Ankunft am Sinai und Verkündung der Zehn Gebote

Ankunft am Sinai und Verkündung der Zehn Gebote (JE)

(2. Mose XIX 1) Am Sinai angekommen (2) lagerten sich die Israeliten dem Berge gegenüber. (3) Mose aber stieg zu Jahwe hinauf. Da rief ihm dieser vom Berge herab zu: „So sollst du zum Hause Jakobs reden und dies den Kindern Israels verkünden: (4) Ihr habt gesehen, was ich in Ägypten getan und wie ich euch auf Adlersflügeln getragen und zu mir gebracht habe. (5) Wenn ihr jetzt mir gehorcht und meinen Bund haltet, so sollt ihr von allen Völkern mein Eigentum sein, (6) ein Reich von Priestern, ein heiliges Volk.“ (7) Mose rief die Ältesten des Volkes zusammen und trug ihnen alles vor, was Jahwe ihm aufgetragen hatte. (8) Das Volk antwortete einstimmig: „Alles, was Jahwe befielt, wollen wir tun. Mose überbrachte Jahwe die Antwort des Volkes. (10) Da sprach Jahwe zu Mose: „Geh zu dem Volke und heilige sie heute und morgen und laß sie ihre Kleider waschen (11) und sich für den dritten Tag bereit halten!“ (14) Mose stieg vom Berge hinab zum Volke und heiligte es, und sie wuschen ihre Kleider; (15) und er gebot dem Volke: „Haltet euch bereit für den dritten Tag!“

(16) Am Morgen des dritten Tages begann es zu donnern und zu blitzen; eine dichte Wolke lagerte auf dem Berge, und ein gewaltiger Posaunenschall ertönte, so daß das ganze Volk im Lager erbebte. (17) Da führte Mose das Volk aus dem Lager heraus Gott entgegen, und sie stellten sich auf am Fuße des Berges. (18) Der Berg Sinai aber war ganz in Rauch gehüllt; denn Jahwe war im Feuer auf ihn herabgefahren. Der Rauch stieg auf wie aus einem Schmelzofen. Der ganze Berg erzitterte heftig, (19) und der Posaunenschall wurde immer gewaltiger. Mose redete, und Jahwe antwortete ihm im Donner (XX 1) und sprach: (2) „Ich bin Jahwe, dein Gott. (3) Du sollst nicht andere Götter haben neben mir. (4) Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist. (5) Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, Jahwe, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Sünde der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Geschlecht derer, die mich hassen, (6) aber Gnade erweist bis ins tausendste Geschlecht derer, die mich lieben und meine Gebote halten. (7) Du sollst den Namen Jahwes, deines Gottes, nicht mißbrauchen. (8) Du sollst den Sabbat heiligen. (12) Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, damit du lange lebst in dem Lande, das Jahwe dir geben will. (13) Du sollst nicht töten. (14) Du sollst nicht ehebrechen. (15) Du sollst nicht stehlen. (16) Du sollst nicht falsch Zeugnis reden gegen deinen Nächsten. (17) Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel oder was sonst ihm gehört.“

(18) Als die Leute die Donnerschläge und Blitze, den Posaunenschall und die Rauchwolke wahrnahmen, erschraken sie und blieben stehen, (21) während Mose sich dem Dunkel näherte, in dem Jahwe war.[1]

Erklärungen

[1] So sehr auch die Sage die Gestalt Moses umrankt hat, an der Geschichtlichkeit dieses Volksgründers Religionsstifters und Gesetzgebers ist nicht zu zweifeln. Doch gehören die unter seinem Namen gehenden Gesetzsammlungen erst späteren Zeiten an: Zehn Gebote und Bundesbuch (2. Mose XIX-XXIII) etwa der Zeit Salomos, das Deuteronomium (5. Mose) dem Jahre 622 (vgl. 2. Könige XXII.XXIII!), der Priesterkodex (hauptsächlich in 2. Mose XXV-4. Mose) der Zeit Esras (vgl. Nehemia VIII!). Doch sind natürlich viele einzelne Gesetze dieser Sammlungen älter, z. T. viel älter als die Sammlungen selbst; und einige mögen sogar wirklich von Mose stammen.