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Autoren : Jankélévitch, Vladimir |
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Vladimir Jankélévitch, geb. 1903 in Bourges, gest. 1985 in Paris,war ein französischer Philosoph. Er lehrte mit einem breiten Themenspektrum seit 1951 lange an der Sorbonne in Paris, nachdem er nach seinem Studienabschluss 1927 für fünf Jahre als Lehrer am Institut Français in Prag tätig war und seit 1936 als Professor in Toulouse und Lille wirkte. Er entstammte einer jüdischen Intellektuellenfamilie, die aus Odessa nach Frankreich übersiedelte, um dem Antisemitismus zu entgehen. Schon sein Vater publizierte in philosophischen Zeitschriften und übersetzte Hegel, Schelling und Freud ins Französische. In Deutschland wurde Vladimir Jankélévitch, der schon seit 1929 immer wieder als Philosoph über Musik publizierte, kurioserweise erst 20 Jahre nach seinem Tod etwas bekannter. Seit dem Jahr 2003 erscheinen, etwa ein halbes Jahrhundert nach ihrer Originalpublikation, Übersetzungen der Hauptwerke des auf einer Vielzahl von Themenfeldern ähnlich wie Bergson (mit dem er befreundet war) und Georg Simmel phänomenologisch-lebensphilosophisch Fragenden und tastend Argumentierenden. Die Publikation von „Kann man den Tod denken?“ (bei Turia&Kant) ebenso wie die Aufsatzsammlung „Das Verzeihen. Essays zur Moral und Kulturphilosophie“ (bei Suhrkamp) nahmen seinen 100. Geburtstag zum Anlass, um wichtige Texte dieses eigensinnig Denkenden und Schreibenden auf deutsch vorzulegen. Die so erzeugte Aufmerksamkeit führte zu weiteren Übersetzungen: „Von der Lüge“ wurde 2004 auf deutsch vorgelegt; 2006 erschien „Die Erste Philosophie“, die in Annäherung an die Mystik und an literarische Schreibweisen um Augenblicke des Einleuchtens kreist und sich dabei auf den Neuplatoniker Plotin stützt. 2007 kamen seine „Vorlesungen zur Moralphilosophie“ auf deutsch heraus. 52 Jahre nach der Originalpublikation auch sein originelles Buch über Phänomene der Alltäglichkeit mit dem sperrigen Titel „Das Ich-weiß-nicht-was und das Beinahe-Nichts“. 2012 wurde schließlich Jankélévitchs Büchlein zur Ironie für deutsche Leser zugänglich. 2006, also 35 Jahre nach seinem französischen Ersterscheinen, wurde sein für Deutschland und den Umgang mit den nationalsozialistischen Gräueltaten so wichtiges kleines Buch „Verzeihen?“ von Suhrkamp nochmals eigenständig auf deutsch publiziert. Jankélévitch hatte in seiner Jugend Goethe, Novalis und Hölderlin verehrt. Für sein Philosophiestudium waren ihm Schelling, Hegel, Schopenhauer und Nietzsche Leitsterne gewesen. Nach seinen Erfahrungen mit der NS-Besatzung und der Judenverfolgung, die ihm das Lehramt kosteten und ihn in den Untergrund der Resistance führten, wandte er sich jedoch konsequent wie kaum ein anderer von allem Deutschen ab. Und er beantwortete die Frage nach einem möglichen Pardon, einem Verzeihen des Geschehenen, sehr deutlich negativ. Jacques Derrida hat sich im Spätwerk in seinen Überlegungen über eine Philosophie des Vergebens mit Jankélévitchs diesbezüglich strikter Position auseinandergesetzt. B.B. Artikel über Jankélévitch in literaturkritik.de: Versuch über das Nichts. Die Freiheit des Lügners. Musik als Aktion, nicht als Bedeutung. Von Sokrates bis zur Romantik. Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. | ||||||||
Aktualisiert am 2017-12-07 12:51:47 | ||||||||
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