Vorbemerkungen zur Oktober-Ausgabe von literaturkritik.de

Die Frankfurter Buchmesse, nach Ausbruch der Covid19-Krise zunächst als hybride Veranstaltung geplant, wurde aufgrund der steigenden Fallzahlen und der internationalen Reisebeschränkungen im Spätsommer als physische Messe abgesagt und ist nun vollständig in die digitale Welt umgezogen. Darüber führten wir ein Gespräch mit Kathrin Grün, Pressesprecherin der Frankfurter Buchmesse. Das Gastland Kanada sah in einem rein digitalen Auftritt keinen großen Mehrwert und beschränkt seine Präsenz im Netz auf einige wenige Präsentationen, wird aber, auch dies wurde kurz vor der geplanten Messe bekannt, im nächsten Jahr den verpassten Auftritt nachholen – mit Verlagen, Autoren, Agenten, Politikern und allem, was sonst noch zu einem gelungenen Gastlandaufritt dazu gehört.

Der Schock saß in Frankfurt indes tief; es ist auch bei weitem nicht sicher, ob die gesundheitliche Situation im Herbst 2021 eine physische Messe wieder zulässt oder ob die digitale Variante ein weiteres Mal die sicherere Option sein wird. Einerseits möchte die Buchmesse schon lange diesen Weg in die digitale Zukunft beschreiten und hat in den letzten Jahren auch verstärkt an interaktiven sowie hybriden Formaten gearbeitet. Andererseits aber bleiben bei fehlenden Fachbesuchern auch die überlebenswichtigen Einnahmen weg.

Nicht zu vergessen sind natürlich auch die deutschsprachigen Verlage, die in Erwartung auf das Gastland Kanada ihr Frühlings- und vor allem ihr Herbstprogramm teilweise auf Übersetzungen der kanadischen Literatur (und diverser Sachbücher) eingestellt haben. Nun sind viele Bücher publiziert, das Gastland ist aber nicht da; und in dieser schnelllebigen Welt wissen wir, wie wenig Beachtung eine Publikation des Vorjahres mitunter findet. Einige Bücher konnten noch ins Jahr 2021 geschoben werden, aber viele andere, teils mit Übersetzungsförderung aus dem Gastland, harren nun ihrer Leser.

Auch bei literaturkritik.de mussten wir in Bezug auf unseren Schwerpunkt kurzfristig improvisieren. Den in den letzten Jahren bewährten Länder- und Messeschwerpunkt haben wir den veränderten Umständen anzupassen versucht, ohne dabei die Literatur und Kultur des ursprünglichen Gastlandes zu kurz kommen zu lassen. Neben einigen Essays über Kanada präsentieren wir etliche Rezensionen zu neu erschienenen Übersetzungen kanadischer Literatur.

Ansonsten beschäftigt sich die Oktober-Ausgabe wie gewohnt mit dem Deutschen Buchpreis, dessen Shortlist-Kandidaten wir vorstellen. Und auch auf das im Herbst gewohnt breite Angebot an Neuveröffentlichungen gehen wir mit mit einer Vielzahl von Rezensionen ein.

Im Namen unserer Redaktionen wünscht eine anregende Lektüre

Sascha Seiler