Neues aus Spanien
Von Michi Strausfeld
Die Frankfurter Buchmesse 2022 ging nach langer Pandemie-Pause erfolgreich zu Ende. Insgesamt herrschte eine fröhliche Stimmung, so als ob sich alle Teilnehmenden darüber freuten, endlich wieder analog miteinander sprechen zu können. Spanien feierte sich als „Ehrengast“ in einem einladenden, hellen Pavillon und betonte seine „sprühende Kreativität“– ein Motto, das von den einen gelobt, von den anderen mit Spott bedacht wurde. Leider kamen Deutsche und Spanier:innen auf keinem Podium miteinander ins Gespräch. Die aufwändigen Simultanübersetzungen schienen bei den vielen Veranstaltungen überflüssig zu sein, denn man sah keine Besuchenden mit Kopfhören. Hörten nur die Spanier:innen zu oder die Hispanist:innen? Auch die wichtige Rolle Spaniens als literarischer Vermittler und Brücke zu den Autor:innen und der Literatur Lateinamerikas wurde nicht thematisiert – was allgemein bedauert wurde. Zwei schwere Versäumnisse.
Viele Autoren und Autorinnen waren eingeladen, etwa 200, hieß es offiziell. Manche wurden erstmals ins Deutsche übersetzt, andere stellten ein zweites oder drittes Buch vor – insgesamt aber stand eine neue, junge Generation im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die älteren und renommierten Schriftsteller:innen kamen mit einem umfangreichen Werk, das zu einem Großteil auch übersetzt vorliegt – so Antonio Múñoz Molina oder Fernando Aramburu, der seit „Patria“ (dt. 2019), einer brillanten Aufarbeitung des baskischen Problems und seiner Spätfolgen in der Gesellschaft, auf ein breiteres Interesse stößt. Auch von Almudena Grandes, die 2021 starb, kann man mehrere Romane lesen, jetzt die Novität Die drei Hochzeiten von Manolita, den dritten Teil ihrer Serie über den „Krieg, der niemals endet“, mit der sie den Franquismus analysiert. In diesem Buch präsentiert sie ein Fresko der 1940er und 50er Jahre, als die Diktatur die Bürger kujonierte und alle politischen Freiheiten unterdrückte. Wenn man will, übt sie „Vergangenheitsbewältigung“, indem sie an damals übliche, inzwischen oft vergessene oder sogar unbekannte Praktiken der Macht erinnert. Sie schildert mit starken Bildern die Armut, den Hunger, die Willkür und Zwänge von Kirche und Klöstern, Polizisten oder Politikern, erzählt aber auch von Lebensfreude und Liebe in schwierigen Zeiten, von Solidarität und Mut. Dennoch: Ein düsteres Panorama.
Die spanischen Organisator:innen ehrten Almudena Grandes sowie den soeben verstorbenen Javier Marias und Carlos Ruiz Zafón mit Podiumsdiskussionen über Leben und Werk dieser großen Schriftsteller. Desgleichen traten die bekanntesten Autoren und Autorinnen auf: Arturo Pérez Reverte, Javier Cercas oder Rosa Montero (neben den schon erwähnten Antonio Múñoz Molina oder Fernando Aramburu). Auch jüngere Schriftsteller:innen stellten ihre Novitäten vor, so Kiko Amat, Miqui Otero oder Isaac Rosa, um nur einige wenige zu nennen. Insgesamt erhielten die Romane, die spanische Probleme behandeln, deutlich mehr Aufmerksamkeit als ‚rein fiktionale‘ Werke, wenn man das großartige Buch von Andrés Barba Die leuchtende Republik so bezeichnen darf, das in Argentinien angesiedelt ist. Ähnliches gilt auch für Juan Gómez Bárcena, dessen fiktive Auseinandersetzung mit der Eroberung Mexikos ebenfalls ein Nischendasein führt.
Auffällig im Ehrengastlandauftritt und in der medialen Aufmerksamkeit war die starke Präsenz der jungen Schriftstellerinnen – die in den vier Landesrachen publizieren. Ich möchte hier auf einige Romane hinweisen, deren Verfasserinnen zwischen 1976 und 1995 geboren wurden. Sie alle sind in der Demokratie aufgewachsen, kennen die Erlebnisse und Schilderungen der Diktatur also nur von ihren Eltern und Großeltern. Daher stellt sich die Frage: Was sind ihre Themen, welche Probleme greifen sie auf, wie erzählen diese „Kinder der Demokratie“ ihre Welt?
Eine literarische Überraschung bietet die Katalanin Irene Solà (*1990) , deren Roman Singe ich, tanzen die Berge gerade in 21 Sprachen übersetzt wird. Die Autorin erhielt dafür auch den Europäischen Literaturpreis 2020. Zunächst ist der Leser verblüfft: Hier sprechen ein Gewitter, ein Rehbock, ein Hund, Pilze, Wasserfrauen. Es ist ein eigenwilliger, poetischer Roman, der in einem Pyrenäendorf angesiedelt ist: „Die Leidenschaften hier oben sind roher. Nackter. Ehrlicher. Das Leben und der Tod.“ In diesen Bergen herrscht ein hartes, oft archaisches Leben. Ein Blitz erschlägt den jungen Familienvater, seitdem muss seine Frau muss die beiden Kinder alleine ernähren. Das Besondere des Buches zeigt sich bereits in diesem ersten Kapitel, denn der Blitz erzählt, wie er den Mann traf. Der Leser geht mit auf diese Reise in verstörende katalanische Bergmythen oder die Vergangenheit des Bürgerkriegs, von der noch so viele Spuren zeugen. Junge Bewohner möchten am liebsten in die Stadt ziehen, denn sie hoffen dort auf ein besseres und leichteres Leben – aber manche kehren auch zurück, weil sie Heimweh hatten. Verstohlene Lieben, unausgesprochene Sehnsüchte –- nur In Bruchstücken erfahren wir das unverändert bedrückende, ja tragische Schicksal der einzelnen Familienmitglieder sowie einiger Dorfbewohner:innen.
Andrea Abreu (*1995) nimmt Lesende mit nach Teneriffa, Sehnsuchtsinsel so vieler Touristen, die im Winter gerne aus der Kälte in die Sonne der Kanarischen Inseln flüchten. Aber wie lebt man in einem Dorf im Landesinneren, unterhalb des Teide- Vulkans, also nicht in den urbanisierten Hochburgen an den Küsten? Zwei junge Mädchen, engste Freundinnen, wachsen vornehmlich bei den Großaltern auf, denn die meisten Väter schuften auf dem Bau, die Mütter in den Hotels. Wie sollen sie sich die Zeit in den Ferien vertreiben, wenn sie keine Chancen haben, zum Strand zu fahren, da die Verkehrsverbindungen miserabel sind? Wie die Langeweile vertreiben? Nur Facebook und Internet bilden Brücken zu einer spannenderen Welt, aber der schöne Schein und der Alltag im Dorf prallen aufeinander. Die Autorin beschreibt in einer oft kruden Sprache die Gedanken und Träume dieser Mädchen und ihre pubertären Selbstfindungsversuche, die Entdeckung der Sexualität, ihre Eifersüchteleien und Streitereien. Ein coming-of-age Roman, der verstört und fasziniert.
Ana Iris Simón (*1991) kritisiert in ihrem Roman Mitten im Sommer die vielen falschen Versprechungen, die man ihrer Generation gemacht habe: Studiere, dann wird alles gut, die Stadt bietet Dir alle Chancen. Bereits der erste Satz entlarvt diese Gewissheiten.
