Mord an der Kunst
In Tatjana Kruses „Nur ein toter Maler ist ein guter Maler“ werden nicht nur Kakerlaken kunstvoll zu Grabe getragen
Von Almut Oetjen
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseDie abgebrannte Lebenskünstlerin und Porträtmalerin Vicki Benthien reist nach Norderney, um den berühmten Galeristen Polschewski zu malen, der an einer unheilbaren Muskelerkrankung leidet und mit seiner Frau, dem Zivi Lars und der Haushälterin Nägele in einer Luxusvilla lebt. Bei ihrer Ankunft lernt sie die Hausgäste kennen: den Bildhauer Kieran Krotzky, den Sammler und Museumsleiter Henning von Stettler, die Sammlerin Ingelore Burmeester sowie die Maler Jo Wehse und Kurt Sax. Als Wehse ermordet wird, verwandelt sich Vicki in eine Enkelin von Miss Marple. Verdächtig ist jeder, vor allem ihr Gönner und Auftraggeber Polschewski, der berüchtigt ist, denn alle seine Künstler sind erst posthum zu Verkaufschlagern geworden. Hat er sie ermordet, um mit ihrem Tod Geld zu machen? Bald verdächtigt Vicki jeden – selbst der Haushund wäre nicht verschont geblieben, wäre er nicht auch ermordet worden. Nur der Schönling Sax, das Objekt ihrer Begierde, bleibt außen vor. Bei einem Gang über die Insel wird Vicki von einem Unbekannten überfallen, kurz danach liegt Ingelore tot in der Badewanne und dann stirbt auch noch ihr Lieblingsverdächtiger – und die Leichenbuchhaltung geht weiter.
Die Kriminalgeschichte folgt den bekannten Mustern eines „Whodunnit“: Mehrere Personen sind auf einem sich immer weiter verengenden Raum eingeschlossen, einer nach dem anderen wird unter mysteriösen Umständen ermordet, alle sind verdächtig und am Ende entlarvt die Hobbydetektivin den am wenigsten Verdächtigen als Täter. Nebenbei deckt sie diverse kleinere Familiengeheimnisse auf und bemerkt, dass ihr Prinz doch nur ein Traumgespinst ist. Sie selbst hat auch einiges zu verbergen.
Ein aberwitziger Plot, ein Ensemble schriller Figuren, groteske Ereignisse, zahlreiche offene und versteckte (pop-)kulturelle Anleihen und Verweise sowie eine toughe, ironieimprägnierte lakonische Protagonistin und Ich-Erzählerin, die so schnell nichts aus der Bahn wirft: Kruses Roman ist coole Krimi-Comedy für den Strandkorb.
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