wiederholt Schickele die längst obsolet gewordene Säftelehre von "alten kranken Säften". Er lehnt das "Emigrationsmodell" und das "Protestmodell" ab. Auch dem deutschen "Okkupationsmodell" erteilt er eine Absage. Für die "preußischen" Beamten, Militärs und Lehrer und deren zwanghafte Germanisierungspolitik des Elsass (wie auch Lothringens) hat er nur Verachtung übrig. Bei alledem bedient sich Schickele durchaus häufig alter Klischees, obwohl er gelegentlich versucht, sie zu überwinden.

Optimistisch sieht er den Weg Elsass-Lothringens in die politische "Moderne".

Dass das Elsass zu Deutschland gehöre, ist für Schickele noch lange Zeit eine unbestreitbare Tatsache, wenn auch eine vornationale "Horde" ("Zürcher Tagebuch", 1916) Deutschland präge. So schreibt er noch mitten im Krieg in den "Weißen Blättern": "Die Elsässer sind Deutsche. [...] Das Elsass ist deutsch." Ansätze zu einem "autonomen Elsass", das er erwünscht, sieht er in der 1911 gewährten Teilautonomie. Die damalige Debatte wird von Schickele als Chefredakteur der "Straßburger Neuen Zeitung" aufmerksam verfolgt. Wieder einmal befindet er sich in einem deutlichen Zwiespalt: Er zeigt sich verärgert über feindliche Parolen seitens der französischen Presse, muss aber resignierend hinnehmen, dass auch die deutschen Pressekommentare um kein Quantum besser sind. Das ist eine sehr wichtige Lehre aus Woltersdorffs Buch. Er hat all die Stellen bei Schickele zusammengetragen, die eine deutliche Distanzierung vom Kaiserreich in seiner bestehenden Form und von den deutschen militaristischen Kräften ausdrücken. Das ist auch für die gegenwärtige Einschätzung Schickeles besonders in Frankreich von großer Bedeutung. Auch wenn Schickele damals das Elsass als Teil Deutschlands betrachtete, wollte er es niemals in einem militaristischen und undemokratischen Staat sehen, sondern stellte es in den künftigen Rahmen eines friedlichen und pazifistischen Staates und eines größeren deutsch-französischen "Friedensbundes" und eines für noch spätere Zeiten zu erhoffenden gesamteuropäischen Staatenbundes. Zumindest Teile seiner politischen Vorstellungen wirken also heute doch nicht ganz so unmodern.

Nach dem Ersten Weltkrieg wird das Elsass wieder französisch. Auch die Vorstellungswelten Schickeles müssen sich nun den neuen Verhältnissen anpassen. Er setzt jetzt auf die dritte "Vitalkraft". Es ist die im Kriege "unschuldig" gebliebene "Natur". Kultur und Politik sollen "naturgerecht" sein, abgeleitet aus einem oberrheinischen "Naturraum": ein Raummodell, das auch sonst in der deutschen Literatur und Publizistik der zwanziger Jahre auffällig an Bedeutung gewinnt. Schickele schreibt den von ihm bisher propagierten "Vitalenergien" der Kultur (allen voran der Dichtung) und der Politik deren eindeutiges Versagen zu. Recht laienhaft spricht er sodann vom "Unsinn der Geschichte", der sich nach den Straßburger Eiden (842) in Gang gesetzt habe. Nach der Krise des Ersten Weltkrieges stellt sich die Frage nach einer Wiederaufnahme der Elsassdebatte neu. Ein radikaler Neuanfang (zuvor bereits als erwünschter Zustand bezeichnet) zeigt sich als unumgänglich. Doch nun äußert Schickele seine Skepsis. Er will noch nicht so recht an den Phoenix glauben, der unbeschadet und neu aus der Asche steigt. Erst ab Mitte der zwanziger Jahre zeigt er sich hier zuversichtlicher. Nun soll es also die "Natur" richten. Die Natur vor allem der Oberrheinlandschaft: Auf sie setzt er nun.