Ich beneide meine Eltern um ihr Leben in meinem Alter. Wenn ich das laut ausspreche, sehen mich immer welche befremdet an und sagen etwas, wie dass meine Eltern in meinem Alter nur halb so viel gereist seien wie ich … wir seien heute freier, und unsere Eltern hätten nicht zwei Fächer studieren und einen Master in Englisch machen können … und auch kein Jahr Doritos futtern und kreuz und quer vögelnd in Brüssel verbringen können dank diesem sogenannten Erasmus-Programm […]
„Tatsache ist, dass meine Eltern in meinem Alter ein siebenjähriges Kind hatten und ein Reihenhaus in Ontigola, Provinz Toledo, also in der Mancha.“ Ist das Leben in der Kleinstadt oder im Dorf heute also erstrebenswerter als das der Metropolen? Der Journalist Sergio del Molino hat in seinem bemerkenswerten Essay Leeres Spanien darauf hingewiesen, dass 80 % der Gesamtbevölkerung in den Großstädten oder an der Küste lebt. Ist der Wunsch, in die Provinz zu ziehen, also nur eine nostalgische Chimäre?
Nein, behauptet die Autorin und erläutert. „Seit zehn Jahren wird es uns gesagt, aber wir weigern uns, es zu glauben. Wir sind die erste Generation, die schlechter lebt als ihre Eltern … unsere Zwänge sind vorhanden, und sie sind materiell“. Das führt sie detailliert aus und sagt: „Unser Eigentum besteht in einem iPhone und einem Ikearegal“. Ist das der Fortschritt?
Für die Autorin ist die Lage klar: sie sieht keine Zukunft für sich in Madrid, nur das Prekariat. Also zieht sie zurück in ihre Provinzstadt und erzählt ausführlich, wie der Alltag in der Klein- und Großfamilie, mit Eltern, Großeltern und Nachbarn verläuft. Sie erinnert sich an ihre Kindheit, wie sie mit den Großaltern in den Ferien auf die Jahrmärkte zog, um dort Waren zu verkaufen. Die Eltern mussten ja arbeiten, um den Kredit für das Eigenheim zu bezahlen. Da drängt sich doch die Frage auf: war dieses Leben wirklich so idyllisch und harmonisch oder sind es schöne Kindheitserinnerungen, die vieles in einem anderen Licht zeigen? Wie dem auch sei: Ana Iris Simón lebt jetzt in ihrer Heimat, hat zwei Kinder und vermisst die Stadt ganz offensichtlich nicht. Ob sie in einem nächsten Buch von diesen neuen Erfahrungen berichten wird?
Aus der Provinz, in diesem Fall einer andalusischen Kleinstadt, zieht es gleich mehrere Mitglieder einer Familie nach Madrid. Elena Medel (*1985) beschreibt die Flucht der Großmutter Maria in den bigotten 1960er Jahren. Sie musste vor ihrer Schande, also einer unehelichen Geburt, in die Anonymität der Metropole ziehen. Damals suchten ohnehin sehr viele Menschen aus der Extremadura und Andalusien ein besseres Leben, denn die Armut war omnipräsent. Sie emigrierten ins Ausland, nach Katalonien, nach Madrid. Maria musste viele schlecht bezahlte Arbeiten akzeptieren, versorgte Kinder oder Alte und wurde regelmäßig von ihren Herrschaften schikaniert. Aber sie konnte nicht aufgeben, sie musste überleben. Erst allmählich fand sie – etwa gleichzeitig mit der Transición, also dem Übergang von Diktatur zu Demokratie, zu einer bescheidenen materiellen und emotionalen Stabilität. Sie wollte jedoch nicht heiraten, trotz ihrer festen Partnerschaft, denn wichtiger war ihr die Unabhängigkeit. Lieber engagierte sie sich, jetzt 48 Jahre alt, in politischen Zirkeln und Bürgerinitiativen. Den regelmäßigen Kontakt zu ihrer Familie, den Geschwistern, der illegitimen Tochter, hatte sie im Lauf der Jahre verloren und erfuhr nur sporadisch die eine oder andere Nachricht.
Ihre Enkelin Alicia, die sie nicht kennt, wächst behütet auf. Aber nach einer familiären Tragödie, dem Selbstmord des Vaters wegen Überschuldung, hält es sie nicht mehr in der vertrauten Umgebung, wo alle nur über ihr „Problem“ reden. Also flüchtet auch sie nach Madrid, nimmt dort prekäre Jobs an, so auch in einem Kiosk am Bahnhof Atocha. Ihr Leben unterscheidet sich deutlich von dem der Großmutter: alles ist flüchtig, nicht auf Dauer angelegt – keine Beschäftigung, keine Beziehung. Wovon träumt sie?
