Big Data und die Folgen
Zwei Aufsatzsammlungen nehmen sich des Themas Datenschutz an
Von Roman Halfmann
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseDass das Konsumverhalten des Einzelnen nicht nur von Amazon stetig überwacht und eingeordnet wird, war längst bekannt, doch in welchem Maße dies geschieht, scheint für die meisten Menschen erst 2013 auf unangenehme Weise spürbar geworden zu sein: „Wir haben so lange unbemerkt (und unbenannt) Big-Data-Services in Anspruch genommen, haben uns von Google die richtigen Websites suchen lassen, von Amazon die richtigen Bücher und von Facebook die richtigen Freunde, dass es fast verwunderlich scheint, wie verwundert die – deutsche – Zivilgesellschaft im Frühsommer 2013 auf die Enthüllungen Edward Snowdens reagierte.“[1]
Vordergründig geht es um das, was man als Suche nach dem ‚Kunden-Genom‘[2] bezeichnen könnte, darum also, dass die Internetfirmen mit den stetig eingeholten Daten ungeahnte Korrelationen vornehmen und damit den Kunden immer besser durchschauen und gleichsam vorausberechnen können: „Wir wissen, was Sie morgen tun werden.“[3] So wird Amazon vom „Einkaufsparadies zum Datenverwerter“, wie Carsten Knop in dem gleichnamigen Buch unheilverkündend berichtet, eine ängstliche Skepsis andeutend, die seit kurzer Zeit mit dem unglücklichen Schlagwort des Big Data eingefangen wird: „Big Data ist in mehrerlei Hinsicht ein ungenügender Begriff. […] Kein Zweifel: Die Datenvolumen, die heute zur Verfügung stehen, sind oft ziemlich riesig, doch das ist nicht die entscheidende Eigenschaft dieses neuen Datenökosystems. […] Bei Big Data geht es insofern weniger um große Datensätze als vielmehr um die Fähigkeit, Daten zu analysieren, zu aggregieren und Querverbindungen herzustellen.“[4]
David Weinberger paraphrasiert: „Das exponentielle Wachstum digitalisierter Informationen verknüpfe Informatik, Sozialwissenschaften und Biologie in einer Weise, die es uns erlaube, Fragen zu beantworten, die wir sonst gar nicht stellen könnten, sagt dazu der Sozialwissenschaftler Nicholas Christakis, der an der Harvard University Medizin lehrt. Als Beispiel nennt er die Allgegenwärtigkeit von Mobiltelefonen, die einen regelrechten Ozean an Informationen darüber entstehen lasse, wie sich Individuen bewegen oder was sie kaufen, und der sogar Hinweise darauf liefere, was sie denken. Kombiniere man diese Informationen nun mit weiteren Datensätzen – aus der Genforschung, aus der Wirtschaft, aus der Politik usw. –, stünden wir, so glauben viele Experten, an der Schwelle zu einer vollkommen neuen Datenwelt.“[5]
Die beiden zu besprechenden Bände nun haben sich zum Ziel gesetzt, die gegenwärtigen Diskurse um Big Data einzufangen, kommen aber zumeist nicht über eine, notgedrungen rudimentär angelegte Definition hinaus – dabei wäre es viel interessanter, mit Hilfe der Benennung möglicher Alternativdiskurse Big Data selbst besser zu verstehen.
