Mehr als ein Dichter

Heinrich Böll zum 60. Geburtstag – Ein Beitrag aus dem Jahr 1977

Von Marcel Reich-RanickiRSS-Newsfeed neuer Artikel von Marcel Reich-Ranicki

I.

Der Erfolg weckt den Zweifel, der Ruhm provoziert den Widerspruch. Wer Millionen von Lesern in der ganzen Welt hat, der findet auch Hunderte und Tausende von Skeptikern, die nicht nur das Anrecht auf das außergewöhnliche Echo in Frage stellen, sondern die internationale Popularität geradezu als einen Beweis der Fragwürdigkeit verstanden wissen wollen.

So ist die Geschichte der deutschen Literatur zugleich auch die Geschichte der Proteste gegen die angebliche oder tatsächliche Überschätzung jener, die als ihre wichtigsten Repräsentanten anerkannt wurden – Goethes also und Schillers, Heines, Rilkes und Hofmannsthals, Gerhart Hauptmanns, Thomas Manns und Bertolt Brechts. Kein Großer war und ist seines Ansehens sicher, für die Plätze auf den Denkmalssockeln sind Miet- und Pachtverträge nicht erhältlich. Und manch ein Klassiker hat den heftigen, den fast schon traditionellen und obligaten Widerstand gegen seinen Ruhm noch selber miterleben und miterleiden müssen.

Heinrich Böll, dessen zweifaches Jubiläum es jetzt zu feiern gilt – denn er wird am 21. Dezember sechzig Jahre alt und sein schriftstellerischer Weg begann vor genau dreißig Jahren –, wurde beides in hohem Maße zuteil: der Lorbeer und die Dornen, der blendende Ruhm und sein unvermeidbarer und düsterer Schatten.

Eine neue Ausgabe, die deutlich bemüht ist, allem Pathos aus dem Wege zu gehen und die gleichwohl monumental wirkt, macht uns die Dimensionen seines Werks bewußt: In fünf Bänden mit rund 2600 Seiten vereint sie neben den Romanen und dem „Irischen Tagebuch“ nicht weniger als 88 Erzählungen. Fünf weitere Bände werden Bölls Schriften zur Literatur und Politik zusammenfassen.

Die Weltauflage seiner Werke beträgt über siebzehn Millionen Exemplare; hiervon entfällt etwa ein Viertel auf Auslandsausgaben. Übersetzungen seiner Prosa gibt es in fünfunddreißig Sprachen, wobei einige indische Dialekte nicht einmal mitgezählt sind. Lang ist auch die Liste der Bücher, die sich ausschließlich mit Böll befassen: Es sind schon fünfundzwanzig Titel. Und die Zahl der ihm verliehenen deutschen und internationalen Literaturpreise hat längst ein Dutzend überstiegen.

Aber geht das mit rechten Dingen zu, hat er dies alles verdient? Ist der Sockel, auf dem er steht, nicht viel zu hoch, ist der Mantel, den er trägt, nicht zu weit und zu schwer? Gebührte ihm mehr als anderen Schriftstellern deutscher Zunge der nach wie vor so begehrte Nobelpreis?

Solche Fragen werden oft gestellt und nicht nur hinter vorgehaltener Hand. Ja, es ist, zumal in literarischen Kreisen, seit Jahren üblich, ein Mißverhältnis zwischen Bölls Erfolg und der Qualität seiner Bücher zornig oder herablassend zu beklagen. Doch würde man es sich bestimmt zu leicht machen, wollte man sagen, dieser hartnäckige Zweifel rühre einzig von der Mißgunst der Kollegen und dem Neid der Zukurzgekommenen.

Waren denn die Bedenken der Kritik, die auch gegen seine bekanntesten Romane („Ansichten eines Clowns“, 1963; „Gruppenbild mit Dame“, 1971) viel einzuwenden hatte, etwa nicht berechtigt? Läßt sich der Stilist Böll mit dem sprachgewaltigen Prosakünstler Günter Grass vergleichen? Können seine psychologischen Porträts neben jenen von Max Frisch bestehen? Gibt es unter seinen Romanen auch nur einen, den man Wolfgang Koeppens Meisterwerk „Tauben im Gras“ an die Seite stellen könnte? Hat er je ein Buch geschrieben, dem man die eindringliche, die bohrende Intensität der Prosa Thomas Bernhards nachrühmen könnte?