Elena Medel verschränkt die beiden Handlungsstränge und gibt immer Jahreszahlen an, um die Entwicklung zu veranschaulichen. Jedes Kapitel erhält darüber hinaus eine Überschrift: Der Tag, das Haus, die Mäßigkeit, der Gehängte, der Traum, die Freude, die Nacht usw. Das Geschehen beginnt und endet mit dem Jahr 2018: einem Protestmarsch der Feministinnen, die ihre Rechte einfordern. Beide Frauen sind beteiligt, aber sie kennen und erkennen sich nicht, obwohl ihre Wege sich vermutlich gekreuzt haben. Alicia geht zurück zu ihrem aktuellen Partner, der ihr vorwirft, ihren Teil der Abmachung – gehe nett mit mir um – nicht einzuhalten, ihn anzulügen. Maria ihrerseits zieht eine bescheidene Bilanz ihres Lebens: War alles, vom Anfang bis zum Ende, der Mühe wert? Ihre Antwort lautet: Ja.
Und noch ein Roman erzählt eine rurale Geschichte: die Protagonistin Nat aus Sara Mesas (*1976) Eine Liebe bekam ein Problem im Büro und beschloss daher, in Zukunft ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Da sie mit ihrer Arbeit als freie Übersetzerin nur bescheidene Einkünfte erzielen wird, verlegt sie den Wohnsitz aus der Stadt nach La Escapa, einem nahegelegenen kleinen Dorf. Sie sucht sich ein kleines Haus in schlechtem Zustand aus, da besonders preiswert. Aber ihr Vermieter ist nicht nur aufdringlich, sondern verschließt sich allen berechtigten Klagen, irgendwelche Reparaturen durchzuführen. Da sie sich einen Hund als Begleiter und Beschützer sucht, vermittelt er ihr obendrein ein vernachlässigtes und möglicherweise zuvor misshandeltes Tier, das jede Annäherung ablehnt. Aber sie ist seiner Dominanz nicht gewachsen.
Die Dorfbewohner:innen beobachten sie argwöhnisch: alleinstehend, jung, was will sie hier? Ein Althippie bietet ihr Hilfe an, sollte sie sie brauchen, bringt auch mal Gemüse vorbei, besorgt andere Dinge r für sie in der Stadt, in die sie kaum einen Fuß setzt. Ansonsten: Das Mädchen im kleinen und einzigen Lebensmitteladen will nur weg; ein Ehepaar mit zwei Kindern verbringt viele Wochenenden im Ferienhaus direkt neben ihr; ein älteres Ehepaar – sie bald ein Pflegefall – stellt einen minimale Kontakt her. Ansonsten nehmen die Dorfbewohner:innen keine Notiz von ihr, was ihr nur recht ist. Sie ist die Außenseiterin.
Als es durch das Dach regnet und der Vermieter überhaupt nicht reagiert, ist sie verzweifelt, denn sie weiß nicht mehr, was sie tun kann: ausziehen? Da bietet ihr ein anderer Außenseiter, bekannt als „der Deutsche“, einen eigenartigen Vertrag an: er repariert ihr Dach und verlangt dafür Sex, nur das: Liebe machen ohne Liebe zu fühlen oder zu geben. Nat ist zunächst fassungslos und lehnt das Angebot kategorisch ab. Aber eines Abends sucht sie den Deutschen dennoch auf, die beiden haben Sex … und für Nat beginnt ein anderes Leben.
Ihr Dach wird repariert, aber Nat wird süchtig nach Sex mit diesem Deutschen, den schönen gemeinsamem Essen mit ihm, den kargen Gesprächen. Sie erfährt seinen Namen, Andreas, mühsam auch einige wenige Hinweise auf die Zeit, bevor er ins Dorf kam, aber er bleibt wortkarg und verschlossen. Auch darf sie keine Nacht bei ihm verbringen, sondern muss immer in ihr Haus zurückgehen. Welches Geheimnis verbirgt er? Woher kommt er? Was ist er für ein Mensch?