Anlässlich einer am 10. Dezember 2013 veröffentlichten Petition von 560 Schriftstellern aus 83 Ländern, die eine verbindliche internationale Konvention der digitalen Rechte fordern, erklärt der Bestsellerautor T.C. Boyle: „Während wir schliefen, haben die Maschinen die Welt übernommen, genau wie es die alten Science-Fiction-Filme voraussagten. Regierungen bauen und betreiben die Maschinen, und die Maschinen sammeln Daten, die immer missbraucht werden. Man kann nicht in die Öffentlichkeit gehen, ohne gefilmt zu werden, kann keine Website besuchen, ohne verfolgt zu werden, kann nicht zum Abendessen in ein Restaurant gehen, ohne dass der Aufenthalt dort markiert wird. Es gibt kein Rückzugsgebiet mehr. Und es gibt kaum etwas, das wir dagegen tun können, außer auszusteigen. Surfen Sie nicht im Internet, gehen Sie nicht hinaus auf die Straße, sprechen Sie die Drohnen nicht persönlich an. Zerstören Sie einfach das Telefon und den Computer, und nehmen Sie den Hinterausgang Ihres Hauses, Ihres Appartements, Ihrer Hütte oder Ihres Schuppens, und vergraben Sie sich im Dreck. So etwas nennt man demokratische Wahl. Man nennt es auch Rückzugsgebiet.“[6]
Die Autoren kritisieren hier auch die Big-Data-Praxis: Welche Folgen dies haben kann, hat wenige Monate zuvor bekanntlich Edward Snowden deutlich machen können, doch geht es eben nicht allein um die geradezu altmodisch anmutenden Akte von Spionage, sondern um die Tatsache, dass wir es spätestens jetzt mit dem schon so oft prophezeiten „Gläsernen Bürger“ zu tun haben, der in jeder Bewegung in Daten umgewandelt und somit für den jeweiligen Datensammler zunehmend besser durchschaubar, ja prognostizierbar wird: „Persönliche Daten“, schreibt Frank Schirrmacher, „haben nichts mehr mit Name, Adresse, Alter und Geschlecht zu tun – all das lässt sich mittlerweile in manchmal nur drei Schritten herausfinden. Im 21. Jahrhundert sind Daten Erzählungen über unsere Zukunft, die wir nicht kennen.“[7] Das Konsumverhalten wird berechenbar und damit die Privatsphäre mehr und mehr zu einem fragilen Konstrukt, mit weitreichenden Folgen: Das Entscheidende an „Big Data ist“, schreiben Viktor Mayer-Schönberger und Kenneth Cukier in einem allgemeinen Sinn, „dass eine Veränderung im Umfang zu einer Änderung des Wesens führt.“[8] Sie meinen damit etwa den speziellen Fall, nach welchem „Menschen aufgrund von Vorhersagen bestraft werden“[9] und ganz umfassend die Annahme, Daten in den falschen Händen könnten zu einem „Instrument der Mächtigen werden“[10], was natürlich folgerichtig gedacht und bedenkenswert ist, uns aber an dieser Stelle weniger beschäftigen wird, sind derartige Thesen doch angesichts der hier stattfindenden Entwicklungen eigentlich obsolet geworden.
Frank Schirrmacher deutet dies in seinem Essay über den verwetteten Mensch an, wenn er die gegenwärtige Problematik von der immerwährend berufenen analogischen Setzung mit George Orwells Big Brother scheidet: „Neu ist nicht, dass die NSA menschliche Kommunikation überwacht; neu ist, dass durch die Verschmelzung der Sphären die Auswertung, Aggregation und Verwendung der Daten ökonomisch organisiert sind. / Das verändert die Lage vollständig. Darum ist Orwells „1984“, das gerade die Bestsellerlisten zurückerobert, auch ein irreführendes Modell. Zu „1984“ als dem ganz Anderen kann man sich verhalten. Denn die Überwachungssysteme Orwells wie auch die in „Das Leben der Anderen“ sind ideologisch und totalitär. Der Big Brother will die Persönlichkeit auslöschen und gibt erst Ruhe, als Winston seine Liebe aus Angst vor Folter verrät.“[11]
Die Folgen einer derartigen Analyse sind in der Tat fundamental und gehen weit über das übliche Katastrophenszenario hinaus. Deutlich wird dies auch an der Gesetzgebung, die immer noch von der Diktatur als größten anzunehmenden Ernstfall ausgeht; so heißt es bekanntlich im Bundesverfassungsgesetz über den Datenschutz: „Wer unsicher ist, ob abweichende Verhaltensweisen jederzeit notiert und als Information dauerhaft gespeichert, verwendet oder weitergegeben werden, wird versuchen, nicht durch solche Verhaltensweisen aufzufallen. […] Dies würde nicht nur die individuellen Entfaltungschancen des Einzelnen beeinträchtigen, sondern auch das Gemeinwohl, weil Selbstbestimmung eine elementare Funktionsbedingung eines auf Handlungs- und Mitwirkungsfähigkeit seiner Bürger begründeten freiheitlichen demokratischen Gemeinwesens ist.“[12]
Da ist er wieder zu erkennen, der von Schirrmacher erwähnte Winston aus „1984“, der seiner Liebe und damit der Abweichung entsagen muss: Es ist der Systemgedanke, nach welchem dem Einzelnen stets ein System gegenübersteht – eine Flucht ist wohlgemerkt jederzeit möglich, zumindest theoretisch denkbar: Wie in dem Film „Matrix“, in welchem ein omnipotentes System das Individuum kontrolliert, welches aber letztlich verlassen werden kann.
