Vom Gartenzaun zum Nordpol
In Mira Lobes Buch geht ein Schneemann unbeirrt seinen Weg
Von Fabian Kettner
In einem Garten steht ein Schneemann. Das Mädchen, das ihn gebaut hat, gibt ihm eine Tasse heißen Tees zu trinken. Dadurch wird der Schneemann lebendig und verlässt den Garten und darauf folgend auch die Stadt. Auf einer zugeschneiten Wiese gefällt es ihm, aber eine Krähe gibt ihm zu bedenken, dass er hier im Sommer schmelzen würde. Also fährt er auf einer Eisscholle über Fluss und Meer zum Nordpol, wo eine Eisbärenfamilie ihn herzlich in die Arme schließt.
Illustriert ist das Buch mit detaillierten, fein gestrichelten Zeichnungen, die schön und klar sind, auch wenn sie ein wenig zu alternativer Beschaulichkeit neigen. Stille Tableaus wechseln ab mit vollgepackten ,Wimmelbildern', auf denen es immer wieder viele - auch skurrile - Details zu entdecken gibt.
Der Schneemann ist gut gelaunt und jeder lässt jeden ziehen, wenn es zum Abschied kommt. So geht von dem Buch eine angenehme Leichtigkeit aus. Erzählerisch werden geschickt zwei Stränge durchs Buch gelegt. Zum einen gibt es da die Veränderungen des Schneemanns, der zunächst ein "Stehmann" ist, dann ein "Teemann", der auch ein "Gehmann" ist. Zum anderen wird die Reihe der Personen und Figuren, denen der Schneemann auf seiner Reise begegnet, am Ende des Buchs zurückverfolgt, damit man die Sicherheit haben kann, dass die kleine Erbauerin des Schneemanns weiß, wo er ist und dass es ihm dort gut geht.