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Autoren : Aitmatow, Tschingis

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Tschingis Aitmatow wird 1928 im Dorf Scheker im Talas-Tal in Kirgisien geboren. Seiner Großmutter hat er einen reichen Schatz an Märchen, alten Liedern, Dichtungen und Wahrheiten zu verdanken, immer wieder nimmt sie ihn zu den Sommerlagern der Nomaden mit. 1935 zieht die Familie Aitmatow nach Moskau um, wo Tschingis zur Schule geht. Sein Vater war einer der ersten kirgisischen Kommunisten auf leitendem Posten und interessierte sich lebhaft für Kultur und Literatur. Auch seine Mutter war eine gebildete und aufgeschlossene Frau. Innerhalb der Familie wurde er an die russische Sprache und Literatur herangeführt.
1937 wird sein Vater Opfer der stalinistischen Repression, und die Familie flieht zurück nach Kirgisien, wo sie unter ärmlichsten Verhältnissen ausharrt. 1942 muss Aitmatow wegen des Krieges die Schule verlassen und verschiedene Funktionen in der Verwaltung des Dorfes und des Kreises übernehmen.
Nach dem Krieg gelingt es ihm, den Schulabschluss nachzuholen. 1946 bis 1948 studiert Aitmatow an der Veterinärfachschule in Dzambul, in dieser Zeit beginnt er zu schreiben. Anschließend immatrikuliert er sich an der kirgisischen landwirtschaftlichen Hochschule in Frunse (heute: Bischkek), wo er fünf Jahre lang studiert und, nach 1951, nebenher journalistisch tätig ist. Nach Abschluss der Hochschule arbeitet Aitmatow von 1953-56 als Tierzüchter auf einer Versuchsfarm, bis er 1956 ans Maxim-Gorki-Literaturinstitut in Moskau wechselt, um dort einen zweijährigen Lehrgang für junge Autoren zu besuchen. Während dieser Zeit erscheint seine erste Erzählung Aug in Auge. Als Abschlussarbeit verfasst er 1958 die von Louis Aragon als »schönste Liebesgeschichte der Welt« bezeichnete Erzählung Dshamilja, die seinen weltweiten literarischen Ruhm begründet. Beide Erzählungen sind bei Erscheinen aus politischen Gründen heftig umstritten: Aug in Auge wegen der Auseinandersetzung mit der Figur eines Deserteurs, Dshamilja wegen der verständnisvollen Zeichnung einer Frau, die mit bestehenden Tabus bricht.
1959 wird er Chefredakteur der Zeitung Literaturnaja Kirgizija (Literarisches Kirgisien). Ab 1960 ist Aitmatow für die Zeitung Prawda als Sonderkorrespondent in Mittelasien und Kasachstan tätig. Aus den Erfahrungen dieser Jahre schöpft er später immer wieder den Stoff für seine Geschichten.
1963 wird Aitmatow mit dem Lenin-Preis für Literatur und Kunst ausgezeichnet, 1968 mit dem Staatspreis der UdSSR. Ab 1967 ist er im Redaktionsbeirat der Zeitschrift Novyj Mir tätig, ab 1974 zudem als Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Kirgisien.
Bis 1965 erscheinen verschiedene Erzählungen (u. a. Du meine Pappel im roten Kopftuch und Abschied von Gülsary). Die 1970 erschienene Erzählung Der weiße Dampfer löst wiederum eine heftige Diskussion aus, da Aitmatow durch den Einbezug von mythischen Motiven und Erzählmustern einen neuen Stil entwickelt. Die kirgisische literarische Tradition mit ihren Epen, Sagen, Volksliedern und Legenden spielt von nun an eine wichtige Rolle in seinem Werk.1983 erhält er den Staatspreis der UdSSR für seinen Roman Ein Tag länger als ein Leben.
Der Roman Der Richtplatz gilt als erstes literarisches Signal der Perestroika, die er an führender Stelle mitgestaltet. 1986 ruft er das internationale »Issyk-Kul-Forum« ins Leben, eine Konferenz von Wissenschaftlern, Künstlern und Politikern aus der ganzen Welt am gleichnamigen kirgisischen See. Von 1988 bis 1990 ist Aitmatow Vorsitzender des Schriftstellerverbands in Kirgisien. 1989 wird er Abgeordneter des Volksdeputiertenkongresses und des Obersten Sowjets, Ende 1989 Gorbatschows Berater.
1990 geht er als Botschafter der UdSSR nach Luxemburg. Im gleichen Jahr erscheint die Erzählung Die weiße Wolke des Tschinggis Chan und ein Jahr später der Dialogband Begegnung am Fudschijama mit Daisaku Ikeda. 1994 wird ihm der Österreichische Staatspreis für Literatur verliehen. Seit 1995 ist er Botschafter der Republik Kyrgiyzstan in Brüssel. 1998 erscheinen seine Erinnerungen Kindheit in Kirgisien.

Angaben nach Unionsverlag, April 2008.

Artikel über Aitmatow in literaturkritik.de:

Die Richtstatt.
Legenden und religiöse Motive im Werk Tschingis Aitmatows
Von Ruth Weiss
Ausgabe 04-2008

Auf den Spuren des Schneeleoparden.
Tschingis Aitmatow kehrt mit seinem neuesten Roman in seine kirgisische Heimat zurück
Von Ruth Weiss
Ausgabe 04-2008

Wer ist die schönste im ganzen Band?.
Drei Liebesgeschichten von Tschingis Aitmatow
Von Thomas Anz
Ausgabe 05-1999




Aktualisiert am 2008-04-24 10:16:44
 
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