Doch so einfach ist das gegenwärtig eben nicht mehr, da wir es mit einer unterschwellig stattfindenden Entwicklung zu tun bekommen haben, die in der Folge nicht allein das jeweilige System – sei es Geheimdienst, die Wirtschaft oder ähnliche ominöse Konglomerate – gestärkt hat und stetig mit neuer Macht anreichert, sondern auch die Idee der Abweichung selbst zum Mutieren bringt.[13]
Das bedeutet, dass angesichts der von Big Data denkbaren und gegenwärtig zu Teilen bereits vollzogenen Leistungen auf perfide Weise die oben noch verteidigte abweichende Bewegung im Kern unmöglich geworden ist. Dies ist bereits aus der Tatsache abzuleiten, dass Big Data eben nicht mehr auf der Statistik beruht: Wenn N=Alle ist, also alle Daten des zu untersuchenden Objekts vorliegen, bedarf es keiner statistischen Operationen mehr, was nun natürlich auch für die Daten über die Gesellschaft zutrifft, so „erlaubt es die Menge und Komplexität der Daten, die einst gesichtslose ‚Bevölkerung‘ auf immer kleinere Gruppen herunterzubrechen, bis am Ende die Einzelperson identifiziert ist.“[14] So bekommt man es nicht mehr mit einem Durchschnittsgedanken zu tun, der ja sozusagen die Abweichungen erst ermöglicht, stattdessen ist jede Abweichung sogleich zum Teil des Systems geworden und findet gar nicht mehr außerhalb von diesem statt: Der Außenseiter ist in diesem Sinn endgültig verunmöglicht, da es kein Außen mehr geben kann, was einer vollkommen neuen Situation entspricht[15] und notgedrungen vom Herkömmlichen abweichende Strategien des Widerstands bedingt: Strategien, die eine Abweichung etablieren in einer Situation, in welcher die Verunmöglichung der Abweichung den Status quo markiert.
Es ist diese Bewegung, die gegenwärtig den postindustriellen Diskurs bestimmt: Als Phänomen beispielsweise der ‚Mode‘ in einer Welt, in der es keine Nichtmode mehr geben kann, da alles als Stil und damit als Mode tituliert und eingereiht werden kann, womit die grundsätzliche Definition des Stils als solitäre Daseinsregung ausgehebelt wird und der sich modisch Gebende also die Ambivalenz verdauen und tragen muss, zugleich Solitär und aber doch Teil der Masse zu sein; verallgemeinerbar ist dies im Sinne der Einreihung in das, was man als Big Data bezeichnet und eben doch nur die statistische Methode so erweitert, dass die Statistik selbst obsolet wird.
