Robertson über Kafka und das Judentum

Richie Robertson Kafka-Buch ist neu aufgelegt worden

Von Geret LuhrRSS-Newsfeed neuer Artikel von Geret Luhr

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Ende der achtziger Jahre hat Ritchie Robertson mit seiner Kafka-Monographie noch Neuland betreten. Denn so umfassend wie er hatte vor ihm keiner die Bedeutung erörtert, die das Judentum für das Werk und das Leben Franz Kafkas besaß. Robertson nämlich beschränkt sich nicht wie üblich auf die frühe Episode des jüdischen Theaters, sonders analysiert eingehend auch Kafkas spätere Auseinandersetzung mit Martin Buber und dem Zionismus. Wertvoll wurde Robertsons Buch jedoch vor allem deshalb, weil es seinem Autor gelang, über die Frage nach dem Jüdischen hinaus die unterschiedlichen Kontexte offen zu halten. So zeigt Robertson, wie die sozialen und politischen Probleme der Zeit auf Kafkas Schreiben einwirkten oder weshalb er sich trotz seines Literatentums so stark für die Welt der Technik interessierte. Herausgekommen ist eine Arbeit, die heute durchaus zur Schule des "New Historicism" zu rechnen wäre. Da Robertson sein Buch für den angesächsischen Markt als Einführung in Kafkas Oeuvre verfaßt hat, muss man jedoch einige Redundanzen in Kauf nehmen. Als einführende Gesamtdarstellung eignet es sich allerdings nach wie vor. Und auch der Kafka-Kenner, der gewillt ist, die zum Teil etwas oberflächlichen Werkbeschreibungen zu überblättern, wird noch einiges von Robertson lernen können.

Titelbild

Ritchie Robertson: Kafka. Judentum, Gesellschaft, Literatur.
Schwabe Verlag, Stuttgart 1999.
12,70 EUR.
ISBN-10: 3476006360

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