Hexenküche mit Anna

"Alles auf Band oder Die Elfenkinder" von Arno Geiger und Heiner Link

Von Sebastian DomschRSS-Newsfeed neuer Artikel von Sebastian Domsch

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Sie hätten es nicht noch einmal erklären sollen. Dann wäre vielleicht alles halb so schlimm, und man würde das von Arno Geiger und Heiner Link in Kollaboration erstellte Hörspiel "Alles auf Band oder Die Elfenkinder" nach der kurzen Lektüre wahlweise mit einem Kopfschütteln oder einem Achselzucken beiseite legen. So aber zwingen sie den Leser dazu, Anspruch und Realisation miteinander zu vergleichen, wenn sie dem Text noch ein Nachwort beifügen, in dem erklärt wird, worum es in dem Text eigentlich geht, und was er bezwecken soll.

Zu sehr später Stunde haben der Arno und der Heiner (die wirklichen) in einem Münchner Bierlokal die Anna kennengelernt. Die Anna, das war eine allem Anschein nach ebenso versponnene wie faszinierende Esoterikerin, und diese Person hat die beiden Autoren so beeindruckt, dass sie beschlossen, der Anna ein literarisches Denkmal zu setzen. Also schreiben sie ein Hörspiel, in dem der Arno und der Heiner (die fiktionalen) sich mit der Anna treffen, um ein Gespräch mit ihr auf Tonband aufzunehmen. Aus dem realen und zufälligen Treffen in der Realität wird im Drama ein geplanter Termin, und während die Anna quasselt wie ein Fleisch gewordenes NewAge-Magazin, wissen der Heiner und der Arno nicht so recht, was sie denn nun eigentlich wollen: Ein Interview machen, mit der Anna in die Badewanne steigen oder doch lieber schnell heim nach Österreich fahren. Man wechselt zwischen verschiedenen Schauplätzen, dem Meditationsraum, der als Hexenküche bedeutsam aufgeladenen Schmuddelwohnung und dem Türken um die Ecke, wo man möglichst den Knoblauch vermeidet und Wein in sich hineinlitert. Alles an der Grenze zur Belanglosigkeit, eben eine Kneipenbekanntschaft der üblichen Art. Wenn man nun aber weiß, dass sich aus all dem die schillernde Persönlichkeit Annas herauskristallisieren soll, dass ihre Einzigartigkeit als Ergebnis des literarischen Ganzen angestrebt war, so bleibt davon nur der Versuch. Gemerkt hat man's nicht.

Womöglich ist in einer Hörspielrealisierung, ohne das Nachwort und mit einer Stimme, die Annas Person Präsenz verleiht, noch ein erinnernswertes Stück aus dem Text zu machen, dessen gestaltlose Existenz sonst nicht ganz zu rechtfertigen ist.

Titelbild

Arno Geiger / Heiner Link: Alles auf Band oder Die Elfenkinder.
Deuticke Verlag, Wien 2001.
60 Seiten, 14,39 EUR.
ISBN-10: 3216305694

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