Sein Ansehen verdanke er, meinen die Gegner Bölls, vor allem seinem moralischen und erzieherischen Einfluß, seiner Rolle und seiner Funktion im öffentlichen Leben der Bundesrepublik. Die derartiges behaupten, verkennen allerdings, daß er diese einzigartige Rolle nur spielen, diese unvergleichliche Funktion nur ausüben kann, weil er ein (vielen Schwächen zum Trotz) einzigartiges und unvergleichliches Werk geschaffen hat. Und es ist nun doch nicht das Werk eines Moralisten, eines Volkserziehers, sondern, in erster Linie, eines Künstlers, eines Dichters.

II.

In Bölls frühen Büchern, in der Erzählung „Der Zug war pünktlich“ (1949), in dem Geschichtenband „Wanderer, kommst du nach Spa …“ (1950), in dem Roman „Wo warst du, Adam?“ (1951), wird das Individuum mit einem Phänomen konfrontiert, dem es sich rettungslos ausgeliefert sieht – mit dem Krieg: „Das ist furchtbar, daß alles so sinnlos ist. Überall werden nur Unschuldige gemordet.“

Aber warum ist alles sinnlos, warum werden Unschuldige gemordet? Zu sehr sind Bölls Gestalten mit ihren Leiden beschäftigt, als daß sie bereit oder imstande wären, auf solche Fragen einzugehen. Und der Erzähler Böll hütet sich, den meist sehr engen Horizont seiner damals im Mittelpunkt stehenden Figuren zu überschreiten.

Daher erscheint der Krieg in seiner frühen Epik nicht etwa als Folge menschlicher Handlungen, die man untersuchen und kritisieren könnte, vielmehr als etwas Undurchschaubares und Schreckliches, als eine furchtbare Krankheit, deren einzelne Symptome schmerzhaft bekannt, deren Ursachen aber unbegreiflich und geheimnisvoll sind. Der junge Böll zeigt nicht, wie die Menschen den Krieg machen, sondern was der Krieg aus den Menschen macht.

Gewiß, die Henker und ihre Werkzeuge werden nicht ausgespart, indes bleiben sie im Hintergrund. Das Interesse des Erzählers gilt den Leidtragenden der Katastrophe, den Opfern, den kleinen Leuten, die in der Regel wenig verstehen und viel fühlen. Sie erfahren ein ganz alltägliches Kriegsschicksal. Sie handeln nicht, sie leisten auch keinen nennenswerten Widerstand gegen den Terror. Aber sie lassen sich nicht mißbrauchen, sie machen nicht mit. Bei einer keineswegs ungewöhnlichen Mentalität zeichnen sie sich doch durch moralisch einwandfreie Haltung aus.

Wenn sie für schuldig erklärt werden, so höchstens in einem metaphysischen Sinne. Von konkreter und individueller Schuld sind sie hingegen frei. Die ruhige und hartnäckige Verweigerung und die meist nur zwischen den Zeilen und eher beiläufig angedeutete Integrität geben diesen Antihelden nun doch Züge eines natürlich nie angestrebten, eines diskreten und unterspielten Heroismus, Dank seiner Unantastbarkeit und seinen Leiden entpuppt sich Bölls programmatischer Antiheld überraschend als ein Miniheld wider Willen.

So wird hier die generelle Anklage mit dem individuellen Freispruch verbunden und die Empörung gegen das System mit der Entsühnung des kleinen Mannes. Und so hat es Böll vielen seiner Leser, zumal denjenigen, die während des Zweiten Weltkrieges die Uniform der Wehrmacht getragen hatten, leicht gemacht, sich mit seinen zentralen Gestalten zu identifizieren. Das ist auch einer der Gründe seines außergewöhnlichen und auf den ersten Blick verblüffenden Erfolgs.

Freilich wurde dieser Erfolg durch Bölls meist unterschätzte Fähigkeit ermöglicht, sein Lebensgefühl und seine Lebenserfahrung, seine Weltsicht ins Epische, ja ins Visuelle umzusetzen. Er hat einen geradezu phänomenalen Blick für Bilder und Motive, Situationen und Konstellationen, die das, worauf er aus ist, mit schlagender Wirkung anschaulich werden lassen: Was er zu sagen hat, zeigt er, was er mitteilt, kann man sehen. Und was man sieht, weist über sich hinaus und läßt im Individuellen das Allgemeine erkennen, den gesellschaftlichen oder auch zeitgeschichtlichen Hintergrund, den Geist der Epoche. Seine Geschichten sind Parabeln.

In dem Titelstück des Bandes „Wanderer, kommst du nach Spa…“ liegt ein junger Soldat, der noch nicht weiß, wie schwer er verletzt wurde, auf einem Operationstisch: „Ich wollte mich aufrichten, aber ich konnte es nicht: ich blickte an mir herab, und nun sah ich es: sie hatten mich ausgewickelt, und ich hatte keine Arme mehr, auch kein rechtes Bein mehr, und ich fiel ganz plötzlich nach hinten, weil ich mich nicht aufstützen konnte; ich schrie.“

Dieser verwundete Soldat ist eine reale Person und doch zugleich ein Symbol. Wofür steht es? Für die Unmenschlichkeit des Krieges? Für die Hilflosigkeit der Opfer? Für die Ohnmacht der jungen, der geschlagenen Generation? Oder gar für Deutschland im Jahre 1945? Wie auch immer: Hier wird im Extremen das Exemplarische deutlich.

In den Romanen und Geschichten, die in der Nachkriegszeit spielen, konfrontiert Böll abermals das leidende Individuum mit einer zwar gänzlich veränderten, doch immer noch kalten und feindlichen Umwelt: Sein Blick bleibt auf die Erniedrigten und Beleidigten gerichtet, auf die getretene und getriebene Kreatur. Und immer wieder wird die Situation seiner herumirrenden Helden in gleichnishaften Szenen erkennbar, die so einfach wie sinnfällig sind.

So erzählt Böll in der Geschichte „Der Mann mit den Messern“ von einem hungernden Mann, der seinen Platz in der Welt nach 1945 nicht finden kann und sich in seiner Verzweiflung als Statist zu einem lebensgefährlichen Varieté-Auftritt hergibt: „Ich war der Mensch, auf den man mit Messern warf…“ So ist in dem Roman „Und sagte kein einziges Wort“ (1953) die Zerrüttung einer Ehe gleichsam symptomatisch für die Zerstörung menschlicher Beziehungen auf dem Hintergrund jener Zustände kurz nach der Währungsreform, die Böll mit Hilfe sichtbarer Kontrastmotive skizziert: Ruinen und Neubauten, kümmerliche Untermieter-Zimmer und riesige Luxuswohnungen verweisen auf das Nebeneinander von Nachkriegselend und beginnender Prosperität.

Auch andere Schriftsteller haben die Fragwürdigkeit und Hohlheit des hektischen Kulturbetriebs in der Bundesrepublik der späten fünfziger Jahre attackiert. Aber nur Böll vermochte seine Kritik in einer hintergründig-humorvollen Parabel auszudrücken: In der Satire „Doktor Murkes gesammeltes Schweigen“ (1958) wird aus der Tonbandaufnahme eines Rundfunkvortrags die oft vorkommende Vokabel „Gott“ auf Wunsch des Autors ausgeschnitten und durch eine andere Wendung ersetzt, doch lassen sich die Bandstücke sofort wiederverwenden – in einem modernen Hörspiel schafft das Wort „Gott“, eingeblendet an Stellen feierlicher Stille, die erwünschte Abwechslung.

