20 Kunstkarten mit Tulpen der Malerin Simone Frieling
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseZu ihren 20 Kunstkarten, die mit dem Titel Der Tanz der Tulpen erschienen sind, schrieb Simone Frieling im Juni 2024:
Alles, was wächst, bewegt sich. Alles, was blüht, verblüht und wirft irgendwann seine Blütenblätter ab. Nicht jede dieser Bewegungen ist für das menschliche Auge sichtbar, doch mit ein bisschen Geduld können wir den Moment in der Dämmerung erhaschen, in dem das seidige Gelb der Nachtkerze aus seiner grünen Hülle springt. Noch mehr Geduld erfordert es, die wie mit Honigharz versiegelte Knospe der Pfingstrose nach einem sanften Ruck sich aufplustern zu sehen. Die Blume aber, die unter unserem Auge zu tanzen anfängt: ist die Tulpe. Abgeschnitten von ihrem Lebensquell, der Zwiebel, nur mit Wasser getröstet in einer Vase, wächst sie doch noch fünf bis sieben Zentimeter über sich hinaus. Bei diesem Wachstum neigt sie sich mal zu der einen, mal zu der anderen Seite, um sich von ihrer schönsten zu zeigen. Die stolze Starrheit der Rose vor Augen, schlägt sie die Konkurrentin durch ausschweifenden Tanz aus dem Feld. Am Ende ihres irdischen Lebens treibt sie es am wildesten und wirft das schönste, was sie besitzt, von sich: ihre Blütenblätter. Haben wir diesen Moment verpasst, zeigt sie uns nur noch ihre schlaffen Laubblätter und ihren störrischen Stängel, auf dem ein nackter Stempel thront. Ihre kostbaren Kleider aber liegen auf dem Boden verstreut. Der Mensch tut gut daran, sich nach ihnen zu bücken und sie vorsichtig aufzuheben. Schwerelos wie die samtigen Flügel der Schmetterlinge liegen sie in unserer geöffneten Hand, um ein letztes Mal bestaunt zu werden.
Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeitern unserer Zeitschrift, Angehörigen der eigenen Universität oder aus dem Verlag LiteraturWissenschaft.de. Diese Bücher können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.
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