„AugenBlicke“: Stefana Sabin hat eine Kulturgeschichte der Brille geschrieben

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Als scheinbar banales Objekt hat die Brille die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen grundlegend verändert. Sie hat dazu beigetragen, dass die Lebensarbeitszeit sich mehr als verdoppelte, dass präziser gearbeitet werden konnte und dass Berufe, für die Lesen, Schreiben und Rechnen essentiell waren, überhaupt erst entstehen konnten. Vom grünen Smaragd des Kaisers Nero über die selbstgebastelte bifokale Brille von Benjamin Franklin über die Schläfenbrille von Victor Hugo bis hin zur Plastikbrille von Andy Warhol erzählt dieses Buch von einem medizinisch-philosophischen Paradigmenwechsel, der die Sehschwäche von einer Krankheit, die mit Pomaden und Tinkturen behandelt wurde, in eine Behinderung verwandelte, die sich mit technischen Instrumenten beheben ließ. Das Buch verfolgt die Entwicklung der Brille von einem exklusiven Gegenstand, den sich nur wenige leisten konnten, zu einem banalen Objekt, das sich jeder besorgen kann. Die kulturhistorische Erzählung wird mit Beispielen aus der Kunstgeschichte illustriert und mit Episoden aus der Literaturgeschichte – vom edlen Titurel der Gralsdichtung über Gustave Flauberts Emma Bovary bis hin zu Harry Potter – belegt.

Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert nicht die Bücher, an deren Veröffentlichung regelmäßige Mitarbeiter der Zeitschrift, Angehörige der eigenen Universität oder Autoren aus dem Verlag LiteraturWissenschaft.de beteiligt waren. Diese Bücher können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.

Titelbild

Stefana Sabin: AugenBlicke. Eine Kulturgeschichte der Brille.
Wallstein Verlag, Göttingen 2019.
96 Seiten, 18,00 EUR.
ISBN-13: 9783835335462

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch