Vorbemerkung

Die folgende Studie entstand aus einem Seminar zu „Diversität im Kinder- und Jugendbuch“ im Wintersemester 2015/2016 an der Universität Bayreuth und wurde im Verlauf des Jahres 2016 aktualisiert. Die offene Leitfrage dabei war: Wie sollte Diversität in Bilderbüchern gestaltet sein, damit sie das Denken in Differenzen auflöst, statt letztere zu zementieren?

Bei der Planung des Seminars waren die Ereignisse des Sommers 2015 so wenig vorherzusehen wie die kurzfristige Hilfsbereitschaft breiter Bevölkerungsschichten und die unmittelbar einsetzenden Integrationsangebote vieler Universitäten – sowie die politischen Folgen des Jahres 2016/2017. Beim Recherchieren, Lesen und Beurteilen der teils schon länger vorliegenden, teils fast druckfrisch von Verlagen nachgelegten Publikationen wurden uns zwei Sachverhalte bewusst. Zum einen hatte sich förmlich ‚über Nacht‘ ein Thema ins Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung geschoben, das bis dahin im deutschsprachigen Buchmarkt in einer vor allem von Klein- und Selfpublishing-Verlagen bearbeiteten Nische geschlummert hatte. Zum Zweiten wurde uns klar, wie differenziert das aus literaturwissenschaftlicher Sicht eher abseitig erscheinende Thema Bilderbuch für Vorlesealter zu betrachten ist und welche zentrale gesellschaftliche Relevanz sich dem analytischen Blick offenbart. Denn an den ersten Bilderbüchern wird die Sicht der Kinder auf die Welt geschult und in Teilen festgelegt, noch ehe sie in diese hinaustreten. Was sie bereits in Bilderbüchern gesehen haben, werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit als vertraut erkennen und liebevoll begrüßen. Was sie nicht kennengelernt haben, wird sie möglicherweise ängstigen und werden sie im schlechten Fall ablehnen. Es sind damit Bilderbücher, die das Fundament der Gesellschaft von morgen legen.

Bayreuth, im November 2017

Tina Hartmann