"Ortnunk unt Tisziplin" bei Dr. Sinn
Drei vergnügliche Kapitellesungen
Von Catherine Beck
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseKein neuer Text begegnet dem Leser in dem Buch "Clowns-Spiele" von F. K. Waechter, es handelt sich sogar um Klassiker. Und doch hat es sie in dieser Zusammenstellung noch nicht gegeben - hier findet zusammen, was zusammengehört: "Schule mit Clowns", "Ausflug mit Clowns" und "Die Aschenputtler", drei wunderbare Theaterstücke für Kinder und Erwachsene mit unverstelltem Blick fürs Zauberhafte.
Und so liest man sie eben doch neu, kompakt versammelt in einem Band und hintereinander weg, diese spaßigen Schulstunden mit dem immer gleichen Personal: Dr. Sinn, der kauzige Lehrer mit dem unsäglichen Sprachfehler ("Tie Vorfälle von Treistikkeit unt Respektlossikkeit hapen ssich in ter letzten Zeit kehäuft") und die vier Clowns Karfunkel, Quaste, Schmaltz und Wiesel, seine Schüler, bevölkern in allen drei Stücken die Bühne. Es geht in diesen Schulstunden um Schweres und Leichtes, um Romantik, Märchenhaftes und Strafe, um Freiheit und Schuld. Dr. Sinn, verschroben und altmodisch, lässt die Clowns ein ums andere Mal seine sogenannten Kapitellesungen lauschen und lässt sie dann die Inhalte nachspielen. Die Überzeugungskraft der jeweiligen Darbietungen stellen seine Bewertungsgrundlage dar. Die Clowns selbst sind natürlich bunt und chaotisch, besserwisserisch und schüchtern, protzig und poetisch und garantieren lebendigen Theaterspaß.
Vor allem das erste Stück im Buch, "Schule mit Clowns", begründete zusammen mit "Kiebich und Dutz" den großen, auch internationalen Erfolg F. K. Waechters als Theaterautor: es fand in mehr als 25 Ländern ein begeistertes Publikum. Inspiriert davon schrieb der Engländer Ken Campbell eine Fortsetzung mit den Waechterschen Figuren: In "Ausflug mit Clowns" wird die Schulstunde ans Meer verlegt. F. K. Waechter hat diese Episode übersetzt und schließlich 1998 selbst eine weitere hinzugefügt. "Die Aschenputtler" ist eine weitere Lehrveranstaltung unter Dr. Sinn, in der das alte Märchen von Karfunkel, Quaste, Schmaltz und Wiesel nachgespielt und turbulent interpretiert wird.
Die unterschiedlichen Jahrgänge (1975, 1985, 1998) versauern einem den Lesegenuss nicht, sie harmonieren miteinander, verjüngen sich sogar gegenseitig. Und den Leser - wenn er will.
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