Klaus Schröters alte Unterstellungen zu Döblins angeblichem Antisemitismus

Ein offener Brief an den Rowohlt Verlag

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An den

Rowohlt Verlag

Postfach 1349

21453 Reinbek

Betr.: Klaus Schröters Döblin-Monographie (romono 266)

Sehr geehrte Damen und Herren,

aus gegebenem Anlass (amerikanische Übersetzung meines Aufsatzes "Alfred Döblin und das Judentum") erinnere ich mich wieder daran, dass ich die verleumderischen Unterstellungen Klaus Schröters, Döblins angeblichen Rassismus und Antisemitismus betreffend, bereits vor vielen Jahren (1984) in einem Forschungsbericht für die "Zeitschrift für deutsche Philologie" Punkt für Punkt widerlegt und zurückgewiesen habe, was freilich nicht gehindert hat, dass dieses auch in anderer Hinsicht als böswillig und gehässig einzustufende Opus in Ihrem Verlag unverändert Auflage um Auflage erlebt. Die seinerzeit von W. G. Sebald ungeprüft übernommenen (und vermehrten) Unwahrheiten Schröters hatten zwischenzeitlich ja schon einmal Eingang in die "Tratschke"-Rubrik des weiland "Zeit-Magazins" gefunden, und meine damalige Befürchtung, Schröters Lügen würden von Generationen von Studierenden für bare Münze genommen werden, dürfte sich bestätigt haben. Einem deutschen Juden wahrheitswidrig Antisemitismus zu unterstellen ist auch ein antisemitischer Akt, für den der Rowohlt Verlag sich denn doch zu schade sein sollte.

Am 10. August dieses Jahres jährt sich Döblins Geburtstag zum 125. Male. Dies böte dem Verlag die Gelegenheit zu einer reinigenden Handlung: indem er das verleumderische Opus des Klaus Schröter ein für allemal vom Markt nimmt.

Um Ihnen die Kontrolle meiner Vorwürfe zu erleichtern, lege ich eine Kopie meines damaligen Forschungsberichts bei, möchte übrigens gleich klarstellen, dass ich mich Ihnen nicht etwa als Verfasser einer tatsachengerechten Döblin-Monographie anzudienen beabsichtige; ich habe wahrhaftig genug über Döblin geschrieben und nun anderes zu tun. Ich protestiere lediglich gegen die Verunglimpfung des Andenkens eines Verstorbenen.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Müller-Salget

Univ.-Prof. Dr. Klaus Müller-Salget

Institut für Deutsche Sprache,

Literatur und Literaturkritik

Universität Innsbruck

Innrain 52

A-6020 Innsbruck

23. 7. 2003

Anmerkung der Redaktion: Eine weitgehend identische Fassung dieses Beitrages erschien 1993 in: Deutsch-jüdische Exil- und Emigrationsliteratur im 20. Jahrhundert. Hg. von Itta Shedletzky und Hans Otto Horch. Tübingen 1993 (=Conditio Judaica, 5). S. 153-163. Wir danken dem Verfasser für die Genehmigung zur Publikation.