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Bernhard Bischoffs „Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters“ ist in vierter Auflage erschienen

Von Susanne KrepoldRSS-Newsfeed neuer Artikel von Susanne Krepold

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Mit Bernhard Bischoffs „Paläographie“ ist ein Standardwerk wieder verfügbar, und das ist umso erfreulicher, als es mit zwei Ergänzungen aufwartet – einer aktuellen Forschungsbibliografie und einem Bildanhang. Wenngleich der 1991 verstorbene Verfasser mit seiner „Paläographie“ ein Handbuch von internationaler Geltung verfasst hat, so ist es doch seit den Überarbeitungen der zweiten Auflage von 1986 nötig geworden, dem Fortgang der Forschung fast eines Vierteljahrhunderts Rechnung zu tragen.

Walter Koch hat den Band nun um eine Bibliografie ergänzt, welche die relevante Literatur der Jahre 1986-2008 erfasst. Nicht weniger wichtig als das bibliografische ist das visuelle Plus. Die in den früheren Auflagen nur spärliche Illustration des Bandes hatte zur Folge, dass die Entwicklung der Schrift nur anhand von Alphabeten sowie Listen einzelner Abkürzungen nachvollzogen werden konnte. Das gestattet zwar einen systematischen Überblick, vermittelt aber nicht die Realität der Überlieferung. Man musste sich die Mühe machen, einen Blick in die französische Ausgabe von 1985, die Übersetzung von Hartmut Atsma und Jean Vezin, zu werfen, um die Schriftbeispiele zu finden, die nun auch der deutschen Ausgabe beigegeben sind. Exemplarische Abbildungen aus Handschriften veranschaulichen – vor allem für den Leser, der den Band als Lehrbuch nutzt – wie Unziale, gotische Textualis oder humanistische Kursive im Textfluss aussehen.

Bischoffs „Paläographie“ ist ein gehaltvolles wissenschaftliches Handbuch, das sich an ein Fachpublikum, an all jene unter den (Kunst-)Historikern, Sprach- und Literaturwissenschaftlern richtet, die mit handschriftlichen Quellen arbeiten. Dreigegliedert in die Kapitel „Handschriftenkunde“, „Geschichte der lateinischen Schrift“ und „Die Handschrift in der Kulturgeschichte“, selbstverständlich versehen mit Literaturverzeichnis und Register, ist es dabei nie als knappes Lehrbuch konzipiert gewesen – in der neuen Auflage umfasst es mehr als 430 Seiten. Vielmehr ist Bischoffs umfangreiche Einführung in die Entwicklung der lateinischen Schrift in eine kulturgeschichtliche Perspektive eingebettet. Gerade diese Kontextualisierung macht die „Paläographie“ auch zur ebenso anspruchsvollen wie lohnenden Lektüre für alle an Handschriften Interessierten. Und das gilt für die neue Auflage nur umso mehr.

Titelbild

Bernhard Bischoff: Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters. Mit einer Auswahlbibliographie 1986 - 2008 von Walter Koch.
Erich Schmidt Verlag, Berlin 2009.
436 Seiten, 29,80 EUR.
ISBN-13: 9783503098842

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