Die Sprachwandlerin – 40 Freundinnen und Weggefährtinnen feiern Luise F. Puschs 70. Geburtstag mit einer Femmage

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Luise F. Pusch hat sich im Laufe ihres Lebens nicht wenige Gegner geschaffen: all jene Herren, die auf die Privilegien, nicht verzichten mögen, die ihnen „das Deutsche als Männersprache“ gewährt. Denn die feministische Linguistin Pusch war es, die vor nunmehr rund 30 Jahren dem Deutschen dieses nicht eben schmeichelhafte Etikett umgehängt hat.

Nicht geringer als die Zahl ihrer Gegner ist allerdings auch die ihrer Freundinnen. Die Männer unter ihnen sind hier, wie Pusch gerne sagt, „herzlich mitgemeint“.

Nicht weniger als vierzig Freundinnen und Weggefährtinnen ehren Pusch nun anlässlich ihres 70. Geburtstages am 14. Januar 2014, indem sie mit „Zurufen und Einwürfen“ zu einer im Wallstein Verlag erschienenen Femmage beigetragen haben. Das Spektrum des Bandes reicht von Würdigungen ihres wissenschaftlichen Schaffens und Wirkens bis hin zu Erinnerungen an die gemeinsam erlebte Kinder- und Jugendzeit.

Eröffnet wird der Band mit einem von zehn „BigWigs“ verfassten Text. Hinter dem Ausdruck verbirgt sich ein Wortspiel, das auf der amerikanischen Vokabel für „hohes Tier“ und der Gruppenbezeichnung „Boston aera Women in German“ beruht. Auch Pusch selbst ist eine solche BigWig und besucht ihre zweite Heimat, die Boston aera, seit einigen Jahrzehnten alljährlich für mehrere Monate. Davon erzählt der Beitrag ihrer Mit-BigWigs. Inge von Bönninghausen wiederum berichtet davon, wie ihr 1982 ein von Luise F. Pusch in der Courage veröffentlichter Artikel den Kopf verdrehte, und Susanne Günthner freut sich über die derzeitige „Reaktivierung“ des einst von der Linguistin angeregten generischen Femininums an deutschen Hochschulen. Sibille Duda erinnert sich an die Wirkung, welche die Lektüre von Puschs Büchern in den achtziger Jahren auf sie hatte. Katrin Lunde legt dar, wie die Sprache das Gehirn „programmiert“, Helke Sander erzählt davon, „wie eine allein die Sprache demokratisiert“, und Almut Nitzsche dankt der Jubilarin für so mancherlei. Luise Reddemann legt dar, was Puschs Arbeiten zu einem „frauensensiblen Umgang in der Psychoanalyse“ beitrugen, Anatol Stefanowitsch zeichnet den Weg „vom generischen Maskulinum zum generischen Femininum und darüber hinaus“ nach, die „eigenmächtigen Frauen“ von TANNA servieren dem Geburtstagskind zum Ehrentag einen „Apfels-Rudel“, den es allerdings einstens selbst ‚gebacken’ hat. Eva Rieger huldigt dem „untergründigen, schwarzen Humor“ in den Glossen der Sprachkritikerin. Gabriele Koch umreißt die „Erfolgsgeschichte“ des von Pusch seit 1988 herausgegebenen Kalenders „Berühmte Frauen“. Senta Trömel-Plötz bekennt, was sie an ihrer Kollegin und Freundin berührt. Dagmar Wolde und Rose Wiegel verraten, was die feministische Autorin, Frauen-Biographieforscherin und Betreiberin der Datenbank FemBio so zu tun pflegt, wenn sie einmal nicht am PC sitzt, und die jüngere Schwester der Jubilarin, Mechthild Winkler-Jordan, plaudert einige ihrer „Jugenderinnerungen“ aus. Eine „Sprachwandlerin“ nennt Rolf Löchel die Linguistin im Titel seines Beitrages.

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Titelbild

Die Sprachwandlerin - Luise F. Pusch. Zurufe und Einwürfe von Freundinnen und Weggefährtinnen.
Wallstein Verlag, Göttingen 2014.
144 Seiten, 9,90 EUR.
ISBN-13: 9783835314276

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