Fast wie Rousseau beschwört Schickele die Natur als krisenfreie und bezwingende "Vitalkraft". Leben, Freiheit, Wahrheit, Unschuld und Glücksfähigkeit assoziiert er mit ihr - eine Utopie, die er auch in einem "Essaybuch" ("Himmlische Landschaft", 1932) aufnimmt und worin die sinnlichen Erfahrungen (Seh-, Gehör- und Tastsinn) in einer sich ekstatisch steigernden, mystisch-religiös und sexuell konnotierten Vereinigung gipfeln. Die Natur: Das sind für Schickele in erster Linie die Länder am Oberrhein, Baden und das Elsass, wobei beide ihm "Heimat" bedeuten ("hüben oder drüben des Rheins"). Das geographische Bild gewinnt an Komplexität, indem er das Hochland, das Hügelland, die Rheinebene sowie die drei Gebirge, die Alpen, die Vogesen und den Schwarzwald (entsprechend: Schweiz, Frankreich, Deutschland) nennt. Interessant sind die Gedanken, die er zum Thema "Nation" anstellt: Die Nation sei ein Willensakt, eine politische Gesinnungsgemeinschaft, ein Volk dagegen sei ein Schicksal, eine historisch-kulturelle Schicksalsgemeinschaft. Parallelen zum "völkischen" (nationalsozialistischen) Sprachgebrauch in Deutschland drängen sich dem Leser auf... Es folgt eine Auseinandersetzung mit den "Autonomisten" und den "Paneuropäern". Schickele schwebt letztlich eine Art Wiederherstellung des Reiches Karls des Großen vor, angefangen mit einem deutsch-französischen Bund um die Kernlandschaft des Oberrheingebietes herum und mit Straßburg als "kultureller Hauptstadt".

Im Übrigen weist Woltersdorff mit Recht auf fortgesetzte Metaphern (frz. "métaphores filées") und auf erzählende Passagen (z. B. von diversen Vorfällen und Skandalen) in den journalistischen Texten hin. So werden mehrere journalistische Arbeiten bei Schickele später zu Teilen nicht nur von Essaybänden, sondern auch von Erzählungen und Romanen.

Der fünfte Teil problematisiert das Elsassmodell in den sog. "Essaybüchern". In seiner dritten Schaffensperiode, also etwa 1919 bis 1932/33, scheint der Essay (auch "Essai") Schickele besonders geeignet zur Auseinandersetzung mit der Elsass-Thematik.

Die konstruierte "Traumlandschaft" des Elsass wird in dem Essay "Wir wollen nicht sterben" (1922) evoziert. Es handelt sich um eine kritische Auseinandersetzung Schickeles mit den drei Krisenbewältigungs-Programmen, die er in seinen journalistischen Texten für das Elsass bzw. am Beispiel des Elsass formuliert hatte. Sämtliche Illusionen werden in dieser Schrift zu Grabe getragen: Absage an den Kommunismus in seiner revolutionären Form, Absage an die Politik, an die Kulturkritik als Mittel der Krisenbewältigung im allgemeinen und auch an seine früheren Politisierungsprogramme (der zweiten Schaffensphase). Woltersdorff kann diese neue Haltung sehr schön an Textbeispielen zeigen. Der genannte Essay z. B. besteht aus mehreren Teilen, dessen dritter und letzter den Titel "Blick vom Hartmannsweilerkopf" trägt. Betrachtungen vom Vogesengipfel aus, die der Leser - so reizvoll sie scheinen - mit Vorsicht genießen sollte. Woltersdorff weist nämlich auf die immanente Gefahr hin, gerade hier aufgrund der vielen biographischen Parallelen den Ich-Erzähler einfach mit René Schickele gleichzusetzen. Er liefert eine sorgfältige, sehr nuancierte Textinterpretation. Zehn Jahre später (1932) wird das Elsass in den essayistischen Texten der Bände "Die Grenze" und "Himmlische Landschaft" thematisiert. Beide Texte sind fast gleichzeitig entstanden. Besonders charakteristisch sind die Teiltexte "Das ewige Elsass" und "Triptyk" (sic) im Essaybuch "Die Grenze". Das Nebeneinander bzw. die Überlagerung zweier Isotopien, einer vitalen und euphorischen und einer devital-dysphorischen, hat hier eine Kontrastfunktion, die den Eindruck einer grotesken Totenlandschaft keineswegs reduziert, sondern eher noch verstärkt. Der Weg des Sprecher-Ichs findet einen Übergang aus der politischen Gegenwart des Elsass hin zu fiktiven Texträumen (Traum-, Geschichts- und Naturlandschaften), die identitätsstiftend sind und die mit "Endzeitbildern", mit religiöser Metaphorik arbeiten. Die Krisenbewältigung wird letztendlich zu einem rein literarischen Unterfangen und verweist dadurch auf einen zirkulären Kausalzusammenhang: den der Literatur. Dadurch sind jedoch ihr Wirkungsbereich bzw. ihre Effektivität außerhalb der literarischen Grenzen deutlich in Frage gestellt.

Konzentriert sich Woltersdorffs Arbeit zuvor auf einen breit und detailliert angelegten Theorieteil, der in seiner genauen Dokumentation, der Verankerung in Zeitungsartikeln, Briefen und anderen Quellentexten sowie den leserfreundlichen Zwischenbilanzen kaum philologische Wünsche offen lässt, so wendet er sich schon seit dem fünften Teil der praktischen Anwendung zu, genauer gesagt: der detailreichen Erkenntnis der "Traumlandschaften" und der ihnen zugrundeliegenden Elsassmodelle Schickeles mittels der Textinterpretationen.

