Literarische Homestories

Gabriele Weingartner und Volker Heinle über 19 Autoren aus Rheinland-Pfalz

Von Mechthilde VahsenRSS-Newsfeed neuer Artikel von Mechthilde Vahsen

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Das Land zwischen Rhein und Pfalz hat nicht nur Wein und schöne Landschaften zu bieten, sondern auch jede Menge Literatur. Anlass genug, neunzehn Autorinnen und Autoren in Form von Homestories vorzustellen.

Man fragt sich, was eine Homestory ausmacht und was an dem Sammelband die literarische Momentaufnahme ist, wie es im Untertitel heißt. Bei ihren Begegnungen jedenfalls bemühen sich die Herausgeber Gabriele Weingartner und Volker Heinle um einen anschaulichen Stil, der an manchen Stellen etwas aufgesetzt wirkt und das Ganze zu einem Gemisch aus leichter Plauderei und hinterfragender Analyse werden lässt.

Dessen ungeachtet liegt es in der Natur der Sache, dass Homestories Leser finden und Neugier befriedigen wollen. Fotos zeigen die Interviewten, Bücherstapel, Schreibutensilien, die skizzierten Gespräche dringen in einen Alltag ein, der immer wieder anders daherkommt. Der vielfach ausgezeichnete Lyriker Thomas Kling wohnt auf einer ehemaligen Raketenstation nahe der Museumsinsel Hombroich, sein Arbeitsalltag unterscheidet sich sehr vom Alltag Annegret Helds, die als Polizistin gearbeitet hat und sich für soziale Brennpunkte interessiert, was auch in ihre Romane einfließt.

So bunt gemischt wie die Lebensentwürfe, die einem hier begegnen, sind auch die Schreibkonzepte und Gattungen. Lyrik steht neben Hörspiel, Drama, Prosa, Essays, historischen Romanen, Krimis und Theaterstücken. Diese Vielfalt gefällt und macht den Band interessant und abwechslungsreich, auch wenn die bei jedem Gespräch gleichen Fragen nach Alltag, Schreiberfahrungen, ersten Lektüren und Schreibanfängen, Kindheit und Träumen nach einiger Lesezeit etwas langweilen. Trotzdem entfaltet sich jede Biografie, alle verbunden durch das Schreiben, die Lust am Wort, an Geschichten, am Erzählen.

Die in dem Band mehr oder weniger selbst zu Wort kommenden Autoren sind Marcus Braun, Monika Geier, Dieter M. Gräf, Annegret Held, Andreas Höfele, Thomas Kling, Sibylle Knauss, Ursula Krechel, Ute-Christine Krupp, Thomas Lehr, Dagmar Leupold, Norman Ohler, Hanns-Josef Ortheil, Christoph Peters, Rafik Schami, Ulrike Schuster, Wolfgang Stauch, David Wagner und Ror Wolf.

Trotz der Schwächen ist das Buch eine gelungene Dokumentation, die eben nicht tabellarisch auflistet, was das Bundesland zu bieten hat, sondern versucht, den Menschen hinter der Literatur sichtbar zu machen. Nicht alle Porträtierten spielen dabei mit, was den Momentaufnahmen anzumerken ist. "Der Rest ist und war ohnehin schweigen", heißt es im knappen Vorwort. Was auf jeden Fall bleibt, ist die lohnende Lektüre der vorgestellten Werke.

Titelbild

Gabriele Weingartner / Volker Heinle: Schreibtisch.Leben. Literarische Momentaufnahmen.
Verlag Brandes & Apsel, Frankfurt a. M. 2004.
174 Seiten, 19,90 EUR.
ISBN-10: 3860995049

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