Der Deutsche wird zu Nats Obsession, was ihm schon bald zu viel wird, und daher zieht er sich immer mehr zurück. Sie spioniert ihm nach, will ihn nicht verlieren. Aber er verweigert sich, lehnt ihre Annäherungen inzwischen brüsk ab. Das Dorf beobachtet all das mit wachsendem Unmut und missbilligt unüberhörbar dieses unmoralische Verhalten. Als es zu einem tragischem Zwischenfall mit ihrem gestörten Hund und den Nachbarn aus dem Wochenendhaus kommt, zieht man sie zur Verantwortung: das ganze Dorf entlädt seine angestaute Wut und Ärger, schneidet sie, zeigt seine Verachtung. Welchen Ausweg gibt es für Nat?
Mit der Übersetzung ist sie nicht wirklich weitergekommen, es gibt keinen Kontakt mehr zu Andreas, der Vermieter drangsaliert sie unverändert, ihr Hund wurde getötet … was bleibt ihr? Sie ist deprimiert, aber niemand hilft, denn „Dich kann wirklich niemand verstehen“, wie Andreas ihr sagt. Also beschließt sie nach längerem Hin und Her erneut eine Flucht anzutreten: sie mietet ein altes Haus in einem anderes Dorf. Wird es für sie eine Art Aussöhnung mit ihrem Leben geben?
Der Titel hat eine Liebe versprochen, aber ist dies wirklich eine Liebesgeschichte oder wird nur eine sexuelle Obsession geschildert? Die Autorin gibt keine klaren Antworten. In einer bewundernswert knappen Sprache erzählt sie schnörkellos von emotionalen Abgründen, omnipräsenten Boshaftigkeiten, schillernden Zweifeln, brennender Lust und Nats Verurteilung durch die Dorfbewohner: Ein vernichtendes Gemurmel, vor dem es kein Entkommen gibt.
Eine Liebe wurde ein Bestseller, geliebt von der Kritik und den Lesern. El País wählte es zum „Buch des Jahres“, und die Autorin erhielt dafür 2021 den begehrten Preis der unabhängigen Buchhändler. Eine wohlverdiente Auszeichnung.
Natürlich müssten noch andere Romane von Frauen behandelt werden – wie der von Cristina Morales (*1985), Leichte Sprache, eine sprachlich überaus differenzierte Auseinandersetzung mit marginalisierten Frauen in Barcelona, wie der von Najat El Hachmi (*1979) Am Montag werden sie uns lieben, der die Problematik marokkanischer Immigrantinnen thematisiert oder der von Aroa Moreno Duran (*1981), Die Tochter des Kommunisten, der in Berlin spielt. Alle hoffen sie darauf, dank des Schwerpunktthemas mehr Aufmerksamkeit und mehr Leser zu bekommen. Da Werke der iberischen Halbinsel – das gilt auch für Portugal – in den letzten Jahren immer stärker in den Hintergrund gerückt und zu einem Ghetto für Liebhaber wurden, ist dieser Wunsch verständlich. Allerdings sollte man auch die Frage stellen, wie es um die Übersetzung deutscher Gegenwartsliteratur in Spanien steht … und ich fürchte, diese Bilanz ist mehr als düster, im Vergleich steht Spanien viel, ja sehr viel besser da. Aber das ist ein anderes Thema. In jedem Fall darf festgehalten werden, dass der intellektuelle Austausch, die persönlichen Kontakte und die wechselseitige Neugier zwischen spanischen und deutschen Autoren höchst bescheiden sind, um nicht zusagen, quasi inexistent. Die Chance, neue Brücken zu bauen und Verbindungen zu ermöglichen, hat der (teure) Auftritt des Ehrengastlandes Spanien leider nicht genutzt. Und zwei Monate später hat die mediale Aufmerksamkeit längst neue Themen gefunden. Aber es gibt viele Bücher, schöne Bücher, und sie sind eine Einladung, das heutige Spanien besser kennenzulernen.