Wie der Krieg erscheint in Bölls Welttheater auch die Nachkriegszeit als ein Fatum, dem der Mensch nicht entgehen kann. Am Ende der „Ansichten eines Clowns“ bricht Hans Schnier zusammen: Er sitzt bettelnd auf der Treppe des Bahnhofs von Bonn. Was läßt dieser Zusammenbruch erkennen? Die Ohnmacht eines einzelnen, der sich verdrängt fühlt und seiner Umwelt nicht mehr gewachsen ist? Oder vielleicht die Ohnmacht der Kunst, die ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen kann?

Mit den „Ansichten eines Clowns“ war Böll zum dominierenden Leitmotiv seiner Epik zurückgekehrt: dem Scheitern der Liebe an der Bosheit und Grausamkeit der Verhältnisse. Der Krieg war es, der einst das Glück des deutschen Soldaten Feinhals und der ungarischen Jüdin Ilona („Wo warst du, Adam?“) oder der Kölnerin Leni Gruyten und des russischen Kriegsgefangenen Boris („Gruppenbild mit Dame“) verhindert hatte – und so zerstört auch der katholische Klüngel von Köln und Bonn die Liebe von Hans Schnier und Marie, so ruiniert ein skrupelloses Sensationsblatt die Existenz des Mädchens Katharina Blum.

Die Erzählung „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1974) bietet eine neue Variante der Grundsituation in der Epik Bölls: Gegen die Ungerechtigkeit und Mißgunst der Welt wird die Unschuld und Reinheit eines einzelnen ausgespielt. Doch an die Stelle jener anonymen und undurchschaubaren Mächte, denen Bölls Helden unterliegen mußten, tritt jetzt eine genau bezeichnete Instanz: die „Bild“-Zeitung. Das Individuum als Opfer der Massenblätter und somit auch als Opfer der Gesellschaft, die solche Blätter duldet – unzählige Male hat man sich mit dieser Frage befaßt. Aber erst Heinrich Böll hat Bilder, Motive und Figuren gefunden, die die epische Formulierung des heiklen Themas ermöglichten.

III.

Sein Werk ist voll von Widersprüchen. Aber es lebt nicht trotz, sondern dank ihrer Existenz. Und widerspruchsvoll ist seine Person, die sich so gar nicht mit dem traditionellen Bild vom bedeutenden deutschen Schriftsteller in Einklang bringen läßt.

Wie kein anderer unter den Schreibenden verkörpert er in unserer Epoche das deutsche Schuldbewußtsein. Doch was die Welt für deutsch zu halten gewohnt ist – das Gründliche, Feierliche und Schwerfällige, Pathos und Monumentalität –, verweigert er ihr. Der Trauermarsch mit gedämpftem Trommelwirbel war seine Sache nie. Er ist und bleibt vor allem ein Humorist. Er verbindet Bitterkeit mit Verschmitztheit, Gewissenserforschung mit Charme, Verzweiflung mit Vergnüglichkeit, harte Anklage mit saftigem Spaß. Ein Prediger ist er, aber mit clownesken Zügen, ein Narr mit priesterlicher Würde.

Thomas Manns Kategorien – „Ich bin weit eher zum Repräsentanten geboren als zum Märtyrer“ – sind auf Böll schwerlich anwendbar. Seine rheinische Daseinsbejahung macht ihn ebenso zum Märtyrer ungeeignet, wie sein ungezwungener und direkter, wenn auch nie nonchalanter Habitus schwerlich an Repräsentation denken läßt. Indes ist er weder dem einen noch dem anderen entgangen.

Eher ein Schalk als ein Märtyrer, wurde er gleichwohl zur Zielscheibe unzähliger Attacken, zum Winkelried der deutschen Literatur dieser Jahre. Eher ein stiller Beobachter und schmunzelnder Zeitkritiker, sah er sich gleichsam über Nacht in der Rolle des Repräsentanten. Und ohne daß er es wollte, war er eines Tages ein Praeceptor Germaniae. Freilich, einen solchen Lehrmeister hatte Deutschland noch nie.