Das System des medialen Stars, der herausragenden Metapher gegenwärtigen Künstlertums, deutet die Fluchtbewegung an: „Der Star“, schreibt Reckwitz, „wird zum Star, indem er sich in irgendeiner interessanten Weise vom ‚gewöhnlichen‘ Individuum unterscheidet. Im Starsystem werden darüber hinaus immer wieder neue Stars publik gemacht, die immer wieder neue Abweichungen markieren.“[16] Der Erfolg des Stars auf dieser Ebene obliegt dann seiner Fähigkeit, aus dem Raster statistischer oder von Big Data erbrachter Normierungen zu fallen – er symbolisiert sozusagen Originalität. Die sich verbraucht, wenn das Originelle der Abweichung zum Klischee und also berechnet wird: Es ist in dieser Gefahr des Scheiterns die These der zur Norm werdenden Abweichung, da das Originelle von der Gesellschaft vereinnahmt, also letztlich verortet und damit unoriginell wird, womit die Abweichung keine mehr ist, es aber immerhin einmal war. Denn Reckwitz geht immerhin davon aus, dass es stetig neue Abweichungen geben wird – und natürlich geschieht genau das auf der oberflächlichen Ebene, hintergründiger gesehen kann es im Grunde keine Abweichungen mehr geben, da die Abweichung selbst bereits zum Starsystem gehört und als eine solche nicht mehr originell sein kann.
An der Oberfläche funktioniert eine solche Systematik selbstverständlich immer wieder – nicht nur, weil Menschen gar zu gern die Mär vom revolutionären Außenseiter glauben, der zum Star wird[17], nicht allein, weil neue Generationen jeweils für sich eigene Stars brauchen und also jeweils neu auf die nur scheinbar neuen Abweichungen reagieren, es funktioniert auch, da man die Stars als sogenannte „Sternchen“ rasch auswechselt und auf diese Weise die Illusion des authentisch Abweichenden erhöht.[18] Nichtsdestoweniger hat sich dieses Kalkül zum gegenwärtigen Zeitpunkt merklich verbraucht und die Stoßrichtung der Abweichung sogenannter „Sternchen“ wie etwa Rihanna ist kurz davor, ins Absurde umzuschlagen: Das Publikum ist der Klischees müde, da die Abweichung als solche eben selbst zum Klischee geworden und damit verunmöglicht ist – noch funktioniert das Kalkül der Skandalisierung zwar, doch ist ein Ende durchaus absehbar.
Eine weitere, den herkömmlichen Rahmen übersteigende Strategie markiert die Fluchtmethode Madonnas: Ein Star kann viele Sternchen ersetzen, wenn er sein Image so rasch wechselt, dass sein Publikum stets die Illusion des Authentischen wahren kann und die Abweichung somit beglaubigt: Der Star, der so der Normierung zuvorkommen will[19], ist ständig in Bewegung und daher im Grunde keiner spezifischen Abweichung mehr zuzuordnen; im Falle Madonnas haben wir es mit einem derartigen Phänomen zu tun, ahmt sie doch abweichende Diskurse nach, imitiert laut oder leise gewisse Trends, Diskurse oder Gedanken, die dem Außenseiter zuzurechnen sind, eilt dann aber jeweils zum nächsten und ist sozusagen allein in der Fluchtbewegung kenntlich. Madonnas Originalität liegt dann im Gesamtkunstwerk und der Summierung der einzelnen Abweichungen und vor allem der Fluchtbewegungen hiervon begründet und markiert im Kern – Leere und Unbestimmtheit.
Zwei wesentliche Ergebnisse sind hieraus abzuleiten: So ist Madonna eben keinesfalls Schutzpatron der Aussteiger im Sinne Boyles, sondern geradezu im Gegenteil Vorreiterin der einzigen Taktik, mit welcher das sich vehement etablierte System der Big Data ausgehebelt werden kann. Gemeint ist damit nicht, um Missverständnissen vorzubeugen, eine Alternative der Art, wie sie Frank Schirrmacher vorschlägt, also ein Europa, das „Alternativsysteme“ dem Gegebenen entgegenstellt, „die sich der unmittelbaren kommerziellen Nutzung entziehen und damit die Verschmelzung der Kerne womöglich beenden.“[20] Dies ist keine Lösung, da erstens der Systemgedanke verbleibt und es dem ‚Feind‘ zweitens jederzeit freisteht, das Alternativsystem ebenfalls zum Teil des eigenen Systems zu machen, was ja problemlos möglich wäre und die europäischen Alternativen zu Puppenhäusern degradieren würde.
