„Jünger und die Folgen“: Niels Penke beschäftigt sich mit der Rezeption von Ernst Jüngers Werk

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Nach dem Krieg zunächst verfemt, gewann Ernst Jünger erneut an Popularität, die Heinrich Lübke, Theodor Heuss und Helmut Kohl vielleicht sinnfälliger einte als Carlo Schmid, Joschka Fischer oder Heiner Müller, die sich ebenfalls emphatisch auf ihn bezogen und seinen intellektuellen Einfluss betonten. Bis in die Gegenwart ist das Spektrum dieser affirmativen Einschätzungen und Haltungen Jünger gegenüber vor allem in konservativen Kreisen und (neu)rechten Subkulturen zu beobachten.

Gegenläufig lässt sich eine Kritik nachzeichnen, die ihn zum Musterbeispiel deutscher Aggression, allgemeiner ‚Kriegsverherrlichung‘ und symptomatischer Exkulpationsstrategien nach 1945 erkoren hat. Walter Benjamin, Kurt Tucholsky, Bertolt Brecht, Klaus Theweleit, Jutta Ditfurth, Maxim Biller oder die Titanic sind nur einige unter vielen KritikerInnen, auf die Jünger – bei aller Ablehnung und Kritik – dennoch gewirkt hat.

Zudem haben die popkulturellen Bezüge auf Jünger zugenommen: Max Goldt, Tristesse Royale, Wolfgang Herrndorf oder Susanne Blech beziehen sich auf Jünger als Ästheten und provozierendes Stilvorbild, oft jedoch im Modus der Ironie, die interpretationsbedürftig ist.

Den Eindruck, den der aus dem Exil zurückgekehrte Schriftsteller Peter de Mendelssohn 1949 formulierte, haben auch andere über Jahrzehnte hinweg bestätigt, „daß dieser Mann im heutigen Deutschland von zahllosen aus fast allen politischen Lagern gleichsam als der ‚heimliche König‘ des deutschen Geistesreiches angesehen und sein Name allerorten und in den seltsamsten Gruppen und Zusammenhängen mit raunendem Respekt genannt wird.“ Wie es dazu kommen konnte, dass Jünger trotz aller Ablehnung und Kritik, trotz politischer Vorbelastung und aller Wandlungen zum ‚heimlichen König‘ wurde, welche Gruppen sich auf ihn berufen und in welchen Zusammenhängen wie über ihn geraunt wird, davon erzählt Niels Penkes Jünger und die Folgen.

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Titelbild

Niels Penke: Jünger und die Folgen.
J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2018.
176 Seiten, 19,99 EUR.
ISBN-13: 9783476045621

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