Nicht wirklich daneben
Ken Folletts Roman "Die Kinder von Eden"
Von Ulrich Karger
Seit gut dreißig Jahren hat eine Hippie-Kommune den Kontakt zur Außenwelt gemieden. Im Lauf der Jahre ist es ihr gelungen, einen vorzüglichen Wein anzubauen und sich dank seiner erfolgreichen Vermarktung ein beschauliches Leben ohne jede Elektrizität zu gönnen. Aber dann soll das bislang kaum beachtete Tal einem Stausee weichen und der Pachtvertrag nicht mehr verlängert werden. Da fasst Ricky Granger, der spiritus rector der Kommune einen ungeheuerlichen Plan. Der Gouverneur Kaliforniens soll alle Kraftwerksneubauten stoppen, ansonsten würden "Die Kinder von Eden" ein Erdbeben auslösen. Und tatsächlich scheint diese Drohung nicht völlig aus der Luft gegriffen zu sein. Doch lediglich eine FBI-Beamtin schenkt ihr ernsthaft Beachtung.
Neben Stephen King hat also auch Ken Follett die 60-er-Jahre zum Aufhänger eines Romans gemacht. Seine Protagonisten dieser Generation sind jedoch bestenfalls kauzige, ich-bezogene Outlaws, die ihr Gegenüber in einem intriganten FBI-Apparat haben. Natürlich gibt es auch einige "Gute", wie die oben erwähnte Beamtin, aber deren Persönlichkeiten sind auch nicht gerade mit Tiefe ausgestattet. So unwahrscheinlich es auch sein mag, Erdbeben auszulösen, ohne gleich Atombomben einzusetzen, gelingt es Follett hier einmal mehr, so etwas wie eine innere Plausibilität herzustellen und damit alle Leser einzufangen.