Denn Böll ist ein Anarchist – und er denkt nicht daran, dies zu verheimlichen. Weder Kunst noch Schriftstellerei sei auf dieser Welt möglich, meint Böll, „ohne mindestens eine Beimischung von Anarchie“. Und er fügt hinzu: „Diese Beimischung habe ich natürlich.“ Ihm schwebe, bekennt er freimütig in einem Interview, „eine anarchistische Gesellschaft“ vor. Tatsächlich richtet sich seine Kritik gegen jede Form der institutionalisierten Machtausübung, gegen Staat und Militär, gegen Kirche und Schule. Indes ist es noch nicht lange her – es war 1974 –, daß Böll nachdrücklich erklärt hat, was seine Gegner meist ignorieren: „Ich bin eben nicht nur Anarchist, ich bin auch Staatsbürger. Ich bin bewußter und überzeugter Bürger der Bundesrepublik Deutschland.“

Mit diesem Hang zum Anarchischen und mit Bölls offizieller Rolle haben auch jene vielen Gegensätze und Widersprüche zu tun, die für seine Situation so charakteristisch sind. Er mißtraut dem Erfolg – und gehört zu den Erfolgreichen. Er rebelliert gegen Institutionen – und ist längst selber eine Institution. Er verachtet die Macht – und übt selber, auch wenn ihm davor graut, Macht aus.

Aber Böll ist ein Mächtiger, der, so paradox dies auch klingen mag, seine Ohnmacht nicht tarnt: Seine Stärke besteht nicht zuletzt darin, daß er seine Schwäche zugibt und sich ihrer nicht schämt. Er fühle sich – so in einem Gespräch von 1975 – der ihm in den letzten Jahren aufgebürdeten Verantwortung nicht gewachsen, was er manchmal sage, sei „ein bißchen töricht überformuliert“.

Er verteidigt die Verirrten – und kann sich dabei selber verirren. Er weigert sich, als „etablierter Aufpasser“ zu fungieren. Doch wo er Verfolgung wittert, da ist er zur Stelle; und er verwaltet dieses Amt so leidenschaftlich, daß er, seine Gegner provozierend, bisweilen selber zu einem Verfolgten wird. Er macht Fehler, er gibt sich Blößen. Er ist oft unsicher und hilflos wie die Helden vieler seiner Romane und Erzählungen. Und so können sich Millionen seiner Leser nicht nur mit seinen Gestalten identifizieren, sondern auch mit ihm selber: Ein weltberühmter Autor und trotzdem und immer noch ein Bruder der kleinen Leute, einer von ihnen, ein Jedermann.

IV.

Ohne ein Amt zu haben, repräsentiert Böll die deutschen Schriftsteller der Gegenwart. Ohne daß er es wollte, verkörpert er heute die deutsche Literatur und mehr als die Literatur. Ein Dichter ist er und mehr noch als ein Dichter. Böll spricht – schrieb unlängst Peter Demetz in dieser Zeitung – „gegen alle Tyrannei der Welt, der erste Deutsche nach Thomas Mann, der das tun darf“.

In seiner Heimat freilich wird er nicht nur geschätzt und geliebt, sondern auch häufig verdächtigt und bösartig attackiert. Doch wer Heinrich Böll denunziert, denunziert die deutsche Literatur unserer Zeit und damit das Land, in dem sie entsteht. Was könnte man besseres über einen Schriftsteller dieser Jahre sagen?

Hinweise der Redaktion: Vorlage für die mit freundlicher Genehmigung von Andrew Ranicki erneute Veröffentlichung dieses Artikels hier ist der Erstdruck in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.12.1977, Bilder und Zeiten, S. 1. Nachgedruckt wurde er ohne den Zusatz „Heinrich Böll zum 60. Geburtstag“ in Marcel Reich-Ranicki: Mehr als ein Dichter. Über Heinrich Böll. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1986. Taschenbuchausgabe München: dtv 1994. S. 85-93. Diese Sammlung von Rezensionen und Aufsätzen Reich-Ranickis über Heinrich Böll erscheint  als E-Book und  gedruckt in einer erweiterten Neuauflage zum 100. Geburtstag Bölls am 21. Dezember 2017 im Verlag LiteraturWissenschaft.de. T.A.