Vladimir Sorokin: „Der Schneesturm“
Von Jörg Wesche
Wer hierzulande im Winter Schnee vermisst, kann reichlich davon bei Sorokin bekommen. Der Landarzt Garin und der Brotkutscher Kosma nehmen mich mit auf eine aberwitzige Fahrt durch die russische Schneehölle, die zu einem abgelegenen Dorf führen soll, um dort eine grauenerrregende Epidemie zu verhindern. Vierzig Minipferde bewegen das Schneemobil, mit dem die Mission erfüllt werden soll, dabei zwischen einem postapokalyptischen Roadmovie und einer Gogolschen Kutschfahrt, auf der man sich gemütlich schaudernd ins 19. Jahrhundert zurücklehnen kann. Auf den Stationen, an denen die Erzählung entlag führt, begegnet man Figuren, die den grotesken Wunderwesen, mit denen sich Odysseus verirrt, in nichts nachstehen. Eine kultivierte Geisterfahrt durch die erbarmungsloseste Kälte, bei der man existentiell zu schwitzen lernt!
Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen