America first – in der April-Ausgabe 2018 von literaturkritik.de

„America first“ – in der April-Ausgabe 2018 von literaturkritik.de: Das ist selbstverständlich nicht in der Bedeutung gemeint, in der Donald Trump den Slogan seit seiner berüchtigten Antrittsrede als neuer Präsident der USA immer wieder gebraucht hat. Philip Roth, dem der von unserer Komparatistik-Redaktion an der Universität Mainz betreute Themenschwerpunkt dieser Ausgabe gewidmet ist, repräsentiert ein anderes Amerika. Dass der vor wenigen Wochen, am 19. März, 85 Jahre alt gewordene Autor schon längst den Literaturnobelpreis verdient hätte, wird wie von früheren Artikeln in literaturkritik.de über ihn auch jetzt wieder mehr oder weniger deutlich hervorgehoben. Gleich im ersten Beitrag dazu ist allerdings auch von Trump die Rede. Denn Roth hat sich im Januar dieses Jahres unmissverständlich über ihn geäußert. Und sein 2005 erschienener Roman Die Verschwörung gegen Amerika liest sich inzwischen wie eine erschreckende Vorahnung dieser Präsidentschaft.

Von Trump handeln in dieser Ausgabe auch einige andere Beiträge. Vielleicht ist die öffentliche Aufmerksamkeit, die ihm Tag für Tag gewidmet wird, sei sie auch noch so kritisch, ein Fehler, weil sie ihm eine Bedeutung zuspricht, die seinen Größenwahn nur bestätigt. Aber vielleicht wäre es ein noch größerer Fehler, seiner unberechenbaren Gefährlichkeit mit Schweigen zu begegnen. Und ein Fehler wäre es gewiss auch, ihn mit Amerika zu identifizieren. Es gibt ein anderes Amerika.

„America first“ in dieser Ausgabe meint nicht nur den Schwerpunkt „Philip Roth“. Die anschließenden Beiträge zu einigen Gedenktagen beginnen mit einer Erinnerung an den vor 50 Jahren ermordeten Martin Luther King und seinen amerikanischen Traum des gewaltlosen Widerstands gegen jede Gewalt und rassistische Diskriminierung. Die anschließenden Rezensionen sind dieses Mal zuerst der „fremdsprachigen Literatur“ gewidmet, und zwar zunächst einigen Romanen über die oder aus den USA. Die Reihe der Rezensionen zur deutschsprachigen Literatur wird eröffnet mit einer Besprechung zu Ann Cottens Berichten über eine Reise in die USA kurz nach der Wahl von Trump, die Rubrik „Biografisches und Autobiografisches“ mit einer Rezension zu einem Buch über Rose Ausländer, die zwei Mal in die USA auswanderte und sich dort eine neue Existenz aufzubauen versuchte.

„America first“ im Trump’schen Sinn hat eine Entsprechung in den Versen „Deutschland, Deutschland über alles, / Über alles in der Welt“. Mit Debatten über dieses „Deutschlandlied“ setzt sich die erste Rezension in der Rubrik zu literaturwissenschaftlichen Neuerscheinungen auseinander. „America first“ in dieser Ausgabe: Darüber hinaus geht es selbstverständlich wieder um vieles Andere. Wir danken allen, die dazu beigetragen haben und unsere Arbeit unterstützen, und wünschen unseren Leserinnen und Lesern einen anregenden Lektüre-Frühling.

Thomas Anz