Literatur-Kalender mit Lücken

Nach zehn Jahren liegt ein neuer Kürschner vor

Von Lutz HagestedtRSS-Newsfeed neuer Artikel von Lutz Hagestedt

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Kürschners Deutscher Literatur-Kalender ist ein wichtiges Nachschlagewerk für alle literarisch Interessierten. Neben den (Kontakt-)Adressen der verzeichneten Autoren, ihrem Geburtsdatum, ihren wichtigsten Veröffentlichungen, ihrer Präsenz in Funk und Fernsehen und in Zeitschriften und Hinweisen auf Sekundärliteratur findet man hier einen hilfreichen Anhang: Eine Liste der seit 1988 ermittelten Todesfälle; einen Festkalender für die runden Geburtstage der Jahre 1999 bis 2003; eine Übersicht der literarischen Übersetzer, geordnet nach Sprachen; ein kleines Verzeichnis wichtiger Literatur-Agenturen; Auflistungen von Autorenverbänden, Literaturpreisen (und wer sie seit 1988 bekommen hat), Rundfunkanstalten, Verlagen und Zeitschriftenredaktionen. Am Schluß sortiert der "Kürschner" alle Autoren zusätzlich nach ihrem Wohnort.

Seit seinem letzten Erscheinen 1988 sind mehr als zehn Jahre ins Land gegangen, Redaktion und Verlag haben gewechselt. Über 4.000 Schriftsteller und Schriftstellerinnen wurden neu aufgenommen, erzielt wird eine recht hohe Trefferquote, zumal es zu den Prinzipien des Kürschner gehört, einmal aufgenommene Autoren weiter zu pflegen. Das leuchtet ein bei den bekannten Erzählern Rainer Barzel und Norbert Blüm. Unzuverlässig hingegen ist der Kürschner an seinen Rändern: Wo sich Literatur, Essay, Literaturkritik und -wissenschaft nur partiell überschneiden, läßt uns der dicke Doppelband häufig im Stich. Besonders deutlich wird dies bei Grenzgängern zwischen Literatur und Wissenschaft (Autoren wie Siegfried J. Schmidt und Peter Sloterdijk fehlen) und im Bereich der Literaturkritik: Von einer systematischen Erfassung der wichtigsten Namen kann hier keine Rede mehr sein. Erwartbar wäre etwa, daß einflußreiche Institutionen wie die SWF(SWR)-Bestenliste mit ihren Protagonisten komplett vertreten sind, gerade wenn sich auch bei den Kritikern literarische Buchpublikationen nachweisen lassen. Die Literaturredakteure der wichtigsten Feuilletons dürften ebensowenig fehlen - hier sind große Lücken, die zum Teil noch aus den früheren Jahrgängen datieren, nicht erkannt und nicht geschlossen worden.

Titelbild

Andreas Klimt: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender. Einundsechzigster Jahrgang.
K. G. Saur Verlag, München/Leipzig 1999.
1.688 Seiten, 99,99 EUR.
ISBN-10: 359823581X

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