Nein, der Weg, den Madonna konsequent gegangen ist, scheint angesichts der Allgewalt des Gegners die einzige Möglichkeit zu sein, nämlich die Kultivierung individueller Unruhe, mit deren Hilfe man jeden Ortungs- und Berechnungsversuch torpediert: So geht es nicht darum, vollkommen aus dem System zu fallen – vom sich selbst setzenden Genie klassischer Prägung ist die Rede hier eben nicht –, sondern darum, jeden Nachahmungsstrahl Tardes[21] für kurze Zeit zu betreten, sich diesem oder jenem scheinbar anzuschließen – bis man geortet wird und einen ‚Namen‘ hat. Um dann schnellstmöglich diesen einen Strahl zu verlassen und sich an einen anderen zu hängen – und so weiter. Letztlich kennen wir dies und können es in der Kunst immer wieder auslesen, doch nicht nur dort: Man denke allein an die Jugendsprachen, die sich stetig und immerwährend der semantischen Verortung entziehen; in diesem Sinne erklärt Jörg Häntzschel: „Bislang verzweifeln die Big-Data-Foscher allerdings noch an unstrukturierten Daten wie Twitter-Nachrichten. […] Wort für Wort, Sequenz für Sequenz muss das System lernen, bis es weiß, dass ‚nervt mich tierisch‘ ein Indikator für Frust in der Bevölkerung ist. Und um Ironie, Sarkasmus oder auch nur Metaphern zu verstehen.“[22]
Doch kommt Häntzschel zur falschen Schlussfolgerung, wenn er hieraus ableitet: „Das ist das Beruhigende […]: Auch wenn der Mensch täglich mehr Daten hinterlässt, auch wenn seine Wege und seine Freunde und seine geheimen Vorlieben bekannt sind – in der Sprache ist er noch immer weitgehend allein zu Hause.“[23] Denn nicht die Sprache per se ist die Ausflucht, sondern ihre Flexibilität, Originalität und überhaupt ihr Vermögen, sich jedem Zugriff zu entziehen – und dies auch zu wollen. Und dass der Mensch diese Fähigkeit ebenfalls in sich trägt, scheint uns eine Annahme, die keines Nachweises bedarf.
Kurz gesagt, geht es letztlich um das mühselige Unterfangen, sich tagtäglich neu erfinden zu müssen. Das ist harte Arbeit, doch es hat ja auch niemand behauptet, dass es einfach werden würde.
[1] Anonym: Vorwort, S. 14.
[2] Junge, Barbara: Wer hat meine Daten, S. 27.
[3] Zit. n. Schirrmacher, Frank: Der verwettete Mensch, S. 274.
[4] boyd, danah/Crawford, Kate: Big Data als kulturelles, technologisches und wissenschaftliches Phänomen, S. 188.
[5] Weinberger, David: Die digitale Glaskugel, S. 221.
[6] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen/autoren-gegen-ueberwachung/t-c-boyle-kein-rueckzug-nirgends-12702594.html
[7] Schirrmacher, Frank: Der verwettete Mensch, S. 278.
[8] Mayer-Schönberger, Viktor/Cukier, Kenneth: Big Data, S. 190.
[9] Ebd.
[10] Ebd.
[11] Schirrmacher, Frank: Der verwettete Mensch, S. 276.
[12] BVerfGE 65,43.