Im sechsten Teil geht es um die Elsassmodelle in den Romanen. Woltersdorff beginnt mit dem von der bisherigen Forschung kaum beachteten Roman "Der Fremde" (1909/13), der jedoch als "Urform" aller späteren Elsass-Romane Schickeles gelten kann. Die deutsche Okkupation des Elsass leitet den Roman ein. Form und Inhalt des Romans sind dem «Réveil alsacien» der Jahrhundertwende zuzuordnen. Drei elsässische Generationen bilden den Mittelpunkt des Geschehens (Woltersdorff abstrahiert und spricht von G1, G2 und G3, wie er auch schon zuvor von der Deutschlandgeneration D1, D2 und der Frankreichgeneration F1 und F2 sprach). Im Unterschied zu den stark ideologisch geprägten journalistischen Texten der gleichen Zeit kann "Der Fremde" als "ideologiekritischer" Desillusionsroman betrachtet werden. In "Benkal, der Frauentröster" ( 1913) entwirft er eine Vorschau auf den kommenden Krieg.

Wie zuvor in "Der Fremde" bedient sich Schickele auch in der Trilogie "Ein Erbe am Rhein", die in den Jahren 1925/26, 1927/30 und 1931 erschien, einer historisch authentischen Folie: der wilhelminischen Ära und sodann der ersten Jahre der Zugehörigkeit des Elsass zu Frankreich. Drei Stufen sind hier differenzierbar: Zweckbündnisse (ökonomischer Natur), Freundschaftsbündnisse und Ehebündnisse, die jedoch alle mit der Rückkehr des Elsass zu Frankreich zerbrechen.

In "Der Wolf in der Hürde" (1931), der historisch in die Zeit der "Crise autonomiste" der späten zwanziger Jahre eingebettet ist, bleibt das Verhältnis zwischen dem Elsass und Deutschland widersprüchlich. England soll zwischen Deutschland und Frankreich vermitteln. Ziel wäre eine europäische Gemeinschaft mit einem deutsch-französisch-britischen Dreierbund als Kern. Dass sich das Elsass allerdings unter diesen Voraussetzungen auflösen würde, ist - so Schickele - ein Preis, den erst die junge Generation zu zahlen bereit wäre.

In seinem siebten Teil des Buches ("Résumé und Ausblick") betont Woltersdorff, wie wenig originell zum Teil die Elsassbilder sind, sodass sie - ganz im Gegenteil - konventionell, ja fast klischeehaft und stereotyp erscheinen. Ein Detail scheint hier noch bemerkenswert. In seinen deutschsprachigen Publikationen bedient sich Schickele von Anfang an stets der deutschen Namensform (ohne accent aigu). In seinen Veröffentlichungen in französischer Sprache dagegen nennt der Autor sich selbst Schickelé (mit accent aigu), wie es im Elsass seit 1903 (Aufhebung des sog. Diktaturparagraphen im Reichsland Elsass-Lothringen) wieder üblich wurde und in Frankreich noch heute Usus ist. Die beiden Schreibungen zeigen ebenso deutlich wie das zu Anfang erwähnte Photo die Zwischenstellung dieses Schriftstellers. Es nimmt jedenfalls nicht Wunder, dass Schickele in den siebziger Jahren und heute wieder für die europäische Idee und den deutsch-französischen "Bilinguisme" vereinnahmt wurde / wird. Viele verweisen bei dieser europäischen Sicht auf den oft zitierten, heute fast pathetisch anmutenden Epitaph Casimir Edschmids auf Schickeles Grabstein in Lipburg: "Sein Herz trug die Liebe und die Weisheit zweier Völker".

René Schickele ist also keineswegs vergessen. Sein Name und sein Werk fanden beispielsweise vor wenigen Jahren Eingang in ein "grenzüberschreitendes Schulbuch". Und manch andere Werke ließen sich in diesem Zusammenhang aufzählen. Man muss nicht unbedingt an den René Schickele-Kreis erinnern, der sich für die Erhaltung des elsässischen Dialekts neben dem Französischen und dem Standarddeutschen und allgemeiner für die Bewahrung der elsässischen Kultur einsetzt.

Kommen wir zurück zum Anfang, zur Photographie Schickeles, der sich an einer Schiffsbrücke anlehnt. Fast dandyhaft, könnte man meinen. Schickele war kein Kind, das in einem kaukasischen Kreidekreis hin- und hergerissen wurde. Selbstbewusst und mit zunehmendem Alter immer realistischer werdend suchte er seinen Weg zwischen den Nationalstaaten. Hat er ihn gefunden? Woltersdorff würde darauf "dekonstruktivistisch" antworten: nur scheinbar in diversen Konstrukten, seien sie regional, national oder übernational gefärbt. Aber ist damit das letzte Wort gesprochen? Braucht nicht jeder Autor, jedes Land und möglicherweise gerade jetzt der Kontinent Europa Konstrukte, basiert nicht jegliche menschliche und gesellschaftliche Existenz auf ihnen?

Und gleich noch etwas zum Thema Konstrukte: Es ist Woltersdorff - jahrelang Universitätslektor in Frankreich - wohl nur zum Teil bewusst geworden, wie häufig er dem im Frankreich gängigen Dreierschema folgt. Denn jenseits des Rheins gilt eine Maxime: Was auch immer in der (außerliterarischen oder literarischen) Wirklichkeit existiert, es lässt sich garantiert in drei Klassen / Arten / Phasen / Phänomene einteilen bzw. man kann ihm mit drei Methoden oder Sichtweisen zu Leibe rücken! Das Buch bietet dafür viele, möglicherweise zu viele Belege: die Triade "Bild" - "Modell" - "Stereotyp", die drei Schaffensphasen des Autors, die Dreiheit Politik - Kultur - Natur, ebenso Elsass (oder "Oberrhein") - Nation(en) - übernationale Einheiten, dazu (zuvor nicht erwähnt) vertikal-zeitliche, horizontal-räumliche und diagonal-semantische Schnitte usw. Müssen es denn immer drei Dinge oder Phasen sein? In Frankreich schon - und zwar "nicht immer, aber immer öfter", um einen Werbeslogan zweckzuentfremden. Dort hegt man jedenfalls eine heftige Liebe zu den Triaden, und zwar besonders deutlich in den Geistes- und Kulturwissenschaften. Insofern wirkt auch diese Arbeit über Schickele als "Konstrukt". Im übrigen gilt: Schickele selbst gebrauchte bereits gelegentlich Dreierschemata. Woltersdorff hat das nur äußerst auffällig verstärkt...

Andererseits: Stefan Woltersdorff kommt das Verdienst zu, in einem 501 Seiten starken Werk alle wesentlichen Traumlandschaften René Schickeles anschaulich, übersichtlich, akribisch bis in die kleinste Fußnote nachskizziert zu haben. Seine Methodik ist stets logisch aufgebaut, an keiner Stelle fühlt sich der Leser verloren, die Struktur ist immer offensichtlich. Sein Buch bietet die bisher gründlichste Studie über die Texte dieses Autors, und man merkt nun, dass an Schickeles Werk noch vieles zu entdecken bleibt. Auch die Bibliographie ist umfassend, sie lädt zum Weiterstudieren ein. Davon zeugen nicht zuletzt die umfangreichen Listen der Veröffentlichungen Schickeles in Zeitungen und Zeitschriften. Man merkt dem Werk an, dass der Verfasser viele Stunden gewissenhaft in Archiven gearbeitet hat. Er fügt sogar Quellentexte zur Elsassdebatte und Kritiken zu den Schriften des Autors an.

Das Buch vermag also viele Denkanstöße zu geben. Und es ist nicht nur der Fleiß, der hier beeindruckt. Wichtiger ist, dass mit dieser Arbeit eine wissenschaftliche Lücke gefüllt wurde - unter berechtigter, sehr sinnvoller Nutzung auch der journalistischen Texte Schickeles. Ihr Wert zum Verständnis des Gesamtwerks ist nunmehr nachgewiesen. Und ohnehin - das hat Woltersdorff gezeigt - gehen gerade bei Schickele "journalistische" und "literarische" Texte oft ineinander über. Ihr Stil enthält neben den erzählenden Sequenzen immer wieder assoziativ ausgelöste Reflexionen, aphoristisch verdichtete Passagen, kurz: essayistische Elemente. So darf der Begriff "essayistisch" bzw. "Essay" als Schlüsselbegriff für Schickeles Schreiben insgesamt betrachtet werden. In seinen "Essaybüchern" ist Schickele ganz er selbst. Er unternimmt Versuche innerhalb einer Versuchsreihe. Das gilt ebenso für seine Romane. Daher kann man Woltersdorffs dekonstruktivistische Sicht auch ins Positive wenden: Gerade Schickeles Romane haben sich ja als lauter Versuche mit ganz unterschiedlichen Ausgangspositionen und Zielvisionen erwiesen, und schaut man genauer hin, dann entdeckt man auch in ihnen essayistische Züge in auffallender Häufigkeit.

Titelbild

Stefan Woltersdorff: Chronik einer Traumlandschaft. Elsassmodelle in Prosatexten von René Schickele 1899-1932.
Peter Lang Verlag, Frankfurt a. M. 2000.
492 Seiten, 62,40 EUR.
ISBN-10: 3906758273

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