Bombe mit Herzblattcharme

Robert Schoens Hörspiel "Raumschiff Titanic" nach Douglas Adams' gleichnamigem Computerspiel

Von Ulrich SonnenscheinRSS-Newsfeed neuer Artikel von Ulrich Sonnenschein

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

"Es gibt eine Theorie", schrieb Douglas Adams im zweiten Teil seiner "Hitchhiker´s Guide to the Galaxy" -Trilogie, "die besagt, daß das Universum, sollte jemand herausfinden, weshalb es existiert, sofort verschwände und von etwas noch unerklärlicherem ersetzt würde." Andere dagegen behaupten boshaft, sollten Douglas Adams jemals die Ideen ausgehen, er würde ebenso erfolgreich wieder dorthin zurückkehren, wo er einst anfing, solange die Antwort auf die Frage nach dem Sinn allen Seins noch 42 ist. Bei allem Manövrieren auf Hyperraumschnellstraßen durch Cyberwelten ist er der Herrscher seines Universums geblieben, und das allen melancholischen Robotern in Tiefgaragen zum Trotz. Doch was macht ein Autor nach dem fünften Teil seiner Trilogie, einem eher zaghaften Versuch, die afrikanischen Berggorillas zu retten und einer Reihe von Detektivromanen im Stil von P. G. Wodehouse? Er wechselt das Medium und läßt wieder ein Raumschiff auf der Erde bruchlanden.

Douglas Adams begann beim Radio. Sein BBC-Hörspiel "Hitchhiker´s Guide to the the Galaxy" war in ein weltweiter Erfolg, kam später Band für Band als Roman und schließlich als Fernsehserie. Der Wechsel der Medien reizte Adams ebenso, wie ihn die schier endlose Wiederholung der Stereotypen langweilte. Bis die neuen Medien einen Fluchtweg eröffneten. Ziemlich gefahrlos generierte er aus einem Nebeneinfall das CD-Rom-Spiel "Raumschiff Titanic". Damals, in "Das Leben, das Universum und der ganze Rest" begnügte er sich damit, daß die Titanic auf ihrer Jungfernfahrt ein "Spontanes Massives Existenz-Versagen" erlitten habe, jetzt kann man sehen, lesen und hören, warum.

"Raumschiff Titanic" ist ein Spiel im virtuellen Nichts, eine Weltraumfarce ohne Erkenntnisgewinn und wissenschaftlichen Ernst, aber im unverwechselbaren Stil von Douglas Adams. Das ist bemerkenswert, weil er den Roman zur CD-Rom gar nicht selbst schrieb, sondern inklusive detaillierter Inhaltsangaben dem Monty Python - Mitbegründer Terry Jones überließ. Das Hörspiel, das Robert Schoen nun daraus gemacht hat, ist deshalb sowohl eine Weiterverarbeitung als auch eine Rückkehr zu dem, was Douglas Adams einst bewegte. Und es ist erstaunlich, wie gut es ohne Bilder auskommt.

Dabei bleibt auch dem Hörer nicht verborgen, daß er sich in einem gigantischen Computerspiel befindet: Um die Titanic wieder manövrierfähig zu machen, muß das Herzstück der zentralen Intelligenz gefunden werden. Das allerdings ist nur möglich, wenn sich die Erdbewohner, die sich mehr zufällig in der "Super Galactic Traveller Class" befinden, bis in die erste Klasse hocharbeiten. Und einer ihrer Gegenspieler ist eine nur mäßig intelligente Bombe.

Mit ihrem Herzblatt-Charme bleibt Susie Müller auch als Bombe völlig körperlos, und das ist nur einer der vielen kleinen Gags, die Robert Schoens Hörspiel bereithält. Untermalt von der Musik des Filmkomponisten und Henry Cow-Begründers Fred Frith folgen die vier Helden den Anweisungen von Liftrobotern, Stehlampen und lüsternen Aliens, bis die Bombe verwirrt, entschärft und frisch lackiert ist. Das Adams - Universum ist unergründlich und würde, im entgegengesetzten Fall, sofort durch ein anderes, noch absurderes ersetzt.

Titelbild

Douglas Adams: Raumschiff Titanic. Hörspiel von Robert Schoen.
Der Audio Verlag, Potsdam 1999.
130 Minuten, 20,40 EUR.
ISBN-10: 3898130037

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