[13] Womit letztlich das Selbstverständnis des Einzelnen zum Mutieren gebracht wird: „Es ist heute ein Gemeinplatz, dass digitale Kommunikationstechnologien die Conditio humana transformiert haben“, erklären hierzu Dietmar Offenhuber und Carlo Ratti (Offenhuber, Dietmar/Ratti, Carlo: Drei Mythen über Smart Cities und Big Data, S. 149), doch tatsächlich scheint es gegenwärtig unmöglich, genauere Aussagen über die Art der Transformation oder Mutation zu machen. Unserer Ansicht nach ist aber zureichend ableitbar, dass sich eben nicht allein die Rolle des Subjekts als Konsument ändert, sondern eben auch das Selbstverständnis, da die ureigene Authentizität destruiert wird.
[14] Häntzschel, Jörg: Die Datenbergwerker, S. 86.
[15] Andreas Reckwitz stellt eine solche Entwicklung für die Mode fest: „Jegliche Bekleidung erhält, ob der Träger dies will oder nicht, einen ästhetischen Wert als Individualitätsindikator und kann als konventionell oder originell dechiffriert werden. Es gibt keinen Nichtstil mehr.“ (Reckwitz, Andreas: Die Erfindung der Kreativität, S. 170.)
[16] Ebd., S. 245.
[17] „Durch die eigene Erzeugung und Auflösung von Ungewißheit individualisiert sich eine erzählte Geschichte. Dadurch gibt es trotz stereotyper Wiederholung der Machart immer neues Interesse.“ (Luhmann, Niklas: Die Realität der Massenmedien, S. 106).
[18] Im Gegensatz zu Luhmann, der diese Erzählung vom Star sicherlich in der Unterhaltungskultur verorten würde, der sich derartige Fragen gar nicht erst stellen: „[D]a es sich ‚nur’ um Unterhaltung handelt, tritt auch das Problem der Authentizität nicht auf, das im Falle eines Kunstwerks gegeben wäre.“ (Ebd., S. 107). Dass dies nicht so einfach ist, dürfte ersichtlich geworden sein.
[19] Dies um die Illusion insgesamt aufrecht zu halten.
[20] Schirrmacher, Frank: Der verwettete Mensch, S. 279.
[21] Vgl. Tarde, Gabriel: Die Gesetze der Nachahmung, S. 159-172.
[22] Häntzschel, Jörg: Die Datenbergwerker, S. 80.
[23] Ebd., S. 81.
Literatur:
Anonym: Vorwort. In: Big Data. Das neue Versprechen der Allwissenheit. Berlin: Suhrkamp 2013. S. 7-20.
boyd, danah/Crawford, Kate: Big Data als kulturelles, technologisches und wissenschaftliches Phänomen. Sechs Provokationen. In: Big Data. Das neue Versprechen der Allwissenheit. Berlin: Suhrkamp 2013. S. 187-218.
Häntzschel, Jörg: Die Datenbergwerker. In: Big Data. Das neue Versprechen der Allwissenheit. Berlin: Suhrkamp 2013. S. 76-89.
Junge, Barbara: Wer hat meine Daten? In: Big Data. Das neue Versprechen der Allwissenheit. Berlin: Suhrkamp 2013. S. 23-34.
Luhmann, Niklas: Die Realität der Massenmedien. 2., erw. Auflage. Opladen: Westdeutscher Verlag 1996.
Offenhuber, Dietmar/Ratti, Carlo: Drei Mythen über Smart Cities und Big Data. In: Big Data. Das neue Versprechen der Allwissenheit. Berlin: Suhrkamp 2013. S. 149-155.
Reckwitz, Andreas: Die Erfindung der Kreativität. Zum Prozess gesellschaftlicher Ästhetisierung. Berlin: Suhrkamp 2012.
Schirrmacher, Frank: Der verwettete Mensch. In: Big Data. Das neue Versprechen der Allwissenheit. Berlin: Suhrkamp 2013. S. 273-280.
Tarde, Gabriel: Die Gesetze der Nachahmung. Frankfurt: Suhrkamp 2009.
Weinberger, David: Die digitale Glaskugel. In: Big Data. Das neue Versprechen der Allwissenheit. Berlin: Suhrkamp 2013. S. 219-237.
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