Ein Berufshandbuch für Schriftsteller

Manfred Plinkes Überblick über den Beruf des Schriftstellers

Von Mechthilde VahsenRSS-Newsfeed neuer Artikel von Mechthilde Vahsen

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Jährlich erscheinen auf dem deutschsprachigen Buchmarkt 80.000 neue Bücher. Bei so viel Lesestoff kann man sich fragen: Soll dieser Masse ein weiterer Roman hinzugefügt werden? Wird nicht schon genug geschrieben? Der Autor des vorliegenden Bandes, Manfred Plinke, sagt dazu: Es kann nie genug Bücher geben! Das sagt einer, der sich auskennt in der literarischen Szene. Als Gründer des Berliner Autorenhaus-Verlages hat er sich mit Büchern zum Thema Verlage (Mini-Verlage, Selbstverlage, Verlagssuche für Erst-Autoren) einen Namen gemacht. Ebenso zu empfehlen sind die Internet-Seite des Verlages unter www.AutorInnen.de und das Jahrbuch. In seinem gerade erschienenen praktischen Ratgeber umreisst Manfred Plinke ausgehend von der zentralen Frage "Wie werde ich Schriftsteller?" ein Berufsbild, das - will man präzise sein - keines ist. Dies zeigt sich an den variierenden Berufsbezeichnungen, an differierenden Äußerungen über Autoren und deren eigenen Bemerkungen zum Thema Schreiben. Glücklicherweise gilt Schreiben heutzutage nicht mehr unbedingt als Geniestreich eines Ausnahmesubjekts, sondern wird realitätsnah als Handwerk gesehen, das erlernt werden kann. In Deutschland gibt es zahlreiche Angebote, um Schreiben auszuprobieren, bestimmte Genres kennen zu lernen oder literarisches Schreiben als Studiengang zu belegen. Damit wurden allein im Jahr 2000, so Plinke, in fast 700 Lehrveranstaltungen verschiedener Art über 10.000 Menschen im Schreiben aus- und weitergebildet. Doch sicher ist bei all der dabei produzierten Literatur: Ein Workshop macht noch keinen Schriftsteller. Denn "sein wahres Kapital sind Talent und Können, Sprachgefühl und Wortschatz, Wissen und Belesenheit, Selbstdisziplin und Fleiß."

Neben diesen hehren persönlichen Gaben sind aber auch ganz pragmatische Aspekte zu beachten, will man diesen Beruf ergreifen. Die dafür notwendigen Informationen, locker aufbereitet und vermittelt, machen den Hauptteil des Buches aus. Plinke erläutert eine notwendige Arbeitsgrundausstattung, das leidige Thema der Honorare, Marketing für Autoren (was immer wichtiger wird!), Schreiben im Hauptberuf (eine vielbeschworene Seltenheit!), journalistisches Schreiben als Zweiterwerb, Möglichkeiten der finanziellen Förderung, die Tantiemen durch die VG Wort, die Künstlersozialkasse, Steuern und Vereine bzw. Berufsgenossenschaften. Im dritten Teil, der sich mit dem Publizieren beschäftigt, geht es um den Buchmarkt, Bücherpreise, Buchproduktion und digitale Technik, Literatur- und Autorenagenturen, Verlage, Kritiker und Kritik sowie um Lesungen. Abgerundet wird der Ratgeber durch das "Kleine Schriftsteller-Lexikon", in dem Fachbegriffe verständlich erläutert werden. Die Literaturliste am Buchende verweist auf weiterführende Bücher zu den einzelnen Themen. Denn der 128 Seiten umfassende, vergnüglich zu lesende und auf jeden Fall zu empfehlende Ratgeber ist als Einführung gedacht - und als eine gelungene Einführung in dieses komplexe Berufsfeld sollte er auch gelesen werden.

Titelbild

Manfred Plinke: Vom Schreiben leben: Schriftsteller. Beruf Chancen Honorare Erfolgreiches Veröffentlichen.
Autorenhaus-Verlag Manfred Plinke, Berlin 2002.
128 Seiten, 6,95 EUR.
ISBN-10: 3932909712

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