Völklinger Schulderung: Konstantin Ames’ Buch über einen Kulturdenkmalort, der auch Werkstatt seines „Industrial Writing“ ist
Von Redaktion literaturkritik.de
Mit „Völklinger Schulderung“ hat der gebürtig aus Völklingen stammende Berliner Autor-Künstler Konstantin Ames seine Heimatstadt auf die literarische Landkarte gesetzt. Sein bisher umfangreichstes Werk ist weniger poetisch gehalten als sonst. Die von Ames eigentlich bevorzugte Sprachkunstform schien ihm für diesen Ort der Maloche und der Strukturwandelmelancholie unangemessen. Einigen Völklingern hat Ames bei seinen Recherchen allerdings genau zugehört, um für ihre Stimmen Gedichte zu entwerfen, die sie dann einsprachen; via QR-Codes ist diese Voice Poetry abrufbar.
Einer der Sprecher, Werner Becker, hat als Vorsitzender der Initiative „Völklinger Hütte“ zwischen 1987 und 1994 mit einer Schar Gleichgesinnter den Abriss dieses einmaligen Zeugnisses der Industriekultur verhindert. Ein anderer Sprecher, Meinrad Maria Grewenig, hat das vor dem Abriss bewahrte Ensemble über zwei Jahrzehnte als Generaldirektor weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht.
Der Buchtitel lässt vielleicht Stadtlob erwarten, aber weder Völklingen noch das Saarland werden sentimental beschrieben. Stattdessen entsteht im Schreibprozess ein Bewusstsein für den eigenen Status als Exilsaarländer. Ames nimmt die von ihm so empfundenen Versäumnisse der lokalen Kulturpolitik in den Blick, mahnt „Saarlandität“ an, schlägt eine deutsch-französische Literaturinitiative mit Sitz in Saarbrücken vor; und findet sich zum Jahreswechsel 2023/24 inmitten einer heftigen Kulturdebatte rund um die eilig abgesagte Ausstellung „TLDR“ der jüdischen Künstlerin Candice Breitz.
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