Peter Weiss
Ein Porträt (2002)
Von Marcel Reich-Ranicki
Im Gespräch mit einer charmanten Feuilleton-Redakteurin erwähnte ich neulich Peter Weiss. Sie hatte von diesem Autor noch nie gehört. Daraufhin fragte ich eine Verlagslektorin, ob ihr vielleicht dieser Name gelegentlich untergekommen sei. Ja, antwortete sie, selbstverständlich. Die Redakteurin ist dreißig Jahre alt, die Lektorin vierzig. So sieht das also aus. Und eben deshalb habe ich gleich beschlossen, das nächste Porträt in unserer Reihe Peter Weiss zu widmen.
Er wurde 1916 in Berlin geboren, sein Vater war Jude. 1934 emigrierte die Familie nach England, 1939 kam der junge Weiss nach Schweden. Er wurde schwedischer Staatsbürger, er wollte ein schwedischer Künstler werden. Er malte, er drehte experimentelle Filme, er schrieb Erzählungen in schwedischer Sprache, die er makellos beherrschte. Das Echo war schwach.
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