Der große Unbekannte des Neuen Deutschen Films

Behrang Samsami legt mit der Trilogie „Die langen Ferien des Sohrab Shahid Saless“ die erste Biografie und Werkanalyse des iranischen Drehbuchautors und Regisseurs vor

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Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Utopia (1983) ist in der Bundesrepublik der berühmteste Spielfilm von Sohrab Shahid Saless (1944-1998) – inzwischen auf DVD zu erwerben wie Ein Unding der Liebe (1988), dessen Drehbuch ebenfalls von Saless stammt, den er krankheitshalber aber nicht selbst realisieren konnte. Ist Saless heute in Deutschland nur (noch) wenigen ein Begriff, war das zu Beginn seiner Karriere beinahe genau umgekehrt. Auf der Berlinale 1974 erhielt er für seine ersten beiden, im Iran gedrehten Spielfilme Yek ettefaghe sadeh (Ein einfaches Ereignis, 1973) und Tabiate bijan (Stilleben, 1974) gleich sechs Preise, für letzteren den Silbernen Bären. Seit Herbst 1974 im westdeutschen Exil, realisierte Saless bis 1991 über zwölf Spiel- und Dokumentarfilme, die meist von den öffentlich-rechtlichen Sendern (co-)finanziert und fast alle prämiert wurden. So gab es für Grabbes letzter Sommer (Radio Bremen, 1980) gleich dreimal den Grimme-Preis.

25 Jahre nach seinem Tod erscheint mit Die langen Ferien des Sohrab Shahid Saless in deutscher Sprache die erste umfangreiche Darstellung und Untersuchung von Leben und Werk dieses transnational arbeitenden Filmemachers. Die Annäherung erfolgt in Form einer Biografie (Band 1), mittels Analysen der Spiel- und Dokumentarfilme (Band 2), anhand von Interviews über Saless sowie mithilfe ausgewählter Selbstzeugnisse (Band 3). Ziel der Trilogie ist, Saless hierzulande als cineastischen „Weltengänger“ (wieder) ins Bewusstsein zu rücken – als Impulsgeber des vorrevolutionären iranischen Kinos, aber auch als Teil des Neuen Deutschen Films, dessen großer Unbekannter er nach wie vor ist.

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Titelbild

Behrang Samsami: Die langen Ferien des Sohrab Shahid Saless. Annäherungen an ein Leben und Werk.
Exil Verlag, Frankfurt 2023.
1500 Seiten,
ISBN-13: 9783980165235

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