Verhalten von Freund und Feind nach Dawids Siege
(2. Samuel XIX) Nachdem Israel geflohen war, jeder in seine Heimat, (10) machten sich die Männer in allen Stämmen Vorwürfe und sagten: „Dawid hat uns aus der Hand der Filister und all unsrer Feinde befreit; (11) was zögert ihr noch ihn zurückzuholen, nachdem Absalom gefallen ist?“ (12) Als dies Dawid zu Ohren kam, ließ er den Priestern Zadok und Abjatar sagen: „Fragt die Ältesten von Juda: Warum wollt ihr die letzten sein, den König in sein Haus zurückzuführen. (13) Ihr seid doch seine Stammesgenossen und von seinem Bein und Fleisch!“ (14) Und zu Amasa sagte er: „Bist du nicht von meinem Bein und Fleisch?[1] Gott strafe mich, wenn du nicht auf Lebenszeit mein Feldhauptmann wirst an Joabs Stelle!“ (15) So stimmte er alle Judäer um, sodaß sie ihn einmütig aufforderten, mit seinen Männern zurückzukehren. (16) Als er an den Jordan kam, waren die Judäer schon im Gilgal[2], um ihn zu begrüßen und über den Jordan zu setzen.
(18 b) Ziba, der Knecht des Hauses Sauls, war mit seinen fünfzehn Söhnen und zwanzig Knechten schon vor der Ankunft des Königs an den Jordan geeilt; (19 a) sie hatten die Furt überschritten, um die Familie des Königs überzusetzen und ihm zu Diensten zu sein.
(17) Auch der Benjaminit Simei war mit den Judäern zum Empfang des Königs herbeigeeilt, (18 a) von tausend Benjaminiten begleitet. (19 b) Er fiel vor dem König nieder, als dieser den Jordan überschreiten wollte, (20) und sagte: „Mein Herr rechne mir meine Schuld nicht an und trage mir nicht nach was dein Knecht verbrochen hat an dem Tage, als mein Herr König Jerusalem verließ! (21) Dein Knecht weiß daß er gesündigt hat; aber, wie du siehst, bin ich heute als erster vom Hause Josefs herabgekommen, um meinen Herrn König zu begrüßen.“ (22) Abisai murrte: „Sollte Simei deshalb verschont werden? er hat doch den Gesalbten Jahwes verflucht!“ (23) Doch Dawid erwiderte: „Wie könnt ihr es wagen, Zerujasassöhne, mir heute zu widerstreben? Heute, wo ich mich wieder als König von Israel weiß, soll niemand getötet werden.“ (24) Und er sagte zu Simei: „Du sollst nicht sterben!“ und er beschwur es ihm.
(25) Auch Meribaal, Sauls Enkel, war dem König entgegengezogen. Er hatte seine Füße und seinen Bart nicht gepflegt und seine Kleider nicht gewaschen[3] seit dem Tage, wo der König geflohen war, bis zu dem Tage, wo er wohlbehalten nach Jerusalem zurückkehrte. (26) Der König fragte ihn: „Warum bist du nicht mit mir gegangen, Meribaal?“ (27) Er antwortete: „Herr König, mein Knecht hat mich betrogen; ich hatte ihm befohlen: „Sattle mir die Eselin! ich will sie besteigen und mit dem König ziehn´- dein Knecht ist ja lahm; (28) statt dessen hat er mich bei meinem Herrn König verleumdet. Doch mein Herr König ist ja weise wie der Engel Gottes; so tu was dich gut dünkt!“ (30) Da sagte der König: „Wozu so viel Worte? Ich bestimme: du und Ziba sollt das Land teilen!“[4] (31) Meribaal erwiderte: „Mag er das Ganze nehmen, nachdem mein Herr König wohlbehalten heimgekehrt ist!“
Erklärungen
[1] Wie es scheint, was Amasa der uneheliche Sohn eines Ismaeliten von Dawids Schwester Abigail, also mit Dawid ebenso nah verwandt wie Joab.
[2] Vgl. Josua IV und 1. Samuel XI 15 XV!
[3] Lauter Zeichen der Trauer, aber vielleicht nicht um Dawid sondern um den Verlust seines ganzen Besitzes (XVI 4).
[4] Dawid traut ihm nur halb.