Zwei Geburtstagsbücher

"Bildergedichte" und "Das Teufelsbuch" von Hans Traxler

Von Ingrid IcklerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Ingrid Ickler

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Ende Mai dieses Jahres wurde Hans Traxler 75 Jahre alt. Grund genug für das Wilhelm-Busch-Museum Hannover, dem "Grandseigneur" unter den deutschen Karikaturisten, eine große Ausstellung zu widmen. Der Mitbegründer der Neuen Frankfurter Schule und Gründungsmitglied von "Pardon" und "Titanic" zeigt in dieser Ausstellung rund 150 Originalzeichnungen, von denen einige jetzt in zwei neuen Büchern aus dem Sanssouci Verlag zu sehen sind: dem "Teufelsbuch" und dem großformatigen Band "Bildergedichte".

In seinem "Teufelsbuch" enthüllt uns Traxler die "ganze Wahrheit" über die Hölle und die Spezies der Teufel. Wer wusste schon, dass die persönliche Hölle für Belgier darin besteht, dass "Klaas Frittenbude" nur drei Minuten in 1.000 Jahren geöffnet hat und - "sorry, no reservations". Und auch der Grund für die Existenz des Teufels ist nach der Lektüre einleuchtend: Ohne ihn wäre es auf der Erde einfach zu langweilig!

In "Bildergedichte" widmet er sich den unbekannten Seiten wichtiger Ereignisse aus Geschichte, Kunst, Musik und Literatur - aus Traxler-Sicht. In hinreißend komischen kurzen Szenen blickt er auf den Erotomanen Goethe und Flauberts Schreibhemmung, aber auch auf Einsteins Liebe zum Geigenspiel, die von seiner Frau unterbunden wurde. Und selbst den Ödipuskomplex löst er auf ebenso einfache wie geniale Weise.

Hätte Traxler im Mittelalter gelebt, wäre er wohl ein Bänkelsänger gewesen. Seine Fähigkeit, den Kern einer Situation zu erfassen und sie in wenigen Strichen und in noch wenigeren Worten treffend zu kommentieren, hätte ihn in jener Zeit wahrscheinlich den Kopf gekostet. Heute jedoch, in den Zeiten der Comedy-Unterhaltung, ist diese Gabe selten und wird hochgeschätzt. Auch Traxler unterhält, aber auf einem ganz anderen Niveau.

Seine 75 Jahre merkt man seinen Bildergeschichten nicht an. Sie sind noch immer so frisch und pointiert wie zu frühen "Titanic"-Zeiten; vielleicht weniger politisch, aber dafür mit größerer Sympathie mit den Schwächen seiner Figuren.

"Ab 80 ward er merklich stiller, der gute alte Henry Miller", dichtete er - "Hans Traxler mitnichten, er tut noch weiter dichten" fügen wir hoffnungsvoll hinzu.

Titelbild

Hans Traxler: Bildergedichte.
Carl Hanser Verlag, München 2004.
80 Seiten, 17,90 EUR.
ISBN-10: 3725413266

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Titelbild

Hans Traxler: Das Teufelsbuch.
Carl Hanser Verlag, München 2004.
64 Seiten, 14,90 EUR.
ISBN-10